Kapitel 1

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"Ich liebe dich",schwärmte Elena. "Ich werde dich immer lieben, du bist meine Dual-Seele." Sie streckte sich auf ihre Zehnspitzen und suchte sehnsüchtig den Kontakt zu Dionis Lippen. Er roch wie immer nach Malizia. Sie liebte diesen Duft. Sie verband diesen Duft sofort mit ihm. Er strich ihr über ihr langes schwarzes nach Rosen-Shampoo duftendes Haar, hielt ihre Hand und zeigte auf ihre Kette. "Mit dieser Kette am Handgelenk, werden wir gemeinsam heiraten, Kinder bekommen und alt werden", sagte Dionis. Er hatte ihr die Kette geschenkt. Sie war aus Gold, das Muster wirkte wie in einander geflochtene Schmetterlinge, verziert durch kleine Swarovski Steine.In albanischer Sprache war in ihr eingraviert: Pjesa shpirtit tim,was übersetzt soviel bedeutet wie: Teil meiner Seele.

Die beiden waren nun schon seit mehr als drei Jahren ein Paar. Kennengelernt hatten sie sich in der Schule, sie belegten den gleichen Kurs, Philosophie.

Dionis war 19 Jahre alt, Muslim und stammte aus Albanien. Elena war ebenfalls 19 Jahre alt, hatte einen deutschen Vater und eine serbische Mutter. Ihre Mutter hatte sie streng nach ihrem orthodoxen Glauben erzogen.

Die beiden waren unzertrennlich, ein Herz und eine Seele. Sie liebten das gleiche Essen, teilten den gleichen Musikgeschmack, interessierten sich für Geschichte, fremde Kulturen und waren sehr naturverbunden. Wenn man das perfekte Paar beschreiben wollte, so dachte man sofort an die beiden.

Leider gab es einen einzigen Punkt in ihrer Beziehung, der die beiden immer aus der Bahn warf, Elenas Mutter.

Der Konflikt zwischen Serben und Albanern hatte sich tief in ihrem Kopf eingebrannt. Sie war voller Hass und konnte Albaner nicht ausstehen. Schon gar nicht wenn dieser auch noch einen anderen Glauben hatte, genauer gesagt den Islam.

Die beiden waren noch kein Jahr zusammen, da wollte Elena Dionis ihrer Mutter vorstellen. Sie war sich ihrer Sache so sicher, dass sie nicht mehr warten wollte. Dionis war aufgeregt, schließlich hatte Elena ihm durch Erzählungen über ihre Mutter nicht gerade Mut gemacht.

Elenas Mutter war sehr dominant, rechthaberisch und hatte das Sagen in der Familie. Peter, Elenas Vater,arbeitete als Kardiologe in einem Universitätsklinikum in Tübingen. Als Erbe einer Immobilienfirma war er sehr wohlhabend. Sein verstorbener Vater Klaus Freiling hinterließ ihm mehrere Ein- und Mehrfamilienhäuser, verteilt in ganz Deutschland, sowie prachtvolle Villen und Domizile in Spanien, Südfrankreich und in der Toskana. Peter Freiling war ein höchst gebildeter, zuvorkommender, höflicher, liebenswerter und ruhiger Mann. Bei Konflikten mit seiner Frau Maria, Elenas Mutter, gab er immer nach. Er ging jedem Streit aus dem Weg.

Zurück zu Elena und Dionis. Wie bereits erwähnt wusste Elena von Anfang an, dass Dionis der richtige Mann für sie war. Obwohl Maria ihr gesagt hatte, dass wenn sie einen Jungen nach Hause bringt, es definitiv ihr zukünftiger Ehemann sein muss, riskierte Elena nach nur einem Jahr Beziehung, den Schritt zu ihren Eltern. Sie wollte ihnen unbedingt Dionis vorstellen.

Elena:"Mama, ich muss mit dir reden. Ich habe jemanden kennengelernt. Wir sind seit einem Jahr zusammen, ich liebe ihn und ich möchte, dass du und Papa ihn kennen lernt."

Mutter:"Elena, ich hoffe das ist nicht dein Ernst! Was ist mit deinem Philosophie Studium. Willst du nicht erst einmal deinen Abschluss machen bevor du uns einen Mann nach Hause bringst. Außerdem ist das dein erster Freund, wie kannst du dir da schon so sicher sein? Ich habe dir damals schon gesagt, ich möchte nicht, dass du mir einen Mann vorstellst, außer er wird definitiv dein Ehemann!

Elena:"Mama, ich habe deine Worte nicht vergessen und ich würde dich niemals darauf ansprechen, wenn ich mir nicht sicher wäre! Ich brauche keine anderen Beziehungen führen, er ist mein Erster und wird mein Letzter Mann sein. Er ist der Richtige. Wir haben den gleichen Humor, die gleichen Interessen. Er ist witzig, gebildet, gut aussehend und treu.Er studiert Medizin und möchte später Arzt werden, um Menschen zu helfen, so wie Papa. Er liebt Reisen, Geschichte, fremde Kulturen und die Natur, ganz genauso wie ich. Manchmal sitzen wir stundenlang im Park und philosophieren über das Leben, Gott und die Erde. Mama, er ist der Richtige!

Mutter:"Ja aber Elena mein Schatz, du schaust gerade durch eine rosafarbene Brille. Du bist doch so hochintelligent und klug, denkst aber gerade total kurzsichtig, wie ein kleines verliebtes Schulmädchen.

Hast du denn auch mal weiter gedacht? Woher kommt er? Aus welcher Familie stammt er? Wer ist sein Umfeld?

Mit gebrochenem Herzen rannte Elena damals aus dem Haus. Ihre Bluse war durchnässt von ihren Tränen, die von ihrer Wange runter tropften. Sie hatte ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Die Tränen trockneten einfach nicht. Sie konnte nicht aufhören zu weinen. In nur einem kurzen Augenblick war ihr ganzer Traum zerplatzt. Ihre Vorstellungen wurden zu Nichte gemacht, ihr ganzes Leben wurde in eine ganz andere Bahn gelenkt. Dabei hatte sie sich alles so schön zurechtgelegt, alles komplett durchdacht und Pläne für die Zukunft geschmiedet. Was war passiert?

Als Elena damals ihrer Mutter sagte, dass Dionis ein Muslim sei, aus Albanien stammte und er aus einer einfachen Arbeiterfamilie kam, eskalierte die Situation. Maria wurde wütend, sprang aus ihrer antiken, mit Seide überzogenen Couch auf und schrie Elena an:" NEIN NEIN NEIN, Niemals! Niemals einen Albaner! Das kannst du vergessen. Dieser Junge wird unser Haus nicht betreten, solange ich lebe! Ich werde das niemals akzeptieren.Du wirst ihn anrufen und es sofort beenden. Ich werde das nicht dulden.

"Niemals einen Albaner!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt