Die Therapiesitzung.

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Der Mann stellte sich vor mich, sodass ich seinen Atem riechen konnte. War das Mums Brühe? Wie konnte er nur!
Steh auf, süße Maus." Ich blickte ihn verwundert an. Dann drängte er mich mit seinen Armen zu Boden. Entschuldigung, jetzt passt es." Er räusperte sich. "Also, steh auf, süße Maus." Schweigend erhob ich mich. "Bring deinen Bruder ins Bett, dann räumst du die Küche auf, dann kommst du wieder hier her. Dann machst du meine Hausaufgaben und gibst mir schön dein Milchgeld und dann lackierst du mir die Fußnägel", wies der Mann an. Ich nahm Benjamin-Leo-Paul auf meinen Arm und trug ihn in sein Zimmer, die Schlafsachen hatte er an, sobald ich ihn absetzte. Lächelnd ging er ins Bett und ich lief die Treppe hinunter in das Wohnzimmer. Dort saß der Mann.
"Wie heißt du eigentlich und was willst du hier? Bist du unsere Aufpasserin?", fragte eine mutige Stimme. Warte, nein. Das war ich. Oops.
Hallo, ich bin Harry Myles und ich bin neunzehn Jahre alt."
" Hallo Harry.", begrüßte ihn die Therapiegruppe.
" Was ist dein Problem?", fragte die Leiterin. Verwundert schaute ich mich um. Wo kamen die Leute her?
Ich bin ein zu friedlicher Mensch und ich werde deshalb andauernd verprügelt."
"Wo sind denn Ihre Wunden?", fragte die Leiterin. Er stand wütend auf.
"Das geht sie nichts an.", brüllte er. "Raus. Alle. Raus aus meinem Haus!"
"Das ist eigentlich m-", warf ich ein, doch ich wurde unterbrochen.
"Halt die Fresse, süße Maus!" Er verpasste mir einen Schlag ins Gesicht, sodass ich zu Boden geworfen wurde. Als ich aufstand, war die Sitzung verschwunden. Was geschah hier nur? Ich hatte solche Angst! Ich blickte dem grünäugigen Harry Myles in die Augen. Unsere Augen verbanden sich praktisch. Grüne Augen trafen auf pinke Kontaktlinsen. Ich nahm sie eilig heraus. Nun traf Grün auf Braun.
"Jetzt putz' die Küche, Weib.", knurrte er verführerisch. Mein Unterleib zog sich zusammen und ich verzog leicht mein Gesicht, ehe ich in die Küche eilte. Nachdem ich einige Scherben beseitigen konnte, trat ich auf einen riesigen Glassplitter. Ich schrie in Gedanken, riss meine Augen auf und hob den Fuß an. Eine ganze Scherbe steckte in meinem Fuß. Ich nahm ihn wieder runter, war doch nur alles halb so schlimm, es blutete ja nicht mal was. Als ich die letzten Scherben in den Mülleimer transportieren wollte, streifte eine kleine Scherbe meinen Finger. Das Blut schoss hinaus, wie eine Fontäne. Ich schrie laut auf und neben mir stand Harry schon. Er hob mich hoch und rannte ins Badezimmer.
"Wie ist das passiert?", fragte er mit besorgter Stimme.
"Ich wollte die letzten Scherben beseitigen, die du geschaffen hast und dabei habe ich mich geschnitten, du Idiot!", erklärte ich ruhig und sachlich. Hier bringt es schließlich nichts, einen Schuldigen zu suchen. "Und daran bist du Schuld, Harry Myles!"
"Ach? Ist das jetzt meine Schuld, dass ich hier eingetroffen bin, dich misshandelt habe, die Gläser zertrümmert und dich dann aufgefordert habe, die Scherben zu beseitigen, obwohl die Wahrscheinlichkeit äußerst hoch war, dass du dich dabei verletzt?", brüllte er mich schnippisch an.
"Ja, du hättest auch die Nachbarn nehmen können, anstatt uns."
"Ach, sei einfach still!", schluchzte er beinahe. Er nahm meinen Finger und holte ein Taschenmesser aus seinem Hosenreißverschluss hervor.
"Da steckt noch ein Splitter in deinem Finger.", sagte er ruhig. Er bohrte in meinen Finger, ich sah weg. Ich konnte nicht zusehen, wie mir jemand Schmerzen bereitete. Doch der Schmerz verschlimmerte sich, da Harry mit dem Messer tiefer bohrte.
"Ehm, Harry." Ich spürte, dass er auf etwas hartes in meinem Finger traf. Er stach noch tiefer rein und mein Knochen knackte. Die Messerspitze schaute aus der anderen Seite meines Fingers.
"Harry, du tust mir weh.", weinte ich. "Hör auf. Bitte, hör auf." Er sah zu mir auf, die Augen waren jetzt nicht mehr wunderbar grün, sondern schwarz, wie meine Seele. Er grinste und riss das Messer heraus. Super, jetzt hatte mein Finger einen Schlitz. Die Augen veränderten sich wieder und mein geliebtes Grün kam zurück. Sein Lächeln verschwand und er sah verwirrt auf meinen blutenden Finger und das Messer in seiner Hand. Schockiert ließ er es fallen und rannte aus dem Badezimmer. Was war das denn? Ich suchte im Badezimmerschrank nach einem Pflaster. Von der Wunde war nur noch ein kleiner Schnitt zu sehen. Hoffentlich bildete sich keine Narbe! Ich ging aus dem Badezimmer und trat in das Messer. Wieso ist das nicht verschwunden?! Danke für nichts. Kurz bevor ich meine Zimmertür erreichen konnte, hörte ich Schluchzen und Geschrei von unten. Neugierig wie ich war, kam ich also nach unten und Harry schrie und weinte unverständliche Worte.
"Harry?", schrie ich, um ihn nicht zu verschrecken.
"Ich habe sie getötet!", schrie er zurück.
"Ich kann dir helfen, Harry." Begann ich. "Ich-"
"Nein, ich habe es satt, dass mir jeder helfen will!" Er schlug mir ins Gesicht und mir wurde schwarz vor Augen.

Psyko Zitta [Psycho Sitter Parodie]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt