Kapitel 15: Hör auf zu hoffen

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Am nächsten Tag wachte ich um ein Uhr mittags auf. Ich hatte Schmerzen im Brustkorb. Krebs ist streng genommen keine Krankheit. Es sind die eigenen Zellen, die mutieren. Das Schlimme am Krebs ist nicht nur, dass man daran stirb. Das Schlimmste ist, dass er dich verändert. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Der Krebs lässt dich aussehen wie ein wandelndes Skelett und seelisch macht es dich zu einem Wrack.

Ich versuchte selber die Sauerstoffflasche zu wechseln. Danach aß ich etwas und spielte Gitarre. Als ich damit fertig war ging ich duschen. Es war wirklich schwierig damit duschen zu gehen. Ständig wickelten sich das Kabel um meinen Körper. Nach einer Stunde, zog ich mich für das Treffen mit Shawn an. Ich zog mir eine schwarze Hose, einen weißen Pullover und weiße Sneaker an.

"Mom, ich gehe mit Shawn aus", rief ich nach oben. "Okay, viel Spaß", rief sie nach unten. Es war schon fast dunkel und ich schob das Ding hinter mir her. Shawn stand schon im Park und begrüßte mich mit einem Kuss. Er fragte mich wie es mir ginge und ich sagte, dass es mir gut gehe.

Wir setzten uns auf eine Bank und ich legte meine schmerzenden Beine auf seine. Wir hielten unsere Hände fest. Ich muss ihn fragen! Jetzt los Emma! Mach schon! Also fing ich an zu erzählen: "Vor acht Monaten saß ich hier mit Nick und er erzählte mir, dass der Krebs zurückgekommen wäre. Daraufhin fragte ich ihn ob es noch Hoffnung gäbe und er sagte mir, dass Hoffnung nur etwas für Menschen sei, die mit der Realität nicht klar kämen." Er sah mich verwirrt an. "Was meinst du damit?", fragte er.

"Hast du noch Hoffnung, dass es mir besser gehen wird? Denn wenn ja, dann hör damit auf. Lebe in der Realität und nicht in der Welt der Hoffnungen. Denn das ist nicht die Realität", sagte ich. "Du wirst nicht sterben", sagte er und gab mir einen Kuss. "Shawn. Wirst du damit klar kommen, dass ich sterben werde?", fragte ich ihn ernst. Eine Träne lief ihm über die Wange und das war Antwort genug, dennoch sagte er ja. "Weißt du, Nick hat mich das auch gefragt und ich hab ihm gesagt, dass ich damit klar kommen würde. Aber das tat ich nicht. Es war sehr schwer für mich. Dir soll es nicht auch so gehen."

Shawn hielt meine Hand jetzt noch fester. "Du wirst nicht sterben. Der Tumor ist doch noch klein", sagte er. Tränen stiegen mir in die Augen. "Als ich im Krankenhaus war, haben sie nach der Chemo noch ein Röntgenbild gemacht. Er ist zwei Zentimeter gewachsen. Ich bin jetzt Stadium 3", erklärte ich ihm. Shawn sah mich schockiert an. "Warum hast du mir das nicht gesagt?", fragte er. "Nicht einmal meine Mutter weiß es. Ich hab dem Arzt erzählt, dass ich es meiner Mutter sagen würde." Er umarmte mich und wir saßen einfach nur da. "Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein", sagte er. "Egal was passiert", fuhr er fort.

Als ich nach Hause kam legte ich mich gleich ins Bett.

Am nächsten Morgen wachte ich um sechs Uhr auf. Ich machte mich für die Schule fertig und stieg ins Auto meiner Mutter ein. Maria saß auf der Rückbank. Die Sauerstoffflasche hatte ich zwischen meinen Beinen. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus.

An der Schule angekommen stieg ich aus und lief zu meinem Schließfach. Ich drehte am Rad und versuchte die Zahlen zu finden, aber mir wurde schwindelig und das Schließfach ging nicht auf.

"Warte ich helf dir", sagte eine Stimme. Es war Shawn. "Danke", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ich sagte ihm die Zahlen und er öffnete das Schließfach. "Wie gehts?", fragte er. "Mir gehts gut", log ich. Er zog unglaubwürdig die Augenbrauen hoch.

Ich lief mit ihn ins Klassenzimmer und zog die Sauerstoffflasche mit mir mit. Wir setzten uns an unsere Plätze und die Lehrerin kam ins Zimmer. Sie packte ihre Sachen aus und schrieb etwas an die Tafel: 'Was passiert nach dem Tod?' stand an der Tafel. Eigentlich mochte ich den Religionsunterricht, aber nach meiner Diagnose war es einfach nur noch eine Qual.

"Eure Aufgabe wird sein, einen Aufsatz über das Thema zu schreiben. Er wird 50% eurer Note zählen. Ihr arbeitet mit eurem Nebensitzer zusammen. Wenn ihr wollt könnt ihr die Computer benutzen. In zwei Wochen ist Abgabe." Ich war froh, dass Shawn mein Sitznachbar war. Er lächelte mich fröhlich an.

Shawn und ich liefen zu einem der Computer und er startete ihn. Shawn gab seinen Benutzernamen und sein Passwort ein. "Tolles Thema", sagte er sarkastisch. "Ist schon gut", sagte ich und hustete. Shawn tippte die Frage, die an der Tafel stand, in den Computer.

Wir schrieben ein paar wichtige Stichworte raus bevor es klingelte. "Was machst du heute?", fragte er mich beim Rauslaufen. "Keine-" Ich hustete. "Ahnung", fuhr ich fort. "Willst du nachher zu mir kommen?", fragte er. Ich lächelte ihn an und bejahte. "Wie wärs um 4?", fragte er mich. "Okay. Bis später!", sagte ich und hab ihm zum Abschied einen Kuss.

Kapitel 15!!!! >Hoffnung ist nur etwas für Menschen, die mit der Realität nicht klar kommen< Ist der Spruch wahr? Schreibts in die Kommentare!

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Das Glück liegt in unseren Händen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt