Kapitel 12: Das gibt Ärger

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"Guten Morgen!", sagte mein Bruder, als er mich aufweckte. Ich hustete. "Guten Morgen", entgegnete ich. "Kannst du kurz Mum holen? Sie muss mir beim Wechseln von der Flasche helfen", fragte ich ihn. "Klar", sagte Justin und ging aus dem Zimmer. Kurze Zeit später betrat meine Mutter das Zimmer.

"Hallo Schatz. Alles gut?", fragte sie mich. "Ja." Sie half mir die Sauerstoffflasche zu wechseln und half mir aus dem Bett zu kommen. Wir gingen zusammen die Treppe runter und sie machte mir Frühstück.

"Was war gestern eigentlich mit Shawn?", fragte sie mich, während sie Frühstück machte. "Ist egal", sagte ich und bettelte, dass sie nicht weiter fragen würde. "Emma, was ist passiert. Du weißt du kannst mir alles sagen." Es war eigentlich klar, dass sie weiter fragen würde.

"Ich hab mich von ihm getrennt." Sie sah mich schockiert an. "Wieso?", fragte sie. Meine Augen füllten sich mit Tränen. "Ich will nicht, dass er sich so fühlt wie ich nach Nick's Tod." Meine Mutter kam zu mir und umarmte mich. "Glaubst du nicht, dass er das selbst entscheiden sollte?"

Der Tag verging relativ schnell. Die ganze Zeit musste ich über das nachdenken, was meine Mutter mir gesagt hatte. Sollte er das selbst entscheiden? Sollte ich wieder mit ihn zusammen kommen? Selbst nachts konnte ich an nichts anderes denken. Ich schlief nur wenige Stunden. Um 6 Uhr wachte ich auf. Ich musste ab jetzt früher aufstehen, weil jetzt alles länger dauerte.

Mein Vater wollte mich unbedingt zur Schule fahren, aber ich weigerte mich. Wenigstens für ein paar Stunden wollte ich mich wie ein normaler Teenager fühlen, außerdem wollte ich ihm aus dem Weg gehen. Ich war gespannt was meine Mitschüler zu diesem Ding sagen würden.

An der Schule angekommen, lief Donna zu mir und umarmte mich. "Was ist das?", fragte sie mich. Während wir in die Schule liefen erklärte ich es ihr. An den Schließfächern angekommen, öffnete ich meinen Spind und holte wichtige Bücher und Ordner raus. "Ich gehe noch kurz zur Toilette. Bin gleich wieder da", sagte sie. Ich hatte ihr noch nichts davon erzählt, dass Shawn und ich uns getrennt hatten.

Als ich Shawn auf mich zukommen sah, schloss ich das Schließfach, zog den Hebel meiner Sauerstoffflasche hoch und lief weg. "Emma! Emma! Bleib stehen verdammt nochmal!", rief er und hielt meinen Arm fest. "Was willst du?", fragte ich ihn und musste meine Tränen wieder zurückhalten. "Können wir kurz wohin gehen und reden? Ich sah mich um. "Die Stunde fängt gl-" Er unterbrach mich. "Erst in einer halben Stunde an. Bitte!"

Wir gingen hinter die Turnhalle und Shawn drückte mich gegen die Wand. Er beugte sich zu mir küsste mich, aber ich drückte ihn weg. "Ich liebe dich und daran wird sich nie was ändern." Eine Träne lief mir in die Wange. "Als er starb, ging es mir schlecht. Sehr schlecht. Ich hab ihn so geliebt. Glaub mir. Es war schrecklich." Er nickte. "Aber du wirst nicht sterben", sagte er. Ich sah in seine wunderschönen braunen Augen. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte bei ihm sein.

"Lass uns gehen", flüsterte er. "Wohin?", fragte ich. "Komm." Er nahm meine Hand und brachte mich zu seinem Auto.

Wir stiegen ins Auto und er fuhr los. Shawn fuhr einen Berg hoch. Während der Fahrt redeten wir nicht. "Hier sind wir", sagte er als wir angekommen waren. Wir waren an einem Aussichtspunkt, an dem ich noch nie gewesen war. Von hier aus konnte man die ganze Stadt sehen. "Es ist wunderschön hier", sagte ich und lächelte ihn an. Er beugte sich zu mir und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Ich drehte mich in Richtung Fenster, um zu husten. Und es hörte einfach nicht auf.

"Emma? Alles gut? Soll ich dich zum Arzt bringen?" Ich schüttelte den Kopf und hustete weiter. Irgendwann startete er den Motor und fuhr los. "Wohin... gehst... du?", fragte ich außer Atem, weil mich das Husten völlig angestrengt hatte. "Dich zu einem Arzt bringen", sagte er und stoppte an einer Ampel. "Das... musst-" Er unterbrach mich. "Doch muss ich."

Shawn parkte in einer Tiefgarage und wir liefen in die Notaufnahme. Es war noch früh ca. neun Uhr. Shawn meldete mich am Empfang und er kam dann zurück ins Wartezimmer. "Sorry. Du hast jetzt die Schule geschwänzt um mit mir Spaß zu haben und jetzt sitzt du hier", sagte ich. Bevor Shawn etwas sagen konnte, rief eine Krankenschwester meinen Namen.

"Emma Robinson." Shawn stand ebenfalls auf und begleitete mich ins Zimmer. Er setzte sich an einen Stuhl am Fenster und sah auf die Tür. Der Chefarzt, der mich schon kannte, kam ins Zimmer und gab uns beiden die Hand. "Heute mit Begleitung?", fragte er mich und sah abwechselnd zu uns. "Ja er ist mein Freund", erklärte ich ihm. Mit einem Lächeln und ohne auf meine Antwort zu antworten redete er weiter. "Was ist heute passiert Emma?", fragte er mich. "Ich... wir waren im Auto und ich hab dann angefangen husten." Er sah uns beiden irritiert an. "Solltet ihr um diese Uhrzeit nicht in der Schule sein?", fragte er. Wir sahen beide zu Boden und zum Glück hackte er nicht weiter nach. "Wir machen das übliche." Das bedeutete Röntgen.

Eine Krankenschwester brachte mich ins Röntgen. Eine Stunde später saß ich wieder im Wartezimmer und Shawn hielt meine Hand. Wieder rief eine Krankenschwester meinen Namen und ich saß wieder im selben Zimmer. Und Shawn war dabei. Dr. Brown, der Arzt von vorhin, sah ernst aus.

"Leider Emma, gibt es mal wieder keine guten Nachrichten. Es hat sich durch den Tumor Wasser in deiner Lunge gesammelt. Eine gute Nachricht hab ich aber. Der Tumor ist nicht gewachsen. Da du die Chemotherapie morgen haben wirst, bleibst du hier. Wir werden dir mit einer Drainage das Wasser aus der Lunge holen. Ich rufe deine Eltern an", sagte er und verließ das Zimmer. Und wie immer weinte ich. "Hey, es wird alles gut", sagte Shawn und setzte sich zu mir auf die Liege.

Stunden später saß Shawn neben meinem Krankenhausbett auf einem Stuhl und wir spielten Karten. "Gewonnen!", rief ich. "Du bist einfach besser!", gab er zu. Auf dem anderen Bett lag der Junge, mit dem ich die Chemo gemacht hatte. Er schlief und sah nicht fit aus.

Meine Eltern betraten das Zimmer und mein Vater schaute uns wütend an.

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Schreibt was in die Kommentare. Danke❤️

#1058 Wörter

Das Glück liegt in unseren Händen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt