B E G I N N I N G

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H A I L E Y

"Verdammt!"

Verzweifelt sehe ich mich noch einmal um. Nichts außer Bäumen, Steinen und nochmal Bäumen. Mist. Wieso passiert soetwas immer nur mir?
Weitere zehn Minuten versuche ich einen Ausweg aus diesem Labyrinth von Bäumen zu finden, aber vergebens. Meine Füße machen langsam schlapp und mein armes Gehirn ist überfordert.

Ich kann mir ein kleines Stöhnen nicht verkneifen, als ich endlich eine Sitzgelegenheit gefunden habe und meinen Beinen eine Auszeit gönne, indem ich mich auf die Holzbank plumsen lasse und meinen Kopf leicht in meinen Nacken lege. Ich atme einmal tief ein, um mich zu konzentrieren. Du schaffst das Hailey. Du hast schon schlimmeres hinter dir.

Wieder versuche ich meinen Bruder anzurufen, aber hier im Wald habe ich keinen Empfang. Wenn ich wieder zuhause bin reiße ich ihm den Kopf ab, dafür das er mich losgeschickt hat, um mich etwas umzusehen.

Der Himmel wird immer dunkler und die Wolken vermehren sich, was mich darauf aufmerksam macht, dass es sehr bald ein Unwetter geben wird. Also rappel ich mich auf und suche weiter einen Weg nach Hause.

Gerade als ich eine Straße entdeckt habe und nach zufällig vorbeifahrenden Autofahrern sehen will, bleibe ich mit meinem Fuß hängen und knicke um. Scheiße tut das weh. Ich versuche aufzustehen und weiterzugehen, aber es geht nicht.

"Ist alles ok bei dir?"

Erschrocken drehe ich mich zu dem Jungen hin, der locker gegen seine Maschine gelehnt ist und mich besorgt ansieht. Er hält seinen Helm in der Hand, während er sich mit der anderen durch seine verwuschelten schokobraunen Haare fährt. Bei seiner Bewegung kann man deutlich seine Muskeln unter seiner Lederjacke erkennen. Scheiße, ist der Typ heiß.

"Danke, kann ich nur zurück geben."

Während meine Wangen sich rot verfärben und ich am liebsten im Erdboden versinken würde, zwinkert er mir nur zu und lächelt noch ein Stück breiter.

"Komm, ich helfe dir."

Er legt seinen Helm ab und kommt auf mich zu. Vorsichtig hilft er mir beim aufstehen und bringt mich beinahe schmerzfrei zu seiner Maschine, die am Straßenrand steht. Er hilft mir aufzusteigen und zögert keine Sekunde, um mir seinen Helm aufzusetzen. Doch ich stoppe ihn.

"Nein. Setz du ihn auf. Es ist deiner."

Er lächelt mich aber nur liebevoll an.

"Und ich will, dass du ihn trägst."

Seine warmen Hände berühren meine Haut als er den Helm zumacht, doch der Moment ist viel zu schnell vorbei und er entfernt sie wieder. Er zieht auch seine Jacke aus und legt sie mir über die Schultern. Bevor ich sie jedoch anziehe frage ich noch einmal schüchtern, ob es ihm auch wirklich nichts ausmacht und er schüttelt nur lächelnd seinen Kopf. Auch er steigt nun auf die Maschine, aber weil ich noch nie auf so einem Ding saß, halte ich mich unschlüssig an seinen Schultern fest. Das wiederum gefällt ihm gar nicht, weshalb er meine Hände in seine nimmt und sie um seinen Bauch legt. Er fragt nach meiner Adresse, die ich ihm nach kurzem Überlegen ansage.

Die ganze Fahrt lang habe ich ein Lächeln auf den Lippen. Ich atme noch einmal den Duft seiner Lederjacke ein und genieße es einfach. Und ich weiß noch nicht einmal wie er heißt.

Zuhause angekommen gebe ich ihm seinen Helm zurück und er hilft mir noch bis zur Tür, wo ich mich schließlich bei ihm bedanke. Mein Bruder Jacob öffnet mir die Tür und hilft mir rein, doch bevor ich die Tür schließe drehe ich mich nochmal zu dem Jungen um.

"Ich bin übrigens Hailey."

Er schenkt mir ein kleines Lächeln.

"Calvin."

Calvin also. Naja, der Junge mit den schokobraunen Haaren hat ab jetzt etwas gut bei mir.

"Ich hoffe wir sehen uns wieder.", rufe ich ihm noch nach.

"Sogar schon früher als du denkst, Kleines."

Eigentlich hasse ich es, wenn mich jemand klein nennt, aber bei ihm macht es mir nichts aus, also lächle ich nur, bevor ich die Tür schließe.

Mit Jacobs Hilfe humple ich in mein Zimmer. Zum Glück sind Mom und Dad bis morgen Abend bei Tante Ally.

"Wer war das den bitte?", fragt mein großer Bruder verwirrt.

"Calvin. Hast du doch gehört.", gebe ich nur gelassen zurück.

Das ist meine letzte Antwort bevor ich mich vorsichtig auf mein Bett setze und mir meinen Laptop nehme, um den restlichen Tag mit Serien zu verbringen.

Jacob begreift, dass er keine weiteren Antworten mehr hören wird, worauf er dann aus meinem Zimmer geht und kopfschüttelnd die Tür schließt.

Langsam wird es ungemütlich und mir fällt auf, dass ich Calvin's Jacke noch anhabe. Die muss ich ihm wohl wieder zurückgeben. Obwohl ich nichts dagegen hätte, sie zu behalten. Sie riecht einfach zu gut. Sie riecht nach ihm. Eine Mischung aus Cool Water und Zigaretten

Aber wieso war er so nett zu mir? Immerhin kennt er mich nicht und jeder andere hätte mich vermutlich dort liegen lassen, bis ich vom Blitz getroffen worden wäre. Wieso er nicht? Egal wie lange ich überlege, mir fällt keine logische Erklärung ein, wieso ein Junge wie er sich um ein Mädchen wie mich kümmert. Er ist nicht nur hübsch, nein. Er ist wunderschön. Die Mädchen müssen ihm praktisch die Haustür einrennen. Wieso also genau ich? Ich bin doch nur ein durchschnittliches Mädchen aus Texas, dass sich im Wald verwirrt hat. Oder?

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Ich habe mich an ihm festgeklammert,
als würde er mich jede Sekunde wieder fallen lassen.

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Dieses Kapitel ist an @Michelle_Herron_gewidmet, da sie es sich gewünscht hat. Ich hoffe, es gefällt euch <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 23, 2018 ⏰

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