Prolog

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"Es tut mir leid, Ihnen diese Nachricht überbringen zu müssen, doch leider ist Patrick Temple in dieser Nacht um 2:34 Uhr verstorben." Ich blickte auf die Uhr. 2:50. Sie hatten seinen Tod tatsächlich sehr früh bemerkt und mich auch direkt informiert. Ich erinnerte mich noch daran, wie es bei Daisy gewesen war. Man hatte ihren Mann erst vier Stunden später über ihren Tod informiert.

Der Beauftragte des Krankenhauses, der offenbar keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, wartete auf meine Reaktion.
"Okay.", antwortete ich nur. Ich weinte nicht. Das würde eh erst später kommen. Oder gar nicht. Denn mittlerweile war ich an solche schrecklichen Nachrichten gewöhnt.
Zwar stieg die Grausamkeit jedes Jahr immer um ein gewisses Maß an, doch irgendwie musste ich ja damit klar kommen. Okay, er war mein bester Freund gewesen. Er wollte sogar, dass ich direkt nach seinen Eltern kontaktiert wurde, wenn es passierte. Die Auswirkungen dieser Nachricht würde ich wahrscheinlich in den nächsten Tagen merken.

Vor drei Jahren war es meine liebe Nachbarin Silvalena gewesen, dann meine Patentante Daisy und schließlich letztes Jahr mein Cousin Ryan.

War ja klar, dass dieses mal einer meiner Freunde dran sein würde. Deshalb hatte ich mich auch von allen fern gehalten, denn ich war wie der Teufel. Jedes Jahr im Juni starb eine Person, die mir viel bedeutete. Und jedes Jahr wurde es um einen Grad schlimmer. Doch Patrick war einfach wie ein Bruder für mich gewesen. Wir hatten gemeinsam die Sterne angeschaut, als wir auf dem Trampolin lagen. Wir schmissen uns gemeinsam in den Schnee, selbst als wir bereits 15 waren. Stundenlang schwammen wir im Schwimmbad um die Wette. Wir regten uns gemeinsam über alles mögliche auf. Egal ob über unwichtige Dinge, wie zum  Beispiel das Ende einer Serie, das uns nicht gefiel, oder wichtige Dinge, wie die Politik. Egal wie oft ich mir sagen würde, dass es nicht weh tat, ich würde immer lügen.

Ich war nicht gut für die Menschen. Warum man sie und nicht mich nahm, verstand ich bei weitem nicht. Ich hatte Angst davor, was im nächsten Jahr passieren würde. Wen es beim nächsten Mal treffen würde. Es gab nur eine Möglichkeit, mit der niemand zu schaden kommen würde: Ich musste mich von jedem fernhalten. Doch konnte ich das schaffen?

Im JuniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt