»Wie sieht es aus, Luca?«, die Frage kam von Alan Summerson, der den Kopf in ein Zimmer im Haupthaus seines Gestüts steckte, um zu sehen, wie weit sein Neffe war.
»Ich bin gleich fertig, aber sag: Muss ich wirklich mit?«, maulte der junge Mann und musterte den Anderen aus seinen blauen Augen, »Ich hab keine Lust auf diese Schickimicki-Party.«
»Oh ja, du wirst mitkommen! Beeil dich! In einer halben Stunde fahren wir.« Mit diesen Worten schloss sein Onkel die Tür des Raumes wieder von außen. Seufzend zog Luca sich eine dunkelbraune Weste, passend zu seiner Jeans, über sein helles Hemd, schlüpfte in seine Schuhe und begutachtete sich ein letztes Mal in dem großen Standspiegel. Der Jugendliche fand sich ein wenig lächerlich in diesen Klamotten. Viel lieber hätte er ein normales T-Shirt angezogen, aber das ging bei dieser Art von Veranstaltung natürlich nicht. Sein Handy und die Geldbörse in die Westentaschen steckend, verließ er schließlich das Zimmer.
Alan erwartete seinen Neffen schon im Auto, unten auf dem Hof des Gestüts, und tippte auf die Uhr an seinem Handgelenk.
»Jaa doch ...«, Luca öffnete die Beifahrertür des 5er BMW und ließ sich auf den Sitz fallen.
Wortlos startete sein Onkel den Wagen und lenkte diesen vom Gelände, in Richtung London.
Anderthalb Stunden später erreichten sie die Villa von Alans Geschäftspartner im vornehmen Stadtteil Hampstead.
»Damit du es weißt, ich fahre nachher von hier aus nach Hause. Ich komme nicht wieder mit raus nach Reading. Also wenn du mit dem Auto zurück willst, solltest du dich mit Alkohol zurückhalten.«
Alan lachte kopfschüttelnd. »Mach dir mal keine Gedanken um mich. Ich komme schon heim.«
Sie stiegen aus dem BMW, übergaben den Schlüssel an einen jungen Mann vom Parkservice und liefen dann die wenigen Stufen zum Eingang der Villa hinauf, wo sie vom Geschäftspartner von Lucas Onkel persönlich begrüßt wurden.
Nachdem der vermögende Mittvierziger den beiden Summersons sein Haus gezeigt und seine Frau vorgestellt hatte, sagte Luca zu Alan gewandt: »Ich werde dann mal ein wenig alleine auf Erkundungstour gehen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich hab ich nichts dagegen. Amüsier dich!«
»Sicher«, erwiderte der junge Mann grinsend. Was hätte er auch sagen sollen? Dass ihn das Ganze jetzt schon nervte, nach nicht mal einer Stunde, die sie da waren? So verkniff er sich einen weiteren Kommentar, nickte den Gastgebern freundlich zu, drehte sich um und ging langsam auf die weit geöffnete, zweiflügelige Terrassentür zu. Draußen war es schon fast komplett dunkel. Der blonde Jugendliche betrat die Veranda, wo ein zweites, kleineres Buffet aufgebaut worden war und daneben eine Bar, wo eine junge Frau verschiedene gekühlte Getränke ausschenkte. Luca blieb stehen und ließ sich ein Glas Wein geben. Hunger hatte er keinen. Diese ganze Party ödete ihn an. Er wollte nicht hier sein, aber er hatte seinem Onkel vor ein paar Wochen schon zugesagt, ihn zu begleiten und der hatte ihn aus der Nummer nicht mehr herausgelassen. Dumm gelaufen.
Seufzend strich Luca sich eine Strähne aus dem Gesicht und nippte an seinem Getränk. Diese Menschen hier auf der Party waren nervig und so von sich eingenommen. Fast nur Neureiche, die nichts für ihr Vermögen getan hatten, sich aber wunder wie vorkamen. Wäre es wenigstens noch alter Adel gewesen, dann hätte der Blonde vielleicht damit leben können, aber das? Nein, diese Leute hatten nichts mit ihm gemein und konnten ihm gestohlen bleiben. Erneut seufzte er leise.
»So schlimm?«, drang eine dunkle, sanfte Stimme an sein Ohr.
Luca wandte sich in deren Richtung und musterte sein Gegenüber, einen hochgewachsenen, schlanken Mann mit langen dunklen Haaren, die er locker zu einem Zopf gebunden trug, einen Moment schweigend. Der Fremde war wie die meisten hier sehr gut gekleidet. Trug ein dunkles Hemd, darüber eine Weste und eine sommerlich leichte Stoffhose. Irgendwie machte er allerdings nicht den Eindruck, zu diesen Möchtegern-Reichen zu gehören. Er wirkte auf Luca ... anders. Edel ... echt, nicht wie diese Blender.
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Remember Me
VampirWenn man im Leben einem Menschen begegnet, der etwas in einem berührt, dann vergisst man das nie - es kann nur sein, dass man sich nicht mehr daran erinnert ©RileyMcforest Alle Rechte vorbehalten