„Guten Morgen!“ fröhlich grinsend begrüßt unser Deutschlehrer meine Klasse. Er ist, wie so oft, die motivierteste Person im ganzen Schulhaus. Er stellt seine Tasche auf das Pult und zieht einen weißen Briefumschlag heraus. „Bevor ich es vergesse: Hier ist ein Brief für dich, Felice.“ Sagt er und bringt mir den weißen Umschlag. Auf meinen fragenden Blick hin meint er entschuldigend: „Ich habe auch keine Ahnung, was es ist!“ und wendet sich zur Tafel. Während er etwas mit Kreide auf die Tafel schreibt öffne ich den Umschlag und ziehe ein weißes Blatt heraus. Mit gerunzelter Stirn lese ich den Brief.
„Liebe Ms. Morgan,
vielen Dank, dass Sie an unserem Gewinnspiel für junge Autoren teilgenommen haben. Ihre eingereichte Geschichte war sehr beeindruckend und es freut uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie den ersten Platz belegt haben. Herzlichen Glückwunsch!
Ihr Preis sind zwei Schreibstunden, in denen Sie sich mit dem weltberühmten Bestsellerautor James Montgomery über das Schreiben austauschen können und er sich Ihre Werke anschaut.
Die erste Schreibstunde findet am 10. November um 15.30 Uhr in der Camptown Street 34 statt. Sollten Sie verhindert sein oder aus einem anderen Grund nicht an der Schreibstunde teilnehmen können, melden Sie sich bitte bei uns.
Mit freundlichen Grüßen,
Mrs. Smith“
Gespannt betrete ich das Restaurant durch die große Glastür. Während diese hinter mir wieder zu schwingt, sehe ich mich im Restaurant um. Der Boden ist aus Marmor und blitzblank geputzt, von der weit oben liegenden Decke baumelt ein goldener Kronleuchter und an den Wänden hängen uralte Gemälde, die mich an einen langweiligen Museumsbesuch oder ein Schloss von einem wohlhabenden Grafen erinnern. Im Hintergrund dudelt klassische Musik, es riecht leicht nach Curry und ich meine links in der Ecke einen Wandteppich hängen zu sehen. Irgendwie wirkt das alles in allem ziemlich schräg. Bin ich hier richtig? Ich meine, eigentlich soll ich hier ja den weltberühmten Bestsellerautor James Montgomery treffen. Ich lasse meinen Blick noch ein letztes Mal suchend durch den Raum schweifen und drehe mich dann wieder zu Tür. Ich muss hier falsch sein. „Kann ich Ihnen helfen?“ spricht mich plötzlich eine Kellnerin von hinten an. Ich drehe mich wieder um, so dass ich sie betrachten kann. Sie trägt ein buntes Gewand, das ich nicht mal an Fasching anziehen würde und lächelt mich strahlend an. Außerdem ist ihre Stimme ungefähr drei Oktaven höher als meine. „Wissen Sie, ob James Montgomery heute Nachmittag hier einen Tisch reserviert hat?“ frage ich die Kellnerin, die mich immer noch mit ihren schneeweißen Zähnen anlächelt. „Einen Moment.“ Bittet sie und huscht mit dem gleichen Lächeln auf den Lippen davon. Ich muss zugeben, dieses Restaurant hat etwas. Auch wenn es einem am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, fühle ich mich hier gleich wohl. Wenig später strahlt die Bedienung mich schon wieder an. „Er sollte jeden Moment kommen. Wollen Sie schon einmal Platz nehmen?“ fragt sie und streicht dabei ihr Gewand glatt, das nur so von Farben sprüht. „Gerne!“ antworte ich und lächle sie ebenfalls an. Sie führt mich zu einem viktorianischen Holztisch und ich lasse mich auf einen der einladenden, bunten und sehr bequemen Sessel fallen. Die Speisekarte liegt schon auf dem Tisch bereit. „Curry Kitchen“ steht in geschwungener Schrift auf dem roten Cover. Will James Montgomery sich mit mir wirklich hier, im Restaurant „Curry Kitchen“, treffen? Er ist ein weltberühmter Bestsellerautor und ich habe nur durch ein Gewinnspiel für junge Schreiber die Möglichkeit bekommen, ihn zu treffen. Ich habe bei ihm jetzt zwei „Schreibstunden“, in denen er sich meine Werke durch liest, mir Tipps gibt und so weiter. Zwischen meinen Geschichten und seinen Geschichten liegen zwar Welten, aber da ich schon immer gerne schreibe, finde ich es interessant, einmal seine Meinung zu meinen Texten zu hören. Gerade als ich das denke geht wird die Glastür von außen geöffnet und ein Mann tritt ein. Er hat recht kurze, braune Haare und braune Augen, die mir als erstes auffallen, auch wenn ich nicht sagen kann, warum. Sie haben etwas geheimnisvolles, anziehendes. Der Mann trägt einen langen, grauen Mantel und wirkt sehr gepflegt, zurückhaltend und so, als hätte er besonders gute Manieren. James Montgomery.
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Hey🤗
Das auf dem Bild ist übrigens Felice Morgan, die Hauptperson. Wie findet ihr das erste Kapitel? Ich freue mich immer über Feedback❤😘
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Das Reich der Fantasie
FantasyFelice Morgan ist 15 Jahre alt und weiß nichts von der Existenz des Reichs der Fantasie. Bis sie den weltberühmten Bestsellerautor James Montgomery trifft und erfährt, dass sie sogar die Gabe der Fantasie besitzt und dorthin reisen kann.