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Zuhause lief alles wie immer ab. Ich suchte mir etwas zu essen, wobei die Auswahl sehr mager ausfiel und machte nebenbei etwas den Haushalt. Bei uns sah es eigentlich nie unordentlich aus, da ich die meiste Zeit in meinem Zimmer verbrachte und mein Vater erst abends zurück kam. Es stehen zwar immer Bierflaschen auf dem Wohnzimmertisch, die aber schnell weggeräumt waren. Also reichte es alle paar Tage nur zu saugen.
In meinem Zimmer erledigte ich die Hausaufgaben und begann den Rucksack für den nächsten Tag zu packen
Biologie, Geographie, Sport, Sport, Kunst, Kunst
Sport. Wie sollte ich meine blauen Flecken verbergen. Wahrscheinlich würde es, auch wenn es jemand sieht, nicht das kleinste Bisschen interessieren, genauso wenig wie den blauen Fleck an meiner Schläfe.

Ich nahm mein Handy und gab den Namen meiner Schule bei der Googlesuchleiste ein, folgte dem Link zur Homepage und drückte auf das Feld 'Vertretungsplan'. Sport weiblich hatte zusammen mit Sport männlich, achso, das hatte meine Lehrerin ja gesagt, dass sie nicht da sein wird nächste Woche.

Ich stand vor meinem Schrank und suchte nach meinen Sport Klamotten. Eine schwarze Leggins, ein graues langärmliges Oberteil, das mir gerade über den Bauchnabel ging und graue Schuhe. Ich sah auf die Uhr, es war erst halb sechs und ich hatte sonst nichts mehr zu tun. Also zog ich die Sachen an, nahm mir zwei Euro mit, um mir etwas zu trinken zu kaufen und verlies das Gebäude.
Ich atmete die frische Luft ein, die mir ins Gesicht wehte, band mir noch schnell die Haare zu einem hohen Zopf und lief mit zunehmender Geschwindigkeit los. Ich war schon ein paar Wochen nicht mehr laufen, warum eigentlich? 
Nach einer halben Stunde machte ich kurz Pause an einer Bank um mich zu dehnen, atmete ein paar mal tief durch und entschied mich zum Supermarkt zu laufen. Wo ich mir eine Flasche Wasser kaufte. Am Eingang des Ladens hing eine große Pinnwand überfüllt mit Zetteln Kinderwagen zu verkaufen, Katze vermisst, Bügelhilfe gesucht...
Doch an einem hellblauen Blatt blieb mein Blick länger hängen. Ein kleiner braun, weißer Hund mit große schwarzen Augen war abgebildet, ich kenne mich zu wenig aus, um sagen zu können welche Rasse es war. Suche jemanden der mit mir Gassi geht. Ich riss einen Zettel mit der Telefonnummer ab, ich liebe Hunde, trotz dem Vorfall vor 9 Jahren. Bei dem Gedanken stiegen mir die Tränen in die Augen. 
Mit der Wasserflasche in der Hand ging ich auf dem breiten Bürgersteig die Straße hinunter. Ich werde in Zukunft wieder öfter laufen gehen nehme ich mir vor, dass macht mir irgendwie Spaß, man bekommt den Kopf frei und es ist auch noch gesund. Ich war zwar sonst nicht sportlich, konnte kein Rad, mich nicht auf dem Schwebebalken halten, mein Rekord beim Weitsprung war 2 m ganz abgesehen von der nicht vorhandenen Kraft in meinen Armen. Aber Ausdauer hatte ich.

Ich schloss die Haustür der Doppelhaushälfte auf und trat in die dunkle Diele. "Jetzt erstmal eine dusche" war mein einziger Gedanke. Ich ging die schmale Holzteppe hoch ins Badezimmer und befreite mich aus meiner Kleidung. Behutsam legte ich Handy und den Zettel mit der Nummer auf die Kommode, wo sie nicht nass werden konnten und stieg in die Dusche.

Mein Vater kam an diesem Abend nicht zurück, manchmal blieb er Tage lang weg ohne ein Wort zu sagen, weder wo er war noch wann er wieder kommt und wenn ich ihn fragte, war er sofort auf 180 und schlug mich. So habe ich früh gelernt mich selbst zu beschäftigen, zu kochen und einkaufen zu gehen, als ich 13 war bin ich alleine in die Drogerie weil ich meine Tage bekam, mit Liebeskummer musste ich alleine klar kommen und ich musste selbstständig schauen das ich gute Noten bekam, wenn ich ein Thema nicht verstand, saß ich so lange dran bis ich es verstanden hatte, weil mir klar war, dass mich mein Vater nie im Leben zur Nachhilfe geschickt hätte. Aber ich meinte immer, dass andere ein schlechteres Leben haben, und beschwerte mich nicht.

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So sollte das nicht sein (Badboystory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt