Als ich, mein Gesicht voller Tränen, bei ihm ankam, sah er mich besorgt an. “Was ist passiert?”, fragte er ruhig. Es war immer die selbe Frage. Als ich nicht antworten konnte, nahm er mich in den Arm, mit allem was er hatte, versuchte mich zu trösten, mir Halt zu schenken. Damals wusste ich den Wert noch nicht zu schätzen. “E-er hat Schluss gemacht..”, brachte ich irgendwann zitternd hervor. Er schwieg. Sagte nichts. Sonst war er nie Still. “Vielleicht solltest du ihn aufgeben, es gibt viel mehr als ihn”, brachte er flüsternd hervor und entferne sich ein Stück von mir, um mir in die Augen zu sehen. Ich verstand nicht, er redete so unklar. “Ich verstehe nicht. Was meinst du?” Einen Moment überlegte er. “Ich meine, dass er es nicht Wert ist. All die Jahre hat er dich hintergangen und dir ins Gesicht belogen, du bist immer wieder zurück. Der ist es doch nicht Wert. Auf der Welt sind so viele andere Menschen, die gut für dich wären. Nur Er nicht.” Ich wusste nicht, was er anzudeuten zu versuchte. Das er sich selbst meinte. Das er all die Zeit wegen mir litt. Weil ich egoistisch war. “Was für Menschen meinst du?”, wollte ich in voller Verzweiflung und Trauer wissen.
Er seufzte laut auf, schaute bedrückt auf den Boden. “Jemanden, der dir alles gibt, was er hat, jemanden, der dir die Aufmerksamkeit und Liebe schenkt, die du brauchst. Eine Person, der du wichtiger bist als er selbst. Jemand dem du vertrauen kannst, mit dem du glücklich sein kannst.” Damit bezeichnete er sich selber. Er wollte auf ihn aufmerksam machen. Doch ich war blind, wollte die Wahrheit nicht sehen, während er sich doch all die Mühe gab. Ich dachte nur an mich, immer. Sein Befinden war mir immer egal. Nie hatte ich mich je nach ihm erkundigt, denn während ich dachte zu ertrinken, war er es schon längst.Ich wollte es nie sehen, ich habe es verdrängt. Einfach weggesehen. Meinen einzigen Freund immer mehr Richtung Abgrund geschoben. Ich habe es einfach nicht bemerkt, oder wollte es nicht, spielt auch keine Rolle mehr. Verloren habe ich ihn schon. “So eine Person gibt es aber nicht! Wo denn? Niemand interessiert sich für mich, oder hilft mir in irgendeiner Weise. Immer lassen mich alle im Stich und lügen mir ins Gesicht.” Meine Blindheit hat nicht nur ihm geschadet, sondern auch mir selbst. Ich war so selbstsüchtig, wollte mehr, als ich brauchte, denn im Prinzip, hatte ich alles. An dem Tag verlor ich aber, alles was ich hatte. “Oh”, murmelte er, senkte seine Schultern. Er ging, ohne ein weiteres Wort. Nachdem Abend sah ich ihn nie wieder, weder konnte ich mich von ihm verabschieden noch mich entschuldigen. Erst als er nicht mehr an meiner Seite war, lernte ich, seinen Wert zu schätzen.
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