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2 Tage vorher.

Kennt ihr das? Ihr lest ein Buch, müsst eigentlich aufhören und merkt plötzlich, dass ihr schon zehn Kapitel weiter seit, als der Punkt an dem ihr eigentlich aufhören wolltet. Dann fällt euer Blick auf die Uhr, weil ihr euch fragt wie ihr es geschafft habt so schnell zu lesen. Die Zeitanzeige verrät euch aber, dass ihr in Wirklichkeit nicht schneller gelesen habt als sonst auch. Was sich wie eine Minute anfühlt ist in Wahrheit eine ganze Stunde, es kam euch nur nicht so vor. Nun, genauso ging es mir gerade, nur dass ich kein Buch, keine Sätze, nicht einmal Wörter las. Ich las Gesichtszüge. Ich versuchte es zumindest. Hieß es nicht immer die Augen seien der Spiegel der Seele, aus ihnen könne man alle Gefühle ablesen? Das einzige was ich in seinen Augen ausmachen konnte war Schock. Und daran hatte sich seit einer gefühlten Ewigkeit auch nichts geändert.

Nächtelang, und ja, zugegebener maßen auch tagelang hatte ich nun schon davon geträumt, dass dieser Junge, der da gerade vor mir stand diese gewissen drei Worte zu mir sagte. Aber zu meiner eigenen Überraschung war es nicht sein Mund gewesen, den diese Worte verlassen hatten. Nein, es war mein eigener gewesen, obwohl es sich schon lange nicht mehr so anfühlte.

Endlich wich der Ausdruck des Schocks aus seinem Gesicht, doch was folgte jagte mir einen Schauer über den Rücken. Der Anblick der tiefen Trauer, die in seinen Augen stand, traf direkt in mein Herz. Diese drei Worte hatten sich wie eine Mauer zwischen uns aufgebaut. Sie würde unsere Freundschaft für immer zerstören. Was hatte ich getan? Ich wollte schreien, rennen, weinen. Aber ich stand einfach nur da. Stand da und starrte ihn an. Er war enttäuscht von mir. Hasste er mich? Tausende Gedanken zerfraßen mein Gehirn, aber kein einziger verließ meine Lippen.

Plötzlich, einfach so, fing Kookie an zu lachen. Er boxte mir leicht gegen die Schulter bevor er lachend antwortete "das weiß ich doch. Deswegen sind wir doch beste Freunde!" Plötzlich begann er mich zu kitzeln, woraufhin ich mich lachend auf mein Bett fallen ließ. Dann verließ der Maknae den Raum. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. Unsere Blicke kreuzten sich. Mein Herz machte einen Satz und das Blut rauschte in meinen Ohren. Weit entfernt hörte ich noch seine Worte, bevor er den Raum verließ. "Ich liebe dich doch auch". Freundschaftlich. Er hatte es freundschaftlich aufgefasst. Sollte ich erleichtert sein, oder traurig? Aber nicht diese Frage war es, die mein Herz schneller schlagen ließ, während ich mich in die Kissen fallen ließ. Es war der Schein, der in seinen Augen tanzte, als er sich ein letztes mal zu mir umgedreht hatte.

And I smile to hide the truth | VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt