《Kapitel 33 pt.II》 ▪Claire▪

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Seine Worte ließen keinen Zweifel daran, dass ich seine Andeutungen falsch verstanden hatte und verursachten zugleich, dass sich der Inhalt meines Magens umdrehte. Wie hatte Kyle davon erfahren können? Sicher, heutzutage waren Vampire überall, im Fernsehen und in zahllosen Büchern, aber wer glaubte tatsächlich daran? Kyle tat es offenbar, also musste es auch einen Grund dafür geben.

„Wie hast du davon erfahren? Hat Jess dir von den blauen Flecken erzählt?", fragte ich, unsicher darüber, wie ich reagieren sollte. Sollte ich James davon erzählen, dass Kyle Bescheid wusste? Dass Kyle danach tot und in einem namenlosen Grab verscharrt werden würde, war vorauszusehen. Doch sollte ich es James nicht erzählen und riskieren, dass Kyle dessen Geheimnis weitererzählte? Was danach geschehen würde, wollte ich mir gar nicht vorstellen.

„Denkst du etwa, dass dein Millionärsfreund der Einzige ist, der dreckige Geheimnisse mit sich herum trägt? Ich weiß schon seit Jahren von der Existenz der Vampire, aber das konnte ich dir natürlich nicht erzählen, weil du nach unserer Trennung nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest. Doch als Jess mir von ihrem Verdacht berichtet hat, dass James dir gegenüber vielleicht gewalttätig geworden sein könnte und du nicht darüber reden willst, musste ich nur eins und eins zusammenzählen", erklärte Kyle und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Und nein, ich werde nicht dem nächstbesten ausplaudern, was ich über deinen Freund herausgefunden habe, da ich nicht den sehnlichen Wunsch nach einem schmerzhaften Tod verspüre. Deswegen werde ich auch gleich wieder verschwinden, bevor er bemerkt, dass ich mit dir spreche. Eine Frage habe ich noch: Bezahlt er dich so gut dafür oder liebst du ihn wirklich genug, um dich von ihm als Blutbeutel benutzen zu lassen?"

Das reichte. Wütend holte ich mit der Faust aus und traf ihn am Kinn, wonach Kyle überrascht aussah und die getroffene Stelle sanft massierte. Mit Zorn in der Stimme schleuderte ich ihm entgegen: „Ja, du solltest wirklich lieber von hier verschwinden – sonst wird dich mein vampirischer  Millionärsfreund noch vor meinen Augen umbringen. Und für mein Schweigen müsste er mich nicht einmal bezahlen."

Ich stapfte davon und widerstand nur schwer dem Drang, zurückzugehen und ihm ordentlich meine Meinung sagen. Sollte er es nur wagen, James zu verraten –ich würde ihm dafür eigenhändig die Eingeweide ausreißen. So in meine - zugegeben etwas blutrünstigen – Gedanken vertieft, übersah ich beinahe den Vampir, der an seinem Audi lehnte und amüsiert grinste.

„Mit dir sollte man sich echt nicht anlegen, wenn du wütend bist", stellte James fest und lächelte noch breiter.

„Hör auf, so dämlich zu grinsen", wies ich ihn fassungslos zurecht. „Kyle könnte dich je nach Laune an die Menschen ausliefern und alles, was du deswegen tust, ist dämlich zu grinsen?"

„Soll er es doch versuchen. Er weiß, dass ich ihn dafür jahrelang foltern und schließlich töten könnte – natürlich nur, wenn er dich  überlebt. Du siehst so aus, als würdest du gleich einen Amoklauf begehen", zog er mich weiter auf und tat so, als würde er ängstlich vor mir zurückweichen. Als ich daraufhin beleidigt meine Arme verschränkte, lachte er sogar ein tiefes und heiteres Lachen, bei dem ich normalerweise dahingeschmolzen wäre.

„Schön, dass du meine Reaktion so lustig findest. Nächstes Mal lasse ich ihn am besten 'Hilfe! Ein Vampir!' ganz laut über das Campusgelände schreien." Ich versuchte, mich aus seinen Armen zu befreien, die er um meine Hüften gelegt hatte, doch natürlich kam ich nicht gegen seine Stärke an.

„Ich lache doch nicht, weil ich mich über deine Reaktion lustig mache. Ich lache, weil ich glücklich bin", antwortete er. Tatsächlich wirkte er ganz anders als vorhin, als seine grauen Augen wie ein Sturm geglüht hatten. Sie leuchteten zwar immer noch intensiv, allerdings war dieses Leuchten eher ein zufriedenes Strahlen als ein wütender Sturm. „Du machst mich glücklich, Claire. Deine Reaktion hat nur das bestätigt, was ich schon seit längerer Zeit vermutet habe."

Eine Nacht mit einem Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt