Seelensicht.

Kapitel 6

Mir rutscht das Herz in die Hose. Warum hab ich nur hierbei mitgemacht. Ich sehe Devon an, der mir meine Aufgabe stellen muss. Wieder sehe ich ihm aus Versehen in die Augen. Ich spüre Vorfreude. Auf was? Ich ahne schlimmes...

"Küss mich." Ich brauche kurz um zu verstehen, was er da gesagt hat. Ich sehe ihn verdattert an. "Was?!""Du hast mich schon richtig verstanden. Küss mich." Warum sollte Devon Freest wollen, dass ich, Cielle Lune,  ihn küsse. Als ich Deah fragend ansehe, zuckt sie nur mit den Schultern. Ich habe also keine andere Wahl. Widerwillig stehe ich auf. 

Devon stellt sich vor mich. Wir stehen dort, wo er und Deah eben getanzt haben. auf einmal ist er mir so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren kann, als er sich zu mir runterbeugt. Ich sehe ihm extra nicht in die Augen. Ich will  nicht wissen, was er fühlt. Ich habe zu viel Angst davor. Also schließe ich meine Augen und lasse es über mich ergehen. 

Versteht mich nicht falsch, ich meine Devon Freest, der heißeste Typ, den ich je gesehen habe will mich küssen. Doch mir kommt es komisch vor jemanden zu küssen, den ich nicht mal kenne. Außerdem finde ich es seltsam, dass er ausgerechnet mich küssen will. Ich meine, er hat mich heute wahrscheinlich zum ersten mal gesehen, und ich sehe auch nicht ausgerechnet gut aus, dass sich alle Typen auf mich stürzen. Ich dachte , dass so Mädchen wie Poppy eher sein Geschmack wären. Obwohl Typen wie er, wahrscheinlich mit jedem Mädchen knutschen würden, wenn sie nur Brüste und einen Hintern haben..

Ich sehe nicht schlecht aus, wirklich nicht.Und auf meine aschbraunen Haare, die mir bis zur Hüfte gehen, bin ich wirklich stolz. Doch ich bin nicht auffällig. Das einzige, das wahrscheinlich besonders an mir ist, sind meine Sommersprossen. Ich habe nicht viele, nur auf der Nase, die wie ich finde ein wenig zu spitz ist,  und der Wange ein paar, doch besonders im Sommer sind sie gut zu sehen. Doch ich bin ganz bestimmt kein Jungenschwarm. Deshalb macht es mich so verrückt, warum ausgerechnet Devon Freest, mich küssen will.

Als er seine Lippen auf meine legt, durchfährt mich ein Schaudern. Ich habe schon einige Typen geküsst, aber das hier, ist anders. Sein Kuss ist nicht aufdringlich, wie ich gedacht habe. Er ist vorsichtig und doch forschend. Die Welt um mich herum verschwimmt und ich bekomme weiche Knie. Als hätte er es bemerkt, schlinkt er seine Arme um mich. Ich halte mich an seinem schwarzen Shirt fest, und spüre seine muskulöse Brust darunter. Millionen von kleinen Blitzen schießen durch meinen Körper und mein Herz rast wie verrückt. 

Ich weiß nicht wie lange wir so da stehen, küssend, vor all den anderen im Raum. Es können Stunden, oder auch nur Sekunden sein. Als er sich langsam von mir löst, öffne ich langsam meine Augen und sehe auf einmal genau in seine. Das Grün seiner Augen scheint mich zu verschlingen und all seine Gefühle stürzen auf mich ein. Glück, Lust, Zufriedenheit und... etwas, dass ich nicht beschreiben kann. Das ich noch nie gespürt habe. Es fühlt sich unheimlich warm an, und es knistert und kribbelt. Was mich am meisten überrascht ist, dass ich das gleiche fühle. 

Auf einmal wird um uns herum geklatscht und gepfiffen. In diesem Moment wird mir klar, wo wir uns befinden. Und was genau ich da gerade getan habe. Ich spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt. Ich wende den Blick von Devon ab und setze mich schnell wieder an meinen Platz. Deah und Sky starren mich an. "Was war das denn?" bricht Sky schließlich das Schweigen zwischen uns drei. Oh Erdboden, tue dich auf und verschlinge mich. "Ich habe keine Ahnung" sage ich ehrlich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. 

Meine Lust auf diesen Abend, ist mir eindeutig vergangen.

Die nächsten Runden des Spiels bekomme ich nicht mehr mit. Gegen 1 Uhr morgens liege ich wieder in meinem Bett. Ich habe mich mit Deah verdrückt, als Sky und Felix angefangen haben wild rumzuknutschen. Das wollten wir uns dann doch nicht mehr antun.

Während des ganzen restlichen Abends sind meine Gedanken ständig zu Devon und diesem atemberaubenden Kuss gewandert. Warum wollte er mich verdammt nochmal küssen? Und was war dieses komische Gefühl, das ich noch nie vorher erlebt  und noch nie bei jemand anderem oder gar bei mir, gefühlt habe?

Ich wünschte, ich könnte Sky oder Deah von diesem Gefühl erzählen. Doch das kann ich nicht. Das darf ich nicht. Niemand darf von meiner Fähigkeit wissen. Niemals. Nicht solange es Menschen in dieser Welt gibt, die mir die Fähigkeit aussaugen können. Ohne meine Fähigkeiten, wäre ich nicht, wer ich jetzt bin. Meine Fähigkeiten, machen mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Würde sie mir jemand stehlen... ich wüsste nicht was ich tun sollte. 

Irgendwann fallen meine Augen doch zu und ich gerate in einen seltsamen Traum, indem mich ein heller Funke durch einen Wald jagt, in dem mich unglaublich viele grüne Augenpaare anstarren. Ich renne und renne, so schnell, als hätte ich ein Geschwindigkeitstalent, doch der helle Funke holt mich trotzdem irgendwann an. Als er mich verschlinkt, spüre ich wieder dieses seltsame, knisternde Gefühl. 

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Ja ich weiß, dieses Kapitel ist etwas kurz, aber ich wollte es heute unbedingt noch posten, und muss gleich noch weg, deshalb kommt es jetzt bisschen kurz :D

Wie immer freue ich mich über Feedback :)

Eure Julie