Irgendwann vergaß ich die Zeit. Joe und Ich standen die ganze Zeit an der Bar, tranken Whiskey, bis wir nur noch lachten und uns an der Holztheke festhalten mussten, da unsere Blickfelder verschwommen waren. Ich trank, sang und lachte mit Joe, bis er entschied mich für einen Moment zu verlassen. Ich hatte die Zeit mich im Betrunkenen Zustand zu ordnen. Mein Körper war gefüllt mit dem Adrenalinschub durch den Whiskey, meine Gefühle waren auf Hochtouren, ich sah nur noch Joe. Doch, er hatte mich schon eine ganze Weile alleine gelassen. Wie automatisch drängelte ich mich durch die tanzenden und grölenden Leute, an einer Couch voll mit lachenden Mädchen vorbei, bis ich in einem Raum kam, wo es schien, dass mein größter Alptraum wahr wurde. Ich sah Joe's kahlen Rücken, seine breiten Muskeln, seine Hose lag auf der Couch, er stand vor einem Mädchen, sie selbst war halbnackt, ihre Schenkel gespreizt, ihre Zunge in seinem Hals. Sie standen da, knutschten und ließen Ab und An ein kleines Stöhnen aus. Joe schien mich nicht zu bemerken, doch die Luft um mich herum wurde geringer, ich begann schwer zu Atmen, was mich im Endeffekt auch verriet. Joe drehte sich um, sein Blick völlig kahl, leer und blass als er mich sah, wie ich innerlich fast zu Zerbrechen begann. Das Mädchen machte keine Anstalten Joe's Gesicht loszulassen, sie starre ihn an, schien wirklich keine Notiz von mir zu nehmen. ,,Diana, ich..'',setzte Joe an, doch meine Gedanken setzten aus, ich drehte mich um, mir wurde schwindelig doch meine Geschwindigkeit beschleunigte sich. Ich rannte durch die Menschenmengen, die mich missbilligend ansahen. Von weiter weg ertönte eine Stimme, die ich in diesem Moment verabscheute. Als ich aus der Bar war, flossen die ersten Tränen, doch ich lief weiter. Ab jetzt wusste ich nicht mehr, in welcher Beziehung ich zu Joe stand. Er hatte mir immer Versprochen, dass ich sein Mädchen war, vielleicht schien es mich in dem Moment so glücklich zu machen, dass ich seine Bedinungen über eine freie und offene Beziehung gar nicht mitbekam. Ich wusste es innerlich immer, es war mir schon immer klar, doch der Schmerz breitete sich weiter in meiner Brust aus. Selbst die Schmerzen, die ich mir selbst zugefügt hatte, waren nichts hier gegen. Mein Bewusstsein sagte mir, dass ich irgendwann sowieso wieder zu ihm zurückkommen würde und ihm verzeihen würde, weil meine Sehnsucht nach ihm zu groß war. Ich rannte und rannte, spürte den Asphalt schon unter meinen Füßen. Ich hatte mich für Sandalen entschieden, meine Fersen schmerzten, genauso wie mein Herz. Im Hintergrund nahm ich wahr, dass mir Joe hinterher rennen musste, denn als mein Betrunkes Ich hinfiel, durch Gleichgewichtsstörung, doch er fing mich auf, was mich erleichterte, doch irgendwie auch wütend machte. Ich schubste ihn weg, verpasste ihm ein paar Kratzer. Er blieb ein paar Meter weiter weg von mir stehen. Ich sah ihn an, mein Atem war schwer, seine Augen waren leer. ,,Ich versteh dich nicht.'' Seine Stimme war ruhig, fast schon zu ruhig. Ich kratzte mich am Arm, einfach aus Protest. ,,Wieso?'' Meine Stimme war heiser, ich bekam fast keine Silbe heraus. ,,Du stimmst unserer Vereinbarung zu und wirkst dann wie ein aufgebrachtes Tier.'' Es brachte mich zum Kochen, doch ich musste kalt wirken, unantastbar. ,,Weil ich dich liebe.'' Meine Stimme war kalt, doch es war nicht gelogen, es war die pure Wahrheit. Ich liebte Joe mehr als mein Leben, mehr als ich je hätte für möglich gehalten hätte. Ich sah ihn an, mit meinen durchdringenden Augen sah ich ihn an, wie er die Stirn runzelte und zu Überlegen schien. ,,Du liebst mich?'' ,,Sonst hätte ich dem Deal niemals zugestimmt.'' Wieder diese Kälte in meiner Stimme. ,,Wieso stört es dich dann, wir hatten das so vereinbart?'' Er wurde mit jeder Silbe lauter, aber so war er nunmal. ,,Weil es mich verletzt, okay? Weil es schmerzt zu sehen, wie du einer anderen die Zunge in den Hals steckst!'' Ich schrie aus ganzer Kehle, doch sie verstummte wieder,als ich eine Stimme wahrnahm. ,,Ist alles okay hier?'' Joe und Ich drehten unsere Köpfe in die Richtung, woher die Stimme kam. Als ich den Jungen aus meiner Schule, den attraktiven Jungen von Coco sah, wurde mir stockschlecht. Ich zuckte zusammen, als er an einem dunklen Baum lehnte, aber ich ihn trotzdem erkennen konnte. ,,Ja, alles bestens.'' Ich konnte von hier aus spüren, wie Joe seine Kiefer anspannte um micht auszuflippen. ,,Ich wollte gerade gehen.'',sagte ich, mein Blick zu Joe gerichtet. Joe wollte mich am Arm packen, er hätte es auch geschafft, wäre der Junge im nicht zuvorgekommen. ,,Du solltest das besser nicht tun.'' Sein Griff schien so fest um Joe's Arm, dass es ihm selbst Angst machte. ,,Sie ist meine Freundin.'' Die Art wie bedrohlich er meine Freundin sagte, ließ die Schmetterlinge schon wieder in meinem Bauch tanzen. ,,Du solltest sie trotzdem besser in Ruhe lassen, Mädchen brauchen Zeit.'' Seine Stimme war so tief, aber gleichzeitig so anziehend. Der Junge ließ Joe los, Joe wandte einen letzten Blick zu mir, bevor er wütend wegstapfte. ,,Bist du okay?'' Ich nickte, ohne ihn anzusehen. ,,Wie heißt du?'',fragte er, wieder an dem Baum gelehnt. ,,Diana und du?'' Bei jeder Silbe wurde meine Stimme leiser. ,,Harry. Du siehst jemandem ziemlich ähnlich.'' Ich sah ihm in die Augen. ,,Meinst du Coco?'' Ich fragte es so direkt, dass es ihn schockte, doch er nickte. ,,Wir sind Zwillingsschwestern.'' Wieso erzählte ich es ihm überhaupt? ,,Wirklich?'' Ich nickte. ,,Ich habe noch nie gesehen, dass sie mit dir geredet hat.'' Ich schaute auf den Boden. ,,Wir haben keinen Kontakt.'' Ich wollte diesem Fremden, der der Freund meiner Schwester war, nichts erzählen, sie solle es selbst tun. Er nickte, schien zu merken, dass er aus mir nichts herausbekam. ,,War das eben dein Freund?'' Ich nickte, spielte an meinen Fingernägeln herum. ,,Hattet ihr Streit?'' ,,Du scheinst sehr neugierig zu sein, hm?'' Ich versuchte etwas belustigt zu wirken. ,,Dürfte ich fragen, um was der Streit ging.'' Ich schaute auf den Boden, schluckte und versuchte klare Gedanken zu fassen. ,,Es ging um ihn. Wir haben eine Vereinbarung geschlossen, dass wir eine offene und freie Beziehung führen, ich habe zugestimmt, doch heute war er kurz davor mit einer anderen zu schlafen und das hat mich verletzt.'' Selbst die Kurzfassung schmerzte noch so höllisch. Harry sah mich eine ganze Weile nur an, er sagte keinen Ton. ,,Er ist ein Arschloch.'' Seine Stimme war ruhig. Ich sah ihn an. ,,Aber ich liebe ihn.'' Ich wusste selbst nicht einmal, ob er mich überhaupt hörte. ,,Wenn man verliebt ist, macht man Dinge, die man normalerweise nicht tu. Man lässt sich auf Dinge ein, die im Endeffekt totaler Bullshit sind.'' Er sprach wirklich aus Erfahrung.
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Small Hopes - Harry Styles
FanfictionMein Vater sagte einmal zu mir: ,,Liebe ist stark,sie hat die Kraft zu heilen.'' Vielleicht ist es das, was ich immer brauchte: Geheilt zu werden. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich nach meiner großen Liebe überhaupt wieder fähig war und fähig sei...