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Wisst ihr, wie es ist, jemanden, der eine wichtige Rolle in eurem Leben gespielt hat, zu verlieren?

Kennt ihr diesen Schmerz, der sich an euch festklammert und ihr denkt, er wird nie wieder loslassen und verschwinden?

Wenn man glaubt, das Herz würde zersplittern wie Glas?

Wenn man denkt, gleich, hinter der Ecke wird die Person auftauchen, weil sie eigentlich nicht weg ist?

Dieses Gefühl, das es einem so vorkommt, als würde man ersticken?

Die Angst, man würde irgendwann die Stimme, den Geruch und das Aussehen der Person vergessen?

Dieser Moment, in dem man spürt, man wird für immer einsam sein?

Der Gedanke, es würde sich nicht mehr lohnen zu leben?

Dieser Wunsch, man wäre nie geboren?


Das alles habe ich gefühlt, mehrere Jahre lang.

Doch dann, vor einer Woche, war alles weg.

Wie ein Schlag, und dann war mein Gehirn leer.

Ich dachte nichts, ich fühlte nichts.

Es war, als befände ich mich in einer undurchdringlichen Blase, und alles, der Lärm, die Emotionen, die Schreie prallten einfach ab.

Als befände ich mich in einem leeren Raum, vollkommen allein.

Als wäre es unmöglich, wieder herauszukommen.

Als müsste ich bis zu meinem Lebensende da drinnen bleiben.

Doch das würde ja eh nicht mehr lange dauern.


Mein Herz ist voller Trauer, mein Herz ist schwer, Oskar wohnt in ihm, und ich kann ihn nicht daraus vertreiben. Ich muß meine Tränen für mich behalten, jedenfalls bis heute Abend, weil ich meinen Kummer nicht messen möchte mit dem unermeßlichen seiner Eltern.

Eric E. Schmitt, Oskar und die Dame in Rosa

Waiting roomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt