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TJ

Ich zog meine Kapuze so weit über meinen Kopf, dass man meine Augen nur noch schwer unter den Schatten erkennen konnte. Ich stieg hinten in den Bus ein und lief einfach bis zum Ende durch. Die Nervösität ließ mich ein bisschen zittern. Ich schaute mich alle paar Sekuden um.

Gegenüber von mir saß eine junge Dame und starrte verliebt auf ihren Handybildschirm. Der Mann hinter mir räusperte sich. Ich zuckte beim kleinsten Geräusch zusammen. Es gab immer wieder stichprobenartige Kontrollen und ich hatte überhaupt gar kein Geld für eine Strafe übrig, aber ich hatte auch kein Kleingeld für ein Ticket parat. Fünfundsechzig Minuten Fahrt, einmal umsteigen.

Ich sah im ungefähren Fünf-Minuten-Takt auf meine Armbanduhr. Die Zeit verging einfach nicht. Ich wippte mit meinem Fuß auf und ab. Räusperte mich. Knackte mit den Handgelenken. Aber nichts half gegen die Anspannung. Ich legte meinen Kopf auf meinen Rucksack und versuchte kurz zu dösen, doch das Auf- und Abwippen des Busses machte mich beinahe verrückt.

Nach zwanzig Minuten: Erleichterung. Der Umstieg war erreicht und ich hatte erst einmal fünf Minuten Verschnaufpause. Ich biss in das Brötchen, das mir Ash geschmiert hatte. Es war hart und trocken, aber dennoch nicht knusprig. Ich stand an der Haltestelle und sah mich um.

All diese Leute fuhren vermutlich zur Arbeit oder Nachhause oder wohin auch immer. Aber ich war gefangen in diesem gottverdammten Überlebenskampf. Das Leben auf der Straße war nicht immer schön. Der Bus fuhr mich fast um, weil ich ganz in meine Gedanken verloren immer weiter auf die Straße gelaufen war.

Ich stieg wieder hinten ein. Das funktionierte ausschließlich zur Rush Hour, nicht abends oder spät nachts. Jetzt war es nur noch eine halbe Stunde. Der Bus würde direkt um die Ecke der Central Station halten. Im Innenraum roch es nach Schweiß. Der Bus war voll von Touristen, früher wäre das ein wahres Diebesparadies für mich gewesen.

Früher, eine Zeit an die ich in letzter Zeit oft denken musste. Ich musste mir keine Sorgen um Nichs machen, ich hangelete mich von Job zu Job. Natürlich keike richtigen Jobs. Eher »Jobs«. Naja, das was man halt so macht, wenn man an schnelles Geld kommen will. Aber das war auch kein Leben. Ständiger Adrenalinüberschuss, ständig auf der Flucht vor dem Gesetz. Die meisten meiner damaligen Partner saßen mittlerweile irgendwo hinter Gittern, der Rest verschanzte sich irgendwo und manche waren waren tot.

Der Bus blieb stehen. Noch vier Stationen. Ich achtet darauf wer einstieg und entdeckte zwei Männer, die sich ebenfalls ständig umsahen. Unter ihren Jacken schienen sie eine Kette zu tragen. Oder einen Ausweis, der mit einem Band an ihren Hals befestigt war. Ich schreckte zurück. Kontrolleure. Sie würden ab der nächsten Station anfangen jeden zu kontrollieren und dann war ich dran. Ich stand auf und versuchte moch zwischen den Fahrgästen durchtudrängeln. Die Türen schlossen. Ich drückte wie verrückt auf den Türöffner, aber nichts passierte. Ich war gefangen. Die Kontrolleure sahen mich an. Ich lief vor Panik rot an. Mir wurde warm, Angstschweiß lief mir von der Stirn. Gerade als ich zurückgehen wollte, öffnete sich die Tür doch noch.

Ich taumelte hinaus. Mir war ganz schwindelig. Ich setze mich auf die Bank an der Haltestation und hielt kurz inne. Das war knapp gewesen. Um ein Haar hätte ich alles riskiert. Ich stand auf. Den Rest musste ich zu Fuß gehen. Die Straßen waren voll von Menschen.

Eine Reisegruppe sah sich die große Statue am Rathhaus an. Ein Eisverkäufer schob seinen Wagen über die holprige Pflastersteinstraße. Ich drängelte mich an langsamen Senioren und Müttern mit Kinderwagen vorbei. Ich hatte keinen Zeitdruck und doch machte mich irgendwas nervös. Ich kannte den Weg zur Polizeiwache. Früher haben sie mich öfter mal wegen kleineren Sachen mitgenommen und dann ein paar Tage lang da behalten. Zurück nachhause musste ich immer alleine finden. Mein Vater wohnt nicht weit von hier.

Zuhause ist gar kein OrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt