Die Musik dröhnte aus meinen Kopfhörern. Das dies ganz sicher nicht gut für meine Ohren war, wusste ich, doch mir war es egal. Ich wollte Ablenkung.
Doch diese ganzen Songtexte handelten von traurigen Geschichten. Menschen, die aneinander vorbeilaufen, Menschen, die sich streiten, und auch über den Tod. Also führte es doch nur wieder darauf zurück, dass ich über den heutigen Tag nachdachte, die vergangenen Monate und auch die Jahre davor. Und ich fragte mich immer 'Warum?". Wie kann man so großes Pech haben? Wütend streifte ich meine Kopfhörer ab und schaltete stattdessen meinen Fernseher an, um zu schauen, was so lief.
Ein Krimi? Nein, ganz sicher nicht. Ein trauriger Liebesfilm? Sorry, aber dank meiner Erkältung habe ich keine Taschentücher mehr da. Ein Tanzfilm.
Da fiel mir auf, wie lange ich schon nicht mehr getanzt hatte. Patrick hatte Hip Hop nie sonderlich cool gefunden, ihm gefiel es viel besser, mir beim Klavierspielen zu zuhören, doch ich mochte diese freie Art, zu tanzen. In Atlanta traf ich mich fast jeden Tag zusammen mit meinen Freunden im Skatepark, wo wir einfach Musik anmachten und uns verrückte Choreographien ausdachten. Doch ich war mir sicher, dass es so etwas hier nicht geben würde. Der Skatepark in Atlanta sah eh so aus, als wäre er Kulisse eines schlechten Streetdance-Rivalen-Tanzfilm und davon gab es schon viel zu viele auf der Welt. Ich meine, wie realistisch ist es denn bitte, eine Truppe aus verrückten und völlig verschiedenen Leuten aufzubauen und mit denen an einem großen Tanzwettbewerb teilzunehmen, mit Crews die schon seit Jahren zusammen tanzen und dann auch noch zu gewinnen!
Zwischendurch gibt es dann noch die üblichen Romanzen zwischen den Crewmitgliedern, das große Drama, bei dem die Gruppe fast auseinander bricht - nach Belieben gibt es auch noch eine Krankenhausszene, in der geheult wird bis zum geht nicht mehr - aber Tatsache ist: Es gibt immer einen (meistens der Boss der Crew), der nur aufs Gewinnen aus ist und dann machen ihm alle klar, dass es ja nicht ums Gewinnen geht, sondern um den Spaß und die Liebe zum Tanzen. Dann kommt das große Finale, in dem alle auf der Bühne tanzen, davor kommt meist noch eine Rede, in der allen Zuschauern klar gemacht wird, dass sie jetzt kapiert hätten, worum es beim Tanzen geht und dann ist alles wieder Friede-Volle-Eierkuchen. Bis zum nächsten Film, in dem dann wieder das Chaos ausbricht.
Doch so ist das Leben nicht. Nur weil du etwas verstanden hast, heißt es nicht, dass danach wieder alles okay ist! Oder, kennt ihr auch diese Szenen, in denen die Crew aufgebaut wird und alle gar nicht synchron tanzen und es einfach scheiße aussieht und sie schon aufgeben wollen? Irgendwer sagt dann "Wir schaffen das! Wir dürfen nur nicht aufgeben und als Gruppe zusammen arbeiten!" Und danach kommen noch ein paar Szenen, in denen sie plötzlich super-synchron und perfekt tanzen!
Aber so etwas braucht mehr Arbeit und viel mehr Übungsstunden. Solche Filme zeigen definitiv nicht das richtige Leben. Aber das können sie teilweise auch gar nicht. Sonst würde der Film ja stundenlang gehen und das wäre auf Dauer auch langweilig. In Wirklichkeit ist alles so viel schwerer...
Drinnggg.
Scheiße, das ist der Eiermann! Hoffentlich habe ich genug Geld, um ihn zu bezahlen. Ich kramte in meinem Nachtschränkchen nach Geld. Nein, da war nichts. Oh man, dieser Umzug hatte meine komplette Ordnung auf den Kopf gestellt. Wenn man das überhaupt Ordnung nennen konnte. Eigentlich hatte ich immer genug Geld, doch ein Großteil war für mein Kleid für dem Jahresabschlussball Ende Mai draufgegangen. Gemeinsam mit Patrick und unseren Freunden hatte ich das Ende des Schuljahres gefeiert und natürlich die Tanzfläche gerockt. Seither hatte ich es nie mehr auch nur in der Hand gehalten. Am liebsten hätte ich es weggeschmissen, doch Mom fand es viel zu schade und meinte, dass ich es später betreuen würde.
Schnell rannte ich in die Küche und fand da zum Glück noch vier Dollar. Puh, das war knapp. Ich öffne die Tür. Doch anstatt eines "Hier sind die Eier." hörte ich "Hi Andy! Du bist ja doch zu Hause, hab ich's mir doch gedacht." Jamie...
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Im Juni
Romance"Ich hab im Juni Geburtstag, und du?" "Ich mag den Juni nicht." "Warum?" "Alles Schlimme passiert im Juni." "Hast du mich gerade gedisst oder war das ernst gemeint?" "Denk mal scharf nach." Andy Winterfield verhasst den Juni genauso sehr wie ihren v...