Das Knarzen der hölzernen Eingangstür ist mir so vertraut, das ich mich schon beim Eintreten wie zu Hause fühle. Die Bibliothekarin, Ms. Harris, lächelt mich durch ihre runden Brillengläser freundlich an. Sie hat weiße Haare, ist ziemlich klein und sehr alt. Ihr gehört diese Bücherei schon seit ich denken kann und sie wünscht sich, dass ich die Bibliothek führe, wenn sie zu alt dazu ist. „Guten Abend, Mrs. Harris!“ James gibt ihr höflich seine Hand und öffnet seinen Mantel. „Guten Abend!“ begrüßt Mrs. Harris uns und kommt hinter dem alten Holztisch hervor. Außer uns befindet sich nur noch ein weiterer Gast in der Bibliothek. „Ich nehme an, Sie…“ beginnt James doch Mrs. Harris winkt ab. „Natürlich. Kommt mit.“ Mrs. Harris weiß auch von der ganzen Sache? Ich sehe sie staunend an und sie führt uns zu einer älteren Holztür, die ziemlich niedrig und hinter einem Bücherregal versteckt ist. Nachdem sie sich sicher ist, dass der Kunde nicht zu uns schaut, öffnet sie blitzschnell die Tür und verschwindet im Raum dahinter. James und ich folgen ihr und Mrs. Harris schließt die Tür wieder. „Die Treppe nach oben, links und dann die hinterste Tür im Gang. Ich schließe die Bibliothek in einer Stunde, beeilt euch also.“ Damit verlässt sie den Raum wieder durch die gleiche Tür wie vorhin. Ich sehe ihr ungläubig nach und verstehe gar nichts mehr. „Warum weiß sie auch davon?“ frage ich und wende mich wieder James zu. „Von dem Reich der Fantasie wissen die meisten Bibliothekaren. Und Mrs. Harris kennt mich, ich war schon einmal hier.“ Erklärt James mir und wir gehen zusammen die Treppe nach oben. Am Ende der Treppe erwartet uns ein dunkler Flur. Auf dem Boden liegt ein ausgeblichener, brauner Teppich, der an den Seiten ausgefranst ist und staubig aussieht. Ich folge James über den Teppich und am Ende des Flurs öffnet er die letzte Tür. Ein fahler Lichtstrahl, der von der anderen Seite der Tür kommt, taucht den Gang in ein schummriges Halbdunkel und James öffnet die Tür noch weiter, so, dass wir eintreten können. Der Raum ist ziemlich klein und spärlich eingerichtet. Außer einer Kommode und einem ausgesessenem, schwarzen Sofa ist der Raum leer. James schließt die Tür hinter mir und setzt sich vor mir auf das Sofa. Ich setzte mich neben ihn. „Und jetzt?“ frage ich und sehe zu, wie Staubwolken aus dem Leder aufsteigen. „Jetzt brauchen wir Fantasie. Das ist alles.“ Erklärt James und ich sehe in fragend an. Was meint er damit? „Es gibt kein Ritual oder Ähnliches, wenn man in das Reich der Fantasie kommen will. Ich schließe einfach meine Augen, stelle mir irgendetwas vor. Es kann alles sein, ein Bach, ein Ponyhof, das ist egal. Es geht darum, dass du mit deiner Fantasie irgendetwas machst.“ Sagt James und ich schaue ihn skeptisch an. „Wirklich, ich sage die Wahrheit!“ bekräftigt James seine Aussage. „Okay. Also schließe ich jetzt brav meine Augen und denke an einen Ponyhof. Prima!“ Sage ich sarkastisch. James ignoriert den Sarkasmus in meiner Stimme. „Genau. Aber da das auch bei Menschen mit der Gabe der Fantasie etwas Übung braucht, reist du jetzt erst Mal mit mir mit.“ Beschließt James. „Also gut. Was soll ich jetzt machen?“ frage ich und lehne mich etwas in dem schwarzen Ledersofa zurück. „Gar nichts. Bleib einfach sitzen. Wenn du mit mir mit reist, musst du einfach nur warten.“ Erklärt James und sieht mich an. Ich nicke. James schließt neben mir hochkonzentriert die Augen und auch wenn ich bis vor zwanzig Minuten noch nie etwas vom Reich der Fantasie gehört habe und immer noch nicht so recht weiß, ob ich James glauben soll, erwarte ich jetzt doch, das gleich etwas passiert. Sonst wäre James doch schon längst in einer Irrenanstalt und wenn sogar Mrs. Harris von der ganzen Sache weiß, dann muss einfach etwas daran sein. James wirkt nämlich auch absolut ernst, wenn er von der Sache redet. Und ich glaube schon, dass er weiß, wovon er spricht. Während James immer noch mit geschlossenen Augen neben mir sitzt, betrachte ich die Wand, von der die Tapete sich schon abschält. Und mir fällt auf, wie wenig ich über James Vorhaben weiß. Ich weiß ja nicht mal, ob und wie ich jetzt in das Reich der Fantasie gelangen soll. Stumm sitze ich da und warte darauf, dass etwas passiert. Doch es passiert nichts. Rein gar nichts. Dann öffnet James wieder die Augen. Er sieht ziemlich verwirrt aus. „Du kannst nicht mit mir mit reisen. Und wenn jemand nicht mit jemandem mitreisen kann, kann das nur einen Grund haben: Deine Gabe der Fantasie ist so stark ausgeprägt, dass du nur alleine reisen kannst. Menschen wie dich gibt es mehr als selten. Vielleicht einmal in hundert Jahren.“ Erklärt James ernst. „Du bist im Moment höchstwahrscheinlich die einzige Person auf der Welt, die so eine stark ausgeprägte Gabe der Fantasie hat.“ Ich starre ihn an. „Wirklich?“ frage ich fassungslos. James nickt. Ich bin sprachlos.
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Hey🤗
Sorry dass wochenlang nichts kam, aber ich war im Urlaub und habe im Moment echt unfassbar viel Schulstress, sorry❤
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Das Reich der Fantasie
FantasyFelice Morgan ist 15 Jahre alt und weiß nichts von der Existenz des Reichs der Fantasie. Bis sie den weltberühmten Bestsellerautor James Montgomery trifft und erfährt, dass sie sogar die Gabe der Fantasie besitzt und dorthin reisen kann.