Kapitel 3

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In der Mittagspause zeigte ich Marcello schlussendlich doch einen Teil der Schule, während wir zusammen zur Mensa gingen. Es war mir immer noch ein Rätsel wie er es geschafft hatte mich dazu zu bringen ihm von seinem Kursraum abzuholen, um mit ihm die Mittagspause zu verbringen.

»Also das ist unsere Cafeteria. Du kannst dir hier entweder Essen kaufen oder aber dein mitgebrachtes Essen von zuhause verspeisen. Falls du dir hier Essen kaufst, dann nimm unter keinen Umständen je die Lasagne. Glaub mir, danach liegst du eine Woche lang mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett. Ansonsten ist jedes andere Gericht recht genießbar.«

»Okay, danke für die Warnung. Ich hab zum Glück was von zuhause dabei.« Er schenkte mir ein Lächeln, bevor er sich in dem großen Raum umblickte, in welchem sich zahlreiche Tische und Stühle befanden an denen schon Schüler und Schülerinnen saßen und ihr Mittagessen einnahmen.

»Gut. Also ...«

»Hey, du bist Marcello, richtig?« Jäh wurde ich von einem Typen aus meiner Stufe unterbrochen, der sich uns genähert hatte. Bei näherem Hinschauen erkannte ich, dass es Tom, ein ehemaliger Kumpel von mir, war.

»Ja, und du bist?«

»Ich bin Tom. Wir haben zusammen Mathe, keine Ahnung ob du mich wahrgenommen hast.«

»Nee, sorry.« Marcello zuckte mit den Schultern. »Hier sind so viele neue Gesichter ...«

»Ist ja nicht schlimm. Ich wollte eigentlich auch nur fragen, ob du dich zu uns setzten möchtest?«

Das war der Moment auf den ich gewartet hatte. Marcello würde nun anderen Anschluss finden und mich links liegen lassen. Und das war gut so, denn so lief ich nicht auf die Gefahr hin aus zu viel über mich preiszugeben.

Wieso versetzte mir dieser Gedanke trotz allem einen schmerzvollen Stich?

Marcellos Blick glitt zu mir und er sah mich fragend an. Das machte Tom nun auch endlich aufmerksam auf mich.

»Oh, hey Lia. Sorry, ich hatte nicht bemerkt, dass du mit ihm geredet hast. Habe ich euch beide unterbrochen?«

»Ja, aber das ist nicht schlimm«, murmelte ich.

»Du kannst natürlich auch gerne zu uns an den Tisch kommen. Du bist da nach wie vor erwünscht, das weißt du doch hoffentlich, oder?«

Bei seinen Worten zog sich meine Brust vor Rührung zusammen und mir wären beinahe Tränen in die Augen getreten.

Flüchtig warf ich einen Blick auf meinen ehemaligen Stammtisch, wo ich jede Mittagspause zusammen mit meinen Freunden verbracht hatte. Auch jetzt saßen sie dort und unterhielten sich, während sie aßen.

Plötzlich fing ich den Blick von Melanie auf, meiner einst besten Freundin. Sie schenkte mir ein kleines, zurückhaltendes Lächeln, was ich ebenso winzig erwiderte.

Mein Herz wurde noch schwerer und ich wünschte mir in dem Moment nichts sehnlicher als zu ihr gehen zu können und mich mit ihr zu unterhalten. Doch das ging nicht. Nicht mehr.

Was hätte ich auch schon zu erzählen?

Außerdem würde sie mir Fragen über mein Leben stellen, die ich unmöglich beantworten konnte. Ich musste ja jetzt schon lügen, falls mich jemand fragte, wie es mir ging.

»Danke für das Angebot, aber vielleicht ein anderes Mal.« Wie sehr würde ich mir wünschen, dass es ein anderes Mal gab. Doch selbst wenn, würde ich auch dann passen müssen. Sie durften nicht erfahren, wie es mir ging, was ich abartiges tun musste, wie kaputt mein Leben war. »Euch aber noch guten Hunger.« Ich brachte ein trauriges Lächeln zustande, bevor ich mich abwandte und auf meinen Tisch in einer leeren Ecke zusteuerte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2017 ⏰

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