„Oh, hat Kackbratze jetzt etwa auch noch einen Sprachfehler."
„Halt den Mund Jacob, sonst schmeiße ich dich raus. - Viktor mach weiter, du machst das gut" ermutigte ihn unser Lehrer.
Das Wochenende war zu Ende gegangen und somit holte uns der Alltag mal wieder ein.
Der Montag schien endlos, denn ein Blick auf die Wanduhr verriet mir, dass ich noch einige Stunden Schule hinter mich bringen musste.
Im Moment hatten wir keine bestimmte Aufgabe, außer Viktor, der vorne an der Tafel stand, dabei zu zuhören, wie er sein Deutsch-Referat vortrug.
Ich mochte meine Klasse nicht sonderlich, es gab nur eine Person mit der ich mich wirklich gut verstand. Ihr Name war Klara und sie ist mit Abstand der netteste und freundlichste Mensch gewesen, den ich bis zu diesem Zeitpunkt in meinen jungen Jahren kennenlernen durfte.
Vor ungefähr zwei Monaten bekamen wir dann einen neuen Mitschüler. Von Anfang an stand fest, dass 'der Neue' nicht hierher passen würde. Nicht weil er es nicht wollte, es schien nur so als verschwöre sich die komplette Klasse gegen ihn.
Der Grund dafür bestand daraus, dass er anders war. Zwar konnte man dies im erste Moment nicht wirklich erkennen, aber sah man ihn sich etwas genauer an, dann fiel einem auf, dass ihm an seiner rechten Hand zwei Finger fehlten. Warum das so war, das wusste keiner so recht. Es gab zwar viele dämliche und auch absurde Erklärungen, die sich meine Mitschüler dafür ausdachten, aber er selbst wollte sich dazu nicht äußern.
Sicher fragt ihr euch jetzt, von wem ich überhaupt spreche. Es war Viktor, er war 'der Neue'. Kackbratze, so nannten sie ihn. Am liebsten hätte ich jeden, der diese blöde Bezeichnung, für seine vermutliche Fehlbildung in den Mund nahm, eine runter gehauen. Aber dafür war ich viel zu schüchtern und lieb.
Vom ersten Augenblick an, als er unser Klassenzimmer betrat, hatte er mein Interesse geweckt. Mich störte es nicht, dass da etwas an ihm war, das ihn anders als alle Anderen wirken lies. Warum auch, vielleicht konnte er ja überhaupt nichts dafür.
Es werden die verschiedensten Menschen auf diese Erde geboren, darunter leider auch Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung.
Als Baby sieht jeder irgendwie süß aus, erst mit dem Älterwerden treten die ganzen Dinge, die den Betroffenen zum Außenseiter unserer Gesellschaft machen, richtig hervor.
Warum man einen Menschen nicht einfach so akzeptieren konnte wie er eben war, das verstand ich nicht. Für mich war jeder Menschen genau so viel Wert wie der andere, egal wie er aussah, was für Macken er hatte und wie er sich gab.
Sicherlich gab es Personen in meinem Leben, die ich nicht leiden konnte, deswegen stempelte ich diese aber nicht als minderwertig oder sonstiges ab, im Gegenteil, ich versuchte immer das Positive in den Menschen zu sehen.
Die Schulglocke gongte als Zeichen, dass wir endlich in die langersehnte Pause entlassen werden durften.
Klara zog mich an meinem Ärmel nach draußen auf den Pausenhof, da sie wie jeden Tag die Erste am Verkaufsstand sein wollte, um nicht unnötig lange dort anstehen zu müssen.
Ich wiederum schmierte mir meine Brote lieber selbst, um mir somit das ganze Gedrängel und Gehetze an der Warteschlange ersparen zu können.
„Na los Susi, du lahme Ente" sie lies mich los und flitze über den Pausenhof.
In weniger als einer Minute stand sie schon wieder vor mir, sie war ein echter Wirbelwind, was sie so unglaublich sympathisch machte. Ich liebte Klara wirklich sehr - als Freundin, als Seelenverwandte und ich bezeichnete sie sogar als meine kleine Schwester, die ich nie hatte.
Klara war fünfzehn und somit ein Jahr jünger als ich. Ich selbst hatte irgendwie immer das Gefühl sie beschützen zu müssen, obwohl es eigentlich andersherum war. Na ja, irgendwie glich es sich auch wieder aus, denn ich beschützte sie vor ihren naiven Dummheiten, die sie ab und zu beging und sie beschütze mich vor Leuten, die versuchten mich herunter zu ziehen.
Man konnte wirklich behaupten, dass sie das komplette Gegenteil von mir war. Sie konnte sehr frech und aufmüpfig werden, eine Stärkte die mir eindeutig fehlte, wenn ihr jemand unrecht tat, dann sagte sie ihm sofort ihre Meinung, wofür ich sie sehr bewunderte. Zu Leuten die ihr freundlich gegenüber traten war sie hingegen zuckersüß und trug dabei stets ein Lächeln auf ihren Lippen.
DU LIEST GERADE
Halt dich an mir fest
Teen FictionViktor: Wer bist du? Ich: Susi Menke. Wir gehen in die selbe Klasse. Viktor: Aha. Und was willst du von mir? Ich: Nichts, ich wollte nur fragen wie es dir geht.. Viktor: Wer schickt dich? Sorry, hör bitte auf mich anzuschreiben. Nur weil sich einig...