Moonshine Dance

Das Vortanzen

"Wir bitten nun die Nummer 182 zum Vortanzen - Solo" rief erneut eine Frauenstimme. Mein Herz polterte, setzte aus, schlug flatternd weiter und der Angstschweiß perlte auf meiner Stirn. Schnell wischte ich mir den Schweißnaus dem Gesicht, puderte nach , prüfte das Kostüm und die Schuhe und begab mich , zitternd umd keuchend vor Nervosität und Angst zu dem Raum , indem die Prüfer und Tanzlehrer saßen. Meine Musikcd fest mit der schwitzigen Hand umklammert, betrat ich den Raum. Dort standen zwei Tische, welche aneinander geschoben waren. Dahinter saßen auf fünf Stühlen fünf verschiedene Lehrer. Unteranderem auch der Leiter der Akademie. " Luna Husmanika , 16 Jahre , Schwarzer Schwan" liest er vor. "Trifft das zu ?" Fragte er und blickte auf. "Ja" erwiderte ich und zwang mich selbstbewusst zu klingen. Er zeigte auf eine große Musikbox neben den Tischen. "Leg deine Musik dort ein , gib uns ein Zeichen wenn du soweit bist und zeig uns was du kannst." Sagte er sachlich, ohne jegliche Emotion. An der Musikbox stand ein Mann, anscheinend ebenfalls Tänzer, wie man aus seinen Muskeln, welche unter dem enganliegenden Shirt hervortraten, erkennen konnte. Ich ging zu ihm hinüber. "Track 17." Meinte ich nur als er die CD einlegte. Mehr brachte ich einfach nicht hervor. Mein Hals war wie abgeschnürt und meine Zunge klebte mir am Gaumen als hätte man sie mit Kaugummi festgeklebt. Mein Mund war staubtrocken umd ich bekam Durst. Unwichtig. Schleichend gimg ich in Position und hob meine Arme in die dritte Position. Die Musik began , und genau in diesem magischen Moment vergaß ich alles um mich herum, die Prüfer, die Tänzerinnen, die von außen hereinsahen, die Blicke. Einfach alles. Ich wurde zu Odil und wirbelte herum. Ich führte mein Grand Battèment so sauber und kraftvoll aus , das mir schwindelig vor Freude wurde. Den Sprung im Spagat landete ich glatt und nahtlos im Arabesquè. Ich blieb auf der Spitze und lies mein Spielbein spielerisch erzittern. Passend zur Musik richtete ich mich ganz gerade auf und tribbelte rückwärts in die Ecke. Dort ging ich mit den Füßen in die sechste Position und startete meine Piruettèn quer durch den Raum. Ich dachte an meinen Traum zurück umd stellte mir vor, wie mir auch jetzt in diesem Moment Flügel wuchsen. Ich sprang noch während der letzten Drehung ab, und drehte mich das letzte Stück gestreckt in der Luft. Mein Tutu wippte auf und ab als ich meine Füße blitzschnell wechselte und damit eine Illusion der perfektion erzeugte. Dann rannte ich auf Demìpointe ,also auf der halben Spitze los, und fing an , genau im richtigen Moment meine Piruettèn alà secondè zu drehen, eins, zwei, drei, vier... ging es mir durch den Kopf. Drehen, absetzen, hochziehen. Bauch angespannt. Po eingezogen. Ich endete die Piruettèn mit einem kleinen holperer aber sonst gut in der 3 Position. Mit einer Verbeugung zeigte ich, das meine Vorstellung zu Ende ist. Dabei entdeckte ich , das sie sich Notizen machen. " Gut gemacht, wir melden uns mit dem Ergebniss bei ihnen." Meinte der Leiter. Wie bitte ? Kein Feedback ? Ernsthaft? Leicht verärgert und ebenfalls etwas verletzt, ging ich zu der Musikbox , holte meine CD und trat aus der Tür, wo mich meine Mutter in die Arme zog . "Ich habe dich nie besser tanzen sehen!" Schluchzte sie gerührt. Ich drückte sie fest. "Ich hoffe, das ich genommen werde... " antwortete ich leise. "Und ob du das wirst!" Dröhnte mein Vater. "Ich hab alles gefilmt, sieh es dir ruhig an." Mit diesen Worten gab er mir seine Kamera, welche ich jedoch erstmal unbeachtet ließ, da ich aus dem Kostüm rauswollte umd ersteinmal Luft holen musste. Ich hatte es also geschafft. Ich hab an der Bolshoi Akademie vorgetanzt und es schien sogar gut gewesen zu sein.
Ich lächelte , als ich frisch umgezogen und von Glückwunschblumen umgeben im Auto saß, mein Vater das Radio ganz laut aufdrehte, schief mitsang und meine Mutter lachte und kicherte, während ich mir mein Video ansah und versuchte irgendwo einen Fehltritt oder soetwas zu fimden. Doch außer dem Holperer nach den Piruetten wa nichts zu erkennen. Insgeheim freute ich mich über diesen Erfolg und dennoch hatte ich unsagbar Angst vor dem bevorstehenden Anruf.