Prolog

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Weltall, unbekannter Ort, unbekanntes Datum im Jahr 2075, unbekannter Zeitpunkt

56 Jahre. Wir befinden uns 56 Jahre in der Zukunft. Die Erde ist zerstört. Ein ausgedörrter, lebensfeindlicher Felsen, der von schwarzen Flecken beschmutzt durchs All fliegt, ist das einzige was vom blauen Planeten übrig ist. All das Wasser ist verdunstet, die Wälder abgerohdet und die Tiere ausgerottet. Erzbrocken und Meteoriten bedecken die Oberfläche. Die Reste von Rettungsdrohnen und anderen Maschinen schweben in einem Kreis um die Kugel herum. Kein Leben in Sicht. Jegliches Werk der Menschen wurde vernichtet.

Nur die Arks sind noch da. Raumstationen, die von seltsamen Kreaturen bewohnt werden und von Menschen erschaffen wurden. Dinosaurier, Drachen und andere noch sehr viel abscheulichere Wesen machen diese biotechnischen Wunderwerke unsicher. Aber das abscheulichste von allen ist ihr Erschaffer selbst. Der Mensch, oder "Der Aszendent" wir er sich selbst nennt. Der Aufgestiegene, der über allem Leben steht.

"Exemplare" der menschlichen Rasse werden auf diesen Arks wie Spielzeug umhergeworfen. Während diese um ihr Überleben kämpfen, von den messerscharfen Zähnen eines Tyrannosaurus zerfleischt werden, sich bei einem metertiefen Sturz sämtliche Knochen brechen, erbärmlich verhungern oder kläglich erfrieren, überwachen die Aszendenten alles durch die Augen der Wächter. Übermächtige Lebewesen, die die Gedanken anderer kontrollieren können. Sie sind so dermaßen gefährlich, dass sie in winzige Arenen gesperrt werden mussten, um nicht das gesamte Ökosystem außer Kontrolle zu bringen. Dort warten sie nur, wegen dem hochgiftigen puren Element in ihren Körpern schreckliche Schmerzen erleident, dass ein neuer Herausforderer kommt, sie besiegt und selbst zum Aszendten wird, der ebenfalls einen neuen Herausforderer schickt. Ein ewiger Kreis aus Krieg, Schmerz und Tod.

Dabei können diese Herausforderer, von den Aszendten "Überlebende" genannt, aus allen möglichen Zeitperioden stammen. Ob Barock, Einundzwanzigstes Jahrhundert oder sogar die Eiszeit. Kein Mensch ist sicher vor den Händen der Aufgestiegenen. Und wenn sie dann erst einmal dort sind, werden sie dem Tod überlassen. Wer es nicht schafft, sich alleine zurrecht zu finden, wird "konterminiert". So nennen sie es.

Es gibt 3 sehr wichtige Arks, von denen jedoch nur zwei funktionsfähig sind.

Eine ist eine weitläufige Insel mit allerlei prähistorischer Kreaturen. Von grünen Steppen, feuchten Dschungeln, nebeligen Sümpfen, tiefen Meeren, eiskalten Gebirgszügen und sogar unterirdischen Höhlennetzen und einem Vulkan ist hier alles zu finden.

Die zweite ist ein lebensfeindliches Ödland. Die Sonne bekommt einen dort überall. Die Natur ist in dieser Ark unerbittlich und die Kreaturen sogar noch mehr. Eine ganze Schlucht, mitsamt Lavafluss wird von Kolonien riesiger, drachenartiger Bestien bewohnt. Diese heißen Wyvern.

Die letzte Ark ist ein Mysterium. Manche sagen, es war einmal eine Eisark. Andere meinen, es war einmal eine komplette Dschungelark. Aber eines steht fest. Von allen Arks ist diese die unbewohnbarste. Radioaktive Strahlung, übernatürliche Mutanten und ein Wächter, der nicht mehr auf die Befehle der Aszendenten hören muss sind die Markenzeichen dieser Ruine. 

Und dann gibt es noch die Erde. Ein komplettes Desaster. Zerstörung überall. Die Städte sind nichts mehr als stählerne Ruinen, die sich wie Stalakmiten aus der rissigen Erde emporheben. Die Oberfläche ist ausgetrocknet. Bäume und Wasser sind eine Seltenheit. Adern von dunklem Element ranken sich aus dem Boden und saugen die Lebenskraft aus den letzten lebendigen Überbleibseln der Apokalypse. Und doch, auf fast schon unerklärliche Weise, beherbergt diese Einöde Leben. Es scheint unmöglich, aber die Erde kann sogar noch gerettet werden. Nur weiß keiner wie...


15.9.2019, Manhattan, New York

Lucy wachte auf. Die Sonnenstrahlen, die grell durch ihr Fenster schienen, hatten sie aus dem Schlaf gekitzelt. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. "Mal wieder perfekt aufgestanden", grinste sie noch etwas verschlafen. Die junge Frau stand auf und streckte sich erst einmal gut. Eigentlich wollte sie sich auch noch ein bisschen im Licht baden, doch die Arbeit rief. Also machte sie sich auf den Weg in die Küche um sich ein schnelles Frühstück zuzubereiten. Mehr als ein Sandwich und ein Glas Orangensaft waren da zeitlich einfach nicht drin. Sie setzte sich an den Esstisch und betrachtete durch ein Fenster die Bäume. Lucy genoss das Zwitschern der Vögel. Schon seit sie klein war, hatte sie Tiere gelebt. In ihrem Leben hatte sie schon mehr Haustiere als feste Freunde gehabt.

Nachdem Lucy ihr Frühstück aufgegessen hatte, war es Zeit für die Dusche. Lucy war definitiv einer dieser Glückspilze. Einer dieser Leute, die früh aufstanden, sich duschten und sofort bereit für alles waren. Folglich war auch die Wassertemeperatur fast sofort perfekt. Sie bekam ein angenehmes Gefühl als das lauwarme Wasser über ihren Körper strömte und summte ein Lied vor sich hin. Sie war relativ schnell fertig und trocknete sich ab. Dann kamen die Haare. Wie immer, zu Erst föhnen, dann den Großteil über das rechte Auge und den Rest nach links. Ihre schwarzen, fülligen Haare waren extrem gut dafür geeignet. Danach kam das Make-Up. Nicht zu viel, nur ein wenig Lippenstift, Wimperntusche und das war es auch schon. Zum Abschluss setzte sie sich ihre Brille auf und machte sich auch gleich auf den Weg. Da sie heute doch noch ein wenig mehr Zeit als sonst hatte, entschied sie sich, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Lucy genoss den warmen Sommerwind von Manhattan, der beim Fahren durch die Haare wehte. Gerade war sie am Centralpark, als ihr plötzlich jemand entgegen kam. Es war ihr guter Freund und Kollege Michael. Er war auch auf seinem Fahrrad. Da sie schon relativ nah an dem Burgerladen waren, bei dem sie beide arbeiteten, stiegen die Beiden ab und und unterhielten sich auf dem Weg. "Weißt du, ich liebe diese Stadt, aber... naja. Ich hätte nichts dagegen wenn mal was passieren würde, weißt du?", erzählte Michael. "Ja, hast schon recht. Manchmal kann es schon ein bisschen langweilig werden.", erwiderte Lucy. Dann konnten sie den Burgerladen bereits schon in der Nähe sehen.

Die Beiden stellten ihre Fahrräder ab und betraten den Laden. Ihre Mitarbeiter begrüßten sie freundlich und sie taten es ihnen gleich. Michael verschwand sofort in der Küche während Lucy sich in ihre Kellneruniform warf. Sie mochte die Uniform nicht unbedingt, aber sie kam schon damit klar. In der Zwischenzeit drehte der Fillialleiter das Schild, welches am Fenster hing von "Geschlossen" auf "Geöffnet". Der Tag konnte beginnen. Bald schon kamen die ersten Besucher und die Stunden vergingen schnell. 

Gerade hatte Lucy eine Familie verabschiedet, als sie bemerkte, dass ihre Pause schon vor zwei Minuten begonnen hatten. Sie sagte schnell ihrer Mitarbeiterin Jessica Bescheid und huschte dann in den Pausenraum. Lucy nahm sich eine Sprite aus dem Kühlschrank, machte es sich in ihrem Lieblingssessel gemütlich und legte die Füße hoch. Die junge Frau streckte ihre Arme, seufzte und wollte gerade ihre Augen schließen. Da geschah es...

Ein lautes Donnern war von draußen zu hören. Durch das Fenster erkannte Lucy einen riesigen Schatten, der sich über die Häuser legte. Panik brach aus. Schreckliche Angstschreie erfüllten die Luft und die Alarmanlagen von Autos piepsten wie wild, als diese mit voller Geschwindigkeit in einander krachten. Der Wind und Blätter trommelten gegen die Scheibe. Lucy sprintete nach draußen, wo die Mitarbeiter und Gäste des Restaurants wortlos, gebannt, ja sogar wie angerwurzelt in den Himmel starrten. 

Ein gigantisches Objekt schwebte in der Luft. Trümmer wurden in zwei spiralförmigen Windböen um es herumgeschleudert. Grüne Funken sprühten aus dem vermutlichen Kern des Objekts. Langsam aber sicher näherte es sich dem Boden. Der Sturm riss Blätter von den Bäumen und peitschte sie den Menschen ins Gesicht.

"Was ist das für ein Ding?", presste Michael heraus. Keine Antwort. Kein der Anwesenden hatte je so etwas riesiges, massiges und furchteinflößendes gesehen. Es war fast wie in einem ScienceFiction-Film. "Was steht ihr noch hier rum?", fragte der Fillialleiter, "Weg hier!". Alle versuchten zu rennen. Alle entkamen, außer eine. Lucy. Sie fühlte sich wie gezwungen, zu diesem Objekt zu gehen. Ihre Augen waren emotionlos. Ihr Gesicht zeigte keine Gefühle. Wie ein Zombie, schritt sie geradlinig mit der Hand nach vorne gestreckt zu dem Objekt. "Lucy!", schrie Michael, doch sie hörte ihn nicht. Ohne ein Wort, nicht mal mit einem Gedanken, ging Lucy weiter, bis sie direkt unter dem Objekt stand.

Vier Klappen öffneten sich. Ein grünes Leuchten drang aus dem Inneren des Objekts hervor. Ein neongrüner Strahl schoss aus seiner Unterseite. Lucy wurde immer schneller werdend nach oben gezogen. "LUCY, NEIN!", brüllte Michael und rannte, gefolgt von einigen Mitarbeitern, zu ihr. Vergebens. Als sie angekommen waren, war Lucy bereits verschwunden.

Und alles wurde wieder normal.

Keiner schien sie zu vermissen. Keiner schien sich überhaupt an sie zu erinnern. Der Name Lucy Parker wurde innerhalb von Sekunden aus den Gedanken der gesamten Erdbevölkerung radiert. Genauso, wie alles andere, was in den letzten fünfzehn Minuten geschehen war. 



Ark:Evolutionäres ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt