26 》Rhodes

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"Elli?", fragte Tony und ich erschrak mich beinahe zu Tode. Die ganze Fahrt über hatte er keinen Mucks von sich gegeben und ich hatte mich bereits an die Stille gewöhnt.
"Hm?", ich sah ihn von der Seite an, doch sein Blick war starr auf die Straße gerichtet.
"Würdest du mit mir ausgehen wollen?"
Ich hatte mit allem gerechnet, wirklich mit allem, nur nicht mit dieser Frage. Wie kam er denn jetzt auf so etwas?
"Ähm, klar", erwiderte ich und hoffte, dass mein Gesicht nicht allzu sehr errötete. Er wollte wirklich mit mir ausgehen. Das...das war toll. Mehr als nur toll. Mehr hatte ich mir, seitdem ich ihn kannte, nie gewünscht.
"Vielleicht nächste Woche Montag? Ich kenne ein fantastisches Restaurant, da gibt es alles, was dein Herz begehrt. Und noch mehr", erzählte er, sein Ton war jedoch noch immer recht neutral, weshalb meine Skepsis trotz der eigentlich erfreulichen Lage nicht ganz schwinden konnte.
"Alles reicht mir schon", ich lächelte vor mich hin und strich mir verlegen durchs dunkle Haar.
"Ich kauf' dir vorher natürlich noch ein Kleid", sagte er, "Und Schuhe. Ich kauf' dir alles, was du willst."
"Tony, was ist los?", langsam wurde er mir unheimlich. Irgendwas stimmte mit ihm nicht. Erst schwieg er wie ein Grab und nun klang es, als wolle er mich mit materiellen Dingen geradezu überschütten. So war er doch sonst nie drauf. Er verhielt sich noch immer so seltsam wie zuvor im Badezimmer.
"Wie kommst du darauf, dass etwas ist?", er warf mir einen flüchtigen Blick zu, "Nichts ist los."
"Halt an", bat ich ihn. Er scherte aus und stoppte den Wagen am Straßenrand.
"Wir sollten uns beeilen, Rhodey wartet schon zu lange", murmelte er, doch davon ließ ich mich nicht beirren.
"Erst sagst du mir, was mit dir los ist", verlangte ich und drehte mich ihm zu.
"Mir geht's gut", beharrte er und sah noch immer gebannt aus der Windschutzscheibe, "Wirklich. Mach' dir keine Sorgen."
"Tony, belügen kannst du dich selbst", erwiderte ich seufzend, "Sag' mir bitte, was los ist. Erst redest du kein Wort mit mir und dann das."
"Was? Willst du doch nicht mit mir ausgehen?", er richtete seinen verwunderten Blick auf mich und wirkte sogar ein Stück weit enttäuscht.
"Doch!", widersprach ich vehement, "Nichts lieber als das. Aber irgendwas stimmt mit dir nicht. Und ich möchte, dass du mit mir redest. Das kannst du nämlich. Jederzeit. Ich bin für dich da, das habe ich dir versprochen."
Er rang sichtlich mit sich selbst, raufte sich seine zotteligen, dunklen Haare und seufzte laut auf, ehe er Worte fassen konnte.
"Ich...ich kann das alles einfach nicht", nuschelte er und ich schaute ihn verwirrt an.
"Was meinst du?", wollte ich wissen.
"Du hast wegen mir leiden müssen", sein Blick sprach Bände. Er fühlte sich anscheinend schuldig und miserabel, wofür jedoch keinerlei Grund bestand.
"Nein Tony, ich habe für dich gelitten", korrigierte ich ihn, "Das ist was völlig anderes."
"Egal wie man es betrachtet, es hat jedes Mal etwas mit mir zu tun", er ergriff meine Hand, wich meinem Blick jedoch aus, "Und das wollte ich vermeiden. Ich wollte dich nicht in Gefahr zu bringen. Aber ich hab's nicht geschafft. Es tut mir so unendlich leid."
"Aber Tony...Aiden wollte mich. Du warst nicht der Grund, weshalb er mich entführt hat", entgegnete ich eifrig. Tony durfte keinesfalls denken, er wäre verantwortlich für das, was mir widerfahren war. Denn das war er nicht. Im Gegenteil: er war derjenige gewesen, der mich vor all dem hatte beschützen wollen. Wäre ich nicht so leichtsinnig gewesen, wäre all das vermutlich gar nicht erst geschehen.

"Nein, ich weiß, dass es meine Schuld ist!", Tonys Stimme wurde lauter und schneidender, "So ist es schon immer gewesen und so wird es immer sein, verflucht!"
Doch durch seine plötzliche Furiosität ließ ich mich nicht aus der Bahn werfen.
"Nein, Aiden hatte es nur auf mich abgesehen. Er ist mein Bruder", erklärte ich ihm letztlich, woraufhin sein Kopf in meine Richtung schellte.
"W-was?", seine Stimme war plötzlich ganz leise und er schaute mich mit aufgerissenen Augenlidern an, "Das...das ist doch nicht möglich. Oder? Du verarschst mich, richtig?"
"Schön wär's", ich holte tief Luft und drückte seine Hand, die meine noch immer umfasste, leicht, "Erst hab' ich ihm auch nicht geglaubt. Aber allein die Ähnlichkeit zu mir ist...schockierend. Er sagte, er wäre damals von Hydra ausgebildet worden. Meine Eltern wissen gar nicht, dass er den vermeintlichen Tod kurz nach der Geburt übelebt hat und es wäre auch besser, wenn es dabei bleiben würde. Denn er ist gefährlich und unberechenbar. Ich bin froh, dass du da bist, Tony. Du hast mich gerettet. Wer weiß, wie es jetzt um mich stände, wenn du nicht gewesen wärst. Also hör' auf, dir die Schuld für etwas zu geben, wofür du nicht die Schuld trägst. Bitte."
Er nickte zögernd und stieß dann abermals einen lauten Seufzer aus.
"Das...das ist echt heftig. Also damit hab' ich wirklich nicht gerechnet, als du meintest, es wäre eine lange Geschichte."
Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Dass ich Tony Stark überraschen konnte, musste schon etwas heißen.
"Und das ist nicht mal alles", sagte ich und nahm ebenfalls einen tiefen Atemzug.
"Heb' dir den Rest für unser Date auf", bat er mich und ich konnte noch immer nicht wirklich glauben, dass Tony mich um eine Verabredung gebeten hatte. Ein richtiges Date, mit dem Mann, der mein Herz mit jedem Wort und jeder Bewegung beflügeln konnte. Jetzt würde sich mein Leben hoffentlich endlich wieder zum Besseren wenden.
"Oho, das wird ein langer Abend", ich grinste ihn an, "Du kannst jetzt übrigens wieder fahren. Falls du noch zu Rhodey willst."
"Wer sagt schon nein zu seinem besten Freund?", erwiderte Tony lediglich schmunzelnd, ehe er aufs Gas trat.

The Broken Man ❘ Tony Stark FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt