Kapitel 5

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Sky zieht uns beide in einen leerstehenden Raum, im 2. Stock. Einige Zimmer der Wohnheime sind leer. Und das liegt nicht nur daran, dass viele bei ihren Eltern wohnen. Nein, viele sind auf die "böse Seite" gewechselt. In unserer Welt gibt es uns, die "Guten". Wir werden auch Magicis genannt. Unsere Aufgabe ist es eigentlich nur, die "Bösen" also die Tenebris, bei all ihren bösen Aktivitäten zu stoppen.

 Was diese bösen Aktivitäten sind? Nun ja, sie lassen Monster auf eine Menschenmasse los, manipulieren Menschen um andere - und auch sich selbst- umzubringen, saugen die Magie aus Magicis heraus, um sie für sich zu benutzen und noch vieles mehr. Warum sie all das tun? Weil es ihnen Spaß macht. Wie krank muss man sein, um bei so etwas Spaß zu haben? Aber viele in meinem Alter wechseln zu den Tenebris. Ich schäme mich für diese Leute. Und ja, mein Vater hat auch die Seite gewechselt. Und das weiß mittlerweile jeder. Doch mich stört es nicht. 

Ich bin nicht wie er. Mir macht es keinen Spaß, andere leiden zu sehen oder gar zu töten. Niemals könnte ich das jemandem antun. Aber mein Vater war nicht immer so. Er war ein toller Dad. Zumindest ist er das in meinen Erinnerungen. Ich war gerade mal 4 Jahre alt, als er zum Tenebris wurde. Niemand weiß warum. Auf einmal stand er vor uns, mit einem Schwert in der Hand, das blutverschmiert war. Er wollte, dass wir mit ihm gehen. Doch meine Mum kämpfte gegen ihn. Sie kämpfte gegen den Mann, den sie liebte, um mich zu schützen. Sie wollte, dass ich als Magicis aufwachse. Dass ich meine Fähigkeiten für die Guten einsetzte. Wir konnten fliehen, doch seit dem , werden wir ständig verfolgt. 

Natürlich weiß mein Vater nicht von meinen Kräften. Die magischen Fähigkeiten entwickeln sich erst mit 10 Jahren. Es kann früher oder später vorkommen. Aber die meisten sind 10, wenn sie ihre Fähigkeiten erlangen. Doch mein Vater weiß, welche Magie meine Mutter hat. Sie kann sich die Erinnerungen anderer Menschen ansehen und diese manipulieren. Da magische Fähigkeiten oft ähnlich vererbt werden, ist ihm klar, dass ich gleichartige Fähigkeiten haben muss. Und meine Seelensicht, ist der Erinnerungssicht meiner Mum nicht unähnlich. Außerdem kann sich meine Fähigkeit bis zu meinem 18 Lebensjahr noch verändern. Aus meinem Stärketalent, kann noch etwas komplett neues werden, da es nur leicht ausgeprägt ist, und eigentlich nur vorkommt, wenn ich mit Adrenalin vollgepummt bin. Deshalb verfolgt Dad uns. Er will mir meine Fähigkeiten nehmen, wenn sie denn von nützen sind.

Bis ich vor einem Monat endlich auf die Akademie für Magisches kam. Meine Mum wechselt heute noch alle 2 Wochen ihren Wohnsitz, doch damit ich in Sicherheit bin, hat sie mich hier her geschickt. Und ich bin ihr unendlich dankbar dafür. Es fiel ihr schwer, dass wusste ich, denn sie wollte mich bei sich wissen, selbst für meine Sicherheit sorgen. Doch als ein ehemaliger Freund von ihr sich bei uns gemeldet hat und mir einen Platz an seiner Schule angeboten hat, wusste sie, dass es besser war, mich hier hin zu schicken. 

Und nun sitze ich hier, mit weiteren 20 Jugendlichen in einem Kreis auf dem kalten Boden. In der Mitte von uns liegt eine Flasche. Als ich meinen Blick durch die Runde schweifen lasse, um zu wissen, mit wem von denen ich womöglich gleich irgendwas - nun ja- vulgäres machen muss. Ich sehe viele Typen und Mädchen, die ich nur vom sehen kenne. Doch Luke sitzt ebenfalls in unserem, eher wie ein Ei aussenden, Kreis. Neben ihm Poppy. Sie kichert dämlich über irgendwas, das Luke gesagt hat. Dabei wirft sie ihr blondes Haar über die Schulter und schlägt Luke mit der flachen Hand auf die Brust. Er grinst zurück.

Ein Stechen durchfährt mich und ich lasse meinen Blick von ihnen ab. Ich schaue mich weiter um. Ich entdecke Felix der sich neben Sky gesetzt hat. Sie unterhalten sich, und ich kann bis hier hin spüren, wie es zwischen ihnen knistert. Als meine Augen Devon erblicken, erstarre ich. Er starrt mich an. Seine grünen Augen sehen direkt in meine und ohne, dass ich es verhindern kann, schaltet sich meine Seelensicht ein. 

Ich habe etwas kaltes erwartet. Arroganz, Hass und Eitelkeit. Das habe ich erwartet. Doch was ich spüre, ist ein Funken. Ein warmer Funken, der so schön ist, dass ich am liebsten meine Hand nach ihm ausstrecken will. Doch der Funke ist fast erloschen. Er wird verdrängt von vielen anderen Gefühlen. Angst, Sorge, Unbehagen und Bedauern. Ich fühle auch, die Liebe die er für seine Schwester empfindet. Diese Liebe lässt den Funken noch am leben.  Als er den Blickkontakt abricht, kann ich noch ein letztes Gefühl einfangen: Neugier.

Ich bin so überwältigt, dass ich erst nach Luft schnappen muss. Was hat das zu bedeuten? 

Doch ich kann nicht lange darüber nachdenken, denn auf einmal zeigt der Hals, der Glasflasche auf Deah, die neben mir sitzt. Sie schnappt nach Luft. "Och ne" murmelt sie. Ein Typ der vor ihr dran war, verkündet ihre Aufgabe: "Du musst mit der Person, auf die die Flasche als nächstes zeigt, zu einem Lied, das ich mir aussuche, tanzen. Und das 2 Minuten lang!"

Deah dreht mit einem Schlucken die Flasche. Sie dreht sich und dreht sich, bis sie bei einem Jungen hängen bleibt, der anscheinend schon ziemlich betrunken ist. Arme Deah... Dochauf einmaldreht sich die Flasche  wieder. Sie dreht sich noch ein kleines Stück weiter, bis sie auf Devon zeigt. Ich spüre, wie etwas kaltes durch meinen Körper zuckt. Was war das denn? So etwas hatte ich bis jetzt noch nie. Diese Kälte war... unbeschreiblich. Sie war nicht unangenehm, sondern eher... beruhigend. 

Ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass sich die Flasche wie von Geisterhand weiter bewegt hatte. Doch die anderen im Raum scheinen das nicht zu bemerken. Deah atmet neben mir erleichtert aus. "Okay ihr tanzt zu... Ed Sheeran Perfect!" 

Devon und Deah stehen auf und stellen sich in die Mitte. Devon legt seine Hand an die Taille von Deah und nimmt ihre Hand. Deah legt ihre Hand auf seine Schulter. Sie beginnen zu tanzen, als die ersten Töne erklingen. Wow. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich habe noch nie jemanden so tanzen gesehen. Sie bewegen sich genau im Takt. Alles scheint perfekt. Als hätten sie monatelang geübt, um diesen Tanz so zu beherrschen. Als ich kurz in Devons Augen sehen kann, spüre ich wie der Funke auflodert. Er liebt seine Schwester wirklich. Doch die Angst ist immer noch groß. Hat er Angst um sie? Aber warum?

Die letzten Töne erklingen und sie lösen sich voneinander. Die meisten Mädchen schauen Devon verträumt an, während andere Deah eifersüchtig mustern. Als einige Typen anfangen, dämlich Kommentare abzugeben wie: "Uhh da hat es ja geknistert" meint Devon mit lauter, bebender Stimme " Haltet die Klappe, sie ist meine Schwester" woraufhin ihn alle entgeistert anstarren. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich seine Stimme gehört habe. Sie klang rau, und bestimmend aber doch hatte sie eine Wirkung auf mich. die mir gar nicht gefällt. Ich bekomme von ihr eine Gänsehaut. Es wird auf einmal ganz still im Raum. Nur noch die Musik von unten ist zu hören.

"Los, lasst uns weiter machen!" ruft auf einmal Poppy, die sich am schnellsten von dem Schock erholt hat. Sie zeigt auf die Flasche:" Devon, du musst drehen." dabei schenkt sie ihm ein strahlendes Lächeln, dem jeder Junge verfallen wäre. Nicht Devon. Er brummelt missmutigend vor sich hin, beigt sich dann aber rüber und dreht an der Flasche. Als sie stehen bleibt, versteif ich mich. Sie zeigt genau auf mich.

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Ein weiteres Kapitel, juhuu.

Es macht mir zur Zeit total viel Spaß zu schreiben, also wird bald schon der nächste Teil kommen. 

Ich freue mich wie immer sehr über Feedback. 

Wünsche euch frohe Ostern :)

Julie

Seelensicht.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt