Kapitel 5

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Jahre vergingen und Elena hatte endlich ihr Studium abgeschlossen, natürlich als Jahrgangsbeste. Mittlerweile war sie 30 Jahre alt. Sie war Professorin an einer Universität und unterrichtete Philosophie. An vieles hatte sich Elena bereits wieder zurückerinnern können aber eben nicht an alles. Einen Freund hatte sie nicht. Sie empfand keinen Jungen als gut genug für sich. Sie war keineswegs hochmütig, doch war eben einfach keiner interessant genug. Ihr Herz war versiegelt. Es fühlte sich an wie ein Tresor, der mit einem Sicherheitsschlüssel verschlossen wurde. Dieser Schlüssel war verschwunden oder es hatte ihn Jemand versteckt.

Maria plagten Schuldgefühle. Die letzten Worte von Dionis saßen tief. Mit den Jahren wurde auch sie sanfter, keine Spur mehr von Hass. Allmählich wurde auch sie älter und wünschte sich ein Enkelkind. Elena aber wollte nicht heiraten. "Kein Interesse, die Männer von Heute reizen mich einfach nicht", sagte sie. Aus Scham hatte Maria niemals von Dionis erzählt. Sie fürchtete einen Bruch mit ihrer Tochter. Das hätte Maria nicht verkraftet.

Maria hatte sich aber stets über Dionis informiert. Mittlerweile war er ein fertig ausgebildeter Neurochirurg. Sein Studium hatte er in den USA abgeschlossen. Ab und an war er in der Stadt zu Besuch bei seinen Eltern. Auch er war nicht verheiratet.

Elena zog es nochmal ins Einkaufszentrum. Sie brauchte ein schickes Kleid für einen besonderen Anlass, ein Klassentreffen.

Dionis war auch dort. Sofort zuckte er zusammen, als er Elena sah. Sie war noch immer bildhübsch, genau wie früher. Ihre makellose Haut, ihre roten Lippen, ihr schwarzes langes Haar, ihr leicht arroganter Blick und ihre wunderschönen leuchtenden blauen Augen. Er war wie erstarrt. Nie hatte er sie vergessen. Seine Hände zitterten. "Bleib ruhig", dachte er sich. Er lies sich nichts anmerken und ging an ihr vorbei. Ihr Jacken streiften sich. Elena schaute ihm ins Gesicht bevor sie an ihm vorbeiging. Keine Reaktion. "Dieser Geruch",sagte sie. "Woher kenne ich diesen Duft nur?" Der Duft rüttelte schöne alte Momente frei. Sie fing an zu verstehen, sie fing an sich zu erinnern. „Das ist doch Malizia!"

Plötzlich blieb sie stehen. Sie riss ihre Augen ganz weit auf. Ihr Kinnlade blieb offen. Tausend Gedanken in einer Sekunde strömten durch ihren Kopf. "Stopp warte", schrie sie ganz laut....

"Niemals einen Albaner!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt