Thomas wirft das Brötchen ins Gras, es schmeckt ihm nicht. Wenn er die Luft anhält, trägt der Wind die Stimmen der spielenden Kinder vom Fluss bis an seine Ohren. Er beschließt, wieder einmal über den Zaun zu klettern. Letztes Mal erwischte ihn Markus, der Dealer seiner Mama. Er tat dem Jungen weh, als er ihn zurück ins Haus zerrte. Dann tat er seiner Mama weh.
"Das Balg bringt uns verdammt nochmal in Schwierigkeiten. Sperre ihn in sein Zimmer, wenn du drauf bist, du miese Hure!"
Markus bezahlt die Rechnungen von Manuela, wenn diese bereits aus dem Postkasten hängen und ihm zuwinken. Dafür bringt er manchmal fremde Männer mit, die mit Manuela im Schlafzimmer verschwinden, während Thomas sich mit Markus irgendwelches Zeug im Fernsehen reinzieht. Zeug, an das er sich nicht gern erinnert.
Heute erwischt er mich nicht.
Thomas greift nach einem der Bretter und bemerkt, dass es wackelt.
Cool! Ein Geheimgang!
Er schiebt das Brett zur Seite, so dass ein schmaler, dreieckiger Spalt entsteht. Groß genug für seinen Arm, aber nicht für seinen Kopf. Er ruckelt an dem Brett und lächelt heute zum ersten Mal, als dieses auch zur Seite rutscht. Da hoppelt plötzlich ein Hase vor die entstandene Lücke. Die Bretter zerreißen die Haut an Thomas Unterarm, als er erschrocken zurückspringt. Der Hase hockt vor der Lücke und starrt ihn an.
"Hey! Ich bute wen dir!", sagt Thomas und reibt die offene Stelle.
"Husch!"
Der Hase verharrt an der Stelle und klopft mit seinem Hinterbein hörbar gegen die Erde. Da klingelt es im Haus an der Tür und der Hase verschwindet hinter den Sträuchern, welche die andere Straßenseite von den Feldern trennen, die seine Stadt umgrenzen.

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Im Namen des Hasen
Mystery / ThrillerNorman Weber bekommt den Auftrag, dem kleinen Thomas ein besseres Leben zu ermöglichen. Das wird eine besondere Herausforderung in seinem Job als Osterhase. Wird er dafür das Großraumbüro in Norwegen verlassen müssen?