Der Tag des Vortanzens

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Nur allzu ungern erwachte ich aus meinem Traum mit Odil und den Flügeln.
Träume , in denen ich tanze habe ich oft ... aber dieser war etwas ganz besonderes.
"Luna! Steh doch auf ! Wir kommen zu spät ! " polterte eine Stimme von unten. Es war die Stimme meiner Mutter. Wohin ? Was ? Ich überlegte noch eifrig was wohl los war als ich mein , sorgfältig zusammengelegtes und schimmerndes Ballettkostüm sah und gewaltig erschrak. Heute war ja das vortanzen! Ich klatschte mir an die Stirn, rannte in unser großes, geräumiges Bad und wusch mich hastig. Sowas konnte auch nir mir passieren. Am wichtigsten Tag meines Lebens zu verschlafen.
Ich machte mich im Eiltempo fertig , packte das schwarze Tutu und rannte die Treppe hinunter. "Morgen!" rief ich in die Runde , warf meine Tanzsachen in das Auto meiner Mom und schnappte mir nebenbei einen Apfel. "Bist du dir sicher, das du das tun möchtest ? " fragt mich meine Mutter während wir eimsteigen und wirft mir einen kritischen aber dennoch besorgten Blick zu . Ich wollte antworten doch mein Vater kam mir zuvor : " Natürlich will sie das, und nun fahr endlich los , sonst verpassen wir alles!"
Ich war während des gesamten Autofahrt so hibbelig, dass meine Eltern fast ausflippten. Einmal mussten wir sogar halten weil ich fürchtete mich übergeben zu müssen.
Die Angst ballte sich in meinem Magen zusammen und machte meine Knie wackelig. Mia konnte nicht mitkommen und sie fehlte mir schrecklich. Ihr Vater war Profifußballer und hatte ein wichtiges Spiel , wo sie nicht fehlen konnte. Naja. Ich hatte ja mom und dad. Und Frau Beckje. Sie würden mir beistehen.
Ich sah das Gebäude der Bolshoi Akademie schon von weiten. Ich starb fast vor Panik, Freude und Eifer.
Frau Beckje wartete, so wie viele viele andere, vor dem Eingang der Akademie. Die Tür, die einem Tor in eine andere Welt glich, war mit einer gemalten Tänzerin versehen , die perfekt auf der Spitze stand und ein gefächertes Tutu trug.
Vorsichtig und ängstlich beobachtete ich die anderen Tänzerinnen. Die Konkurrenz war gigantisch. Und die Spannung , die in der Luft lag , konnte man förmlich greifen.
Ich presste meine Tututasche enger an mich, und hielt michnan meine Mutter und Frau Beckje. Als sich die Tür endlich öffnete und wir eingelassen wurden, setzte mir das Herz aus. Ich versuchte zu Atmen, bekam denoch keine Luft. Im inneren des Gebäudes war die Wand mit Mahagoni vertäfelt und überall hingen Bilder von berühmten Tänzern und Tänzerinnen. Es roch nach Putzmittel und Sauberkeit. Dieses Flair. Diese Räume .. alles strahlte etwas besonderes aus. Hier wurde Geschichte geschrieben und nerühmte Ballerinen wie Svetlana Zakrahova unterrichtet.
Ich fühlte mich winzig und doch so groß. Nun kam der Leiter dieser Schule auf uns zu. Er verlas die Namen und wir zogen Nummern. Ich war Nummer 182. Nun wurden uns Plätze, Umkleiden , Aufwärmungsräume , Vortanzzeit und -raum gegeben.
Ich teilte mir eine Umkleidekabine mit 4 anderen Mädchen. Eines von ihnen, ich glaube ihr Name war Linda, trug ein Rotes Tutu. Sie tanzte Kitri aus Don Quixote.
Wiederum eine tanzte wohl Coppèlia. Die anderen Beiden trugen blaue Tutus, von denen  ich nicht wusste aus welchem Ballet sie genau stammten.

"Die Nummern : 179, 180, 181, 182, 183 bitte zum Aufwärmen kommen." Ertönte eine Frauenstimme in einer Durchsage.
182. Meine Nummer. Auf gehts !

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