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,,Pass doch auf!'' Nelson aus der Oberstufe rempelte mich an, während ich dabei war meine Bücher in mein Spind zu befördern. Sein Blick änderte sich von wütend zu einem schelmischen Grinsen, als er sah, wen er da angerempelt hatte. Seine rot-gelbe Collegejacke spiegelte seine Aura wieder. ,,Wen haben wir denn da?'',fragte er, lehnte lässig an dem Spind, sein Grinsen wurde breiter. Ich schaute ihm tief in die Augen, mein Blick gleichbleibend. Eine Weile schaute er mich an, bis es ihm zu dumm wurde, er die Augen verdrehte und verschwand. Ich lehnte mich gegen meinen Spind, schloss die Augen und drückte meine Ledertasche fest an mich, als ich plötzlich die Stimme, das Lachen von Coco wahrnahm. Coco hatte ihre blonden Haare zu einem Dutt gebunden, ihr roter Pullover schien fast nach Aufmerksamkeit zu schreien. Sie schien sich nicht um die Anderen zu scheren, ihr Blick war einzig und alleine auf eine Person gerichtet, die Person neben ihr, ihre Hände waren verbunden. Er hatte braune Locken, ein Grübchenlächeln , sein Körperbau war schmal, seine Arme zierten Narben, genauso wie meine. Automatisch zog ich meinen braunen Pullover ein Stück weiter nach unten, um meine Narben zu verstecken. Mein Blick, genauso wie der von den anderen war auf sie gerichtet. Auf den Jungen und auf Coco. Sie wirkten so unterschiedlich. Er, eine Aura, schwarz wie Ebenholz, kaputt, gezeichnet durch seine Narben. Sie, die so glücklich wirkte, das beliebte Mädchen mit der Lebensfreude, doch sie wirkten aufeinander glücklich. Irgendetwas brachte mich dazu, ihm noch einmal hinterherzusehen, seine Gangart, seine dünnen Armen, die Adern und seine Narben, seine Locken oder sein Grübchenlächeln. Ich schüttelte den Kopf, ich durfte meine Gedanken nicht an so etwas verschwanden. Ich war verliebt und das schon lange. Ich schulterte meine Tasche erneut und lief die langen Gänge meiner Schule entlang.

Liebes Tagebuch, heute habe ich Joe gesehen. Sein Lächeln hat wieder all diese Gefühle ausgelöst, die ich von Anfang an für ihn hatte. Er hat mir ein Lächeln geschenkt, er kam zu mir herüber und ich wusste nicht ob ich in dem Moment lieber Sterben oder Leben wollte. Mein Herz begann endgülig zu explodieren, als ich das Mädchen hinter ihm entdeckte. Sie wirkte auf mich wie ein Mauerblümchen, ohne Erfahrungen im Leben. Ihre weißen Zähne schienen mir nahezu zu perfekt. Die Art, wie sie ihre Arme umd seinen Arm geschlungen hatte, wie sie mir versucht hat, die Hand hinzustrecken, welches ich nicht erwiderte. Ich befand mich in diesem Moment in einer Art Schockstarre, sodass ich nur noch den Drang nach Zigaretten und Alkohol hatte. Joe pflegte immer zu sagen, dass ich die Finger davon lassen sollte, doch es war einfach zu verführerisch. Ich war mir immer sicher, wenn es mit Joe nicht klappen würde, dem Jungen mit den aschblonden Haaren, den grünen Augen und der Narbe über der Augenbraue, dann mit keinem. Er hatte mich schon so oft in meinem Schülerwohnheim besucht, hatte mir Essen gebracht und hatte mich rausgeholt aus der Stressphase des Lernens oder meiner Down-Phase. Wie so oft stellte ich mir die Frage, wie könnte ich ohne ihn überleben? Wenn er komplett aus meinem Leben verschwinden würde?


Small Hopes - Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt