Lovesong (Destiel/Saileen AU)

Kapitel 3

**Sam**

Es ist Unglück, sagt die Berechnung
(Erich Fried "Was es ist")

Sam setzte sich an den Frühstückstisch und schlang eilig sein Müsli hinunter. Kate bestand immer darauf, dass er und Adam vor der Schule etwas aßen. Bei Dean war sie damit offene Türen eingerannt, denn für Essen war er immer zu haben. Aber Dean wohnte jetzt am Campus und nicht mehr zu Hause.

Sam hatte nichts gegen Frühstück im Allgemeinen. Zumindest am Wochenende, wenn er ausgeschlafen war. Aber unter der Woche musste er sich entscheiden: entweder länger schlafen oder frühstücken. Seine Prioritäten waren ganz klar geregelt. Schlafen!
Aber damit kam er bei seiner Stiefmutter nicht durch.
„Junge Männer müssen mindestens drei ordentliche Mahlzeiten einnehmen. Und das Frühstück ist dabei die wichtigste", meinte sie immer.
Auch dagegen war nichts einzuwenden. Sam hätte sich ein Sandwich geschnappt und es unterwegs verdrückt, aber mit diesem Vorschlag kam er nicht weit.
Man aß im Sitzen und nicht im Stehen oder beim Gehen. Und auf gar keinen Fall beim Autofahren! Bei diesem Thema ließ Kate nicht mit sich verhandeln.
„Sam, schling dein Frühstück nicht so hinunter", ermahnte sie ihn.
„Kate, wir kommen zu spät, wenn ich jetzt nicht schnell mache", verteidigte sich Sam.
„Wärst du früher aufgestanden, dann müsstest du jetzt nicht hetzen", meinte sie ungerührt.
Sam blickte zu Adam, der lächelnd die Augen rollte. Beide stellten sie ihre leeren Müslischüsseln in den Geschirrspüler, schnappten ihre Rucksäcke und drückten Kate einen Kuss auf die Wange.
Dann eilten sie zu Sams Auto.
Sam wusste, dass es seine Stiefmutter nur gut meinte, aber manchmal nervte es doch ein wenig.
Deans und Sams leibliche Mutter war bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Sie wurden damals im Schlaf von dem Feuer überrascht. John, ihr Vater, versuchte alle zu retten. Zuerst hob er Sam aus dem Gitterbett und drückte ihn Dean in die Arme. Sam war damals noch ein Baby und Dean war noch nicht einmal fünf Jahre alt, aber trotzdem war er schlau genug mit seinem kleinen Bruder sofort nach Draußen ins Freie zu laufen.
Ihr Vater wollte auch ihre Mutter retten, aber er hatte keine Chance. Das Feuer verteilte sich einfach viel zu schnell und so starb Mary Winchester in dem Feuer als Sam noch nicht einmal ein Jahr alt war. John machte sich ewig lange Vorwürfe. Er vergrub sich in seine Arbeit als FBI Agent. Für die zwei Jungs hatte er nur wenig Zeit. Meistens waren Dean und er auf sich gestellt, oder Ellen, eine alte Freundin ihres Vaters sah nach ihnen. Zwei Jahre nach Marys Tod lernte John Winchester Kate kennen und endlich kehrte so etwas wie ein Familienleben ein. Kate kümmerte sich um Sam und seinen Bruder und schon bald brachte sie ihren Stiefbruder Adam zur Welt. Ihr Vater war noch immer viel unterwegs, aber zumindest zu den wichtigsten Feiertagen war er zu Hause.

Vor der Garagentür stand schon Eileen und wartete ungeduldig.

„Endlich. Wir kommen zu spät, wenn wir jetzt nicht gleich losfahren", drängte sie.
„Auch einen schönen guten Morgen, Eileen", antwortete Sam und formte gleichzeitig die Worte mit seinen Händen. Sie lächelte ihn an.
„Tut mir leid. Guten Morgen Jungs. Ich habe nur in der ersten Stunde gleich einen Test, deshalb möchte ich nicht zu spät kommen", erklärte sie.
Schwungvoll öffnete sie die Beifahrertüre und setzte sich ins Auto. Adam kletterte nach Hinten. Sam war der einzige von ihnen, der einen Führerschein besaß. Adam war erst vierzehn und Eileen wollte selbst nicht Autofahren.
Sie ging nicht wie Adam und Sam auf die Western High, sondern auf die Oak High. Die Oak High war eine High School für hörgeschädigte und taube Schüler. Da ihr Unterricht zur selben Zeit begann und auch endete und die Schulen nur fünf Minuten voneinander entfernt lagen, fuhren sie jedoch jeden Tag zusammen hin und wieder zurück. Das war praktisch. Nicht nur für Eileen. Auch Sam profitierte davon. Eileen war seine beste Freundin und es war schön gleich nach der Schule jemanden zum Reden zu haben. Obwohl das gar nicht so einfach war. Während der Autofahrt konnte er seine Hände nicht für die Gebärdensprache nutzen und von der Seite konnte sie seine Lippen nicht lesen. Deshalb bleiben sie meistens noch eine halbe Stunde am Parkplatz stehen und erzählten sich das Wichtigste vom Tag.