Kapitel 17: Weihnachten

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Heute war der 24. Dezember. Heilig Abend. Meine Mom hatte Shawn, seine Eltern und seine Schwester Aaliya zum Essen eingeladen. Mein Bruder Justin verbrachte Heilig Abend bei seiner Freundin und würde uns an Silvester besuchen kommen. Schon den ganzen Tag stand meine Mutter in der Küche und kochte. Ich versuchte ihr so viel wie möglich zu helfen, aber sie sagte, dass ich mich ausruhen solle.

Da ich meiner Mutter nicht helfen durfte, ging ich mich anziehen. Ich stand vor meinem Schrank und wusste nicht was ich anziehen sollte. Jedes Mädchen kennt es vor einem vollen Schrank zu stehen und nicht zu wissen was man anziehen soll. Nach gefühlten Stunden fand ich ein rotes Kleid. Es war kürzer als meine Knie. Dazu zog ich eine dunklere Strumpfhose und rote Ballerinas an. Danach ging ich ins Bad und schaute in den Spiegel. Kurz nahm ich meine Sauerstoffkabel aus der Nase. Wie schön ich aussah ohne diese Dinger.

Nach kurzer Zeit musste ich sie wieder anziehen, weil ich schlecht Luft bekam. Die letzte Chemo hatte ich gestern. Das Röntgenbild zeigte, dass der Tumor wieder bisschen gewachsen war. Und nicht nur das. Es hatte auch schon in den anderen Lungenflügel gestreut.

Meine Augenränder bedeckte ich mit Make-up. Ansonsten schminkte ich mich nicht. Es klingelte und ich lief die Treppe runter. Shawn, seine Mutter Karen, sein Vater Manuel und seine Schwester Aaliya standen im Flur und begrüßten alle. Als ich ebenfalls im Flur stand umarmte ich Shawn und gab ihm einen Kuss. "Das Kleid ist echt schön", sagte er. "Danke." Ich umarmte seine Schwester und seine Eltern und wir setzten uns an den Tisch. Während des Essens erzählte Karen etwas über ihre Arbeit.

Im Radio lief 'Thinking out Loud' von Ed Sheeren. "Los tanzt!", forderte meine Mutter uns auf. Shawn stand auf und reichte mir seine Hand. Ich lächelte ihn an und stand ebenfalls auf, aber ich zog meine Sauerstoffschläuche aus. "Emma, zieh sie wieder an", forderte mein Vater mich auf. Ich beachtete ihn nicht, sondern fing an mit Shawn zu tanzen. Wir tanzten eng beieinander und wir sahen uns tief in die Augen.

Es machte mir wirklich Spaß und ich vergaß die ständigen Schmerzen in meiner Lunge. Als das Lied zu Ende war umarmte ich ihn und gab ihm einen Kuss. Alle applaudierten.

Danach zog ich meine Sauerstoffschläuche wieder an, nahm eine Decke und setzte mich aufs Sofa, das im Garten stand. Ich vermisse dich, Nick. Ich vermisse dich sehr. Aber dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich bin glücklich, dachte ich. Shawn kam mit dem Bier in seiner Hand in den Garten und setzte sich zu mir.

"Ich bin so vollgefressen", sagte ich. Er lachte. "Ich auch. Ich glaub ich werde bis nächstes Weihnachten nichts mehr essen." Ich lachte. "Frohes Weihnachtsfest Emma", sagte Shawn und küsste mich. "Ich liebe dich", sagte ich ihm.

"Mir ist kalt", sagte ich mit zittriger Stimme und wir gingen wieder ins Haus. Unsere Mütter standen in der Küche und unterhielten sich und unsere Väter waren wahrscheinlich oben im Arbeitszimmer. Unsere Schwestern waren oben und unterhielten sich über irgendwas.

Shawn und ich gingen in mein Zimmer. Ich wechselte kurz meine Sauerstoffflasche und setzte mich dann zu ihm aufs Bett. "Ich hab ein Geschenk für dich", sagte er. Erstaunt sah ich ihn an. "Du musstest mir nichts kaufen", sagte ich. Ohne auf das einzugehen was ich gesagt hatte, holte er ein kleines Schächtelchen raus und gab es mir. "Hier für dich." Langsam öffnete ich das Schächtelchen. In ihm befand sich eine silberne Kette mit einem roten Herz daran. Mit großen Augen sah ich ihn an. "Sie ist wunderschön!", sagte ich fröhlich. "Soll ich sie dir anziehen?", fragte er. Ich nickte und drehte mich um. Shawn legte die Kette um meinen Hals und machte sie zu. "Ich liebe dich", sagte ich erneut und gab ihm einen Kuss. "Willst du heute hier übernachten?", fragte ich ihn. "Wenn es für deine Eltern-" Ich unterbrach ihn. "Ist es."

Shawn erzählte seine Mutter, dass er heute hier übernachten würde und sie gingen dann. Weil es schon spät war gingen wir in mein Zimmer. Shawn schlief mit den Sachen, die er anhatte und auch ich schlief mit meinem roten Kleid.

Nachts um halb drei wachte ich auf. Meine Lungen schmerzten und ich bekam kaum Luft. Also stand ich auf und suchte nach meiner Sauerstoffflasche was Shawn aufweckte. "Was machst du?", fragte er verschlafen. "Ich krieg keine Luft", sagte ich. Er stand gleich auf und öffnete das Licht. Ich stellte die Sauerstoffflasche so ein, dass sie mehr Sauerstoff geben würde. "Sorry... dass... ich... dich... aufgeweckt hab", sagte ich hustend. Es tat mir wirklich leid. Sehr leid. "Schon okay", sagte er müde und wir legten uns wieder hin.

Mit Nick wäre alles einfacher. Er könnte es nachvollziehen. Ist Shawn vielleicht sauer, dass ich ihn nachts aufgeweckt habe?

Da ist wieder ein Kapitel. Hoffe es hat euch gefallen! 😊 Was glaubt ihr? Ist Shawn sauer auf Emma? Ist Emma eine Last für Shawn? Schreibts in die Kommentare!

#830 Wörter

Das Glück liegt in unseren Händen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt