Hochzeit auf Umwegen

148 8 3
                                    

Der Tag ist nun gekommen. Heute werde ich endlich heiraten. Ich stehe am Altar in meinem Brautkleid. Naja, es ist kein echter Altar, Homosexuelle dürfen natürlich nicht in der Kirche heiraten.

Immerhin sind wir jetzt soweit, dass es die Homoehe gibt und wir nun Kinder problemlos adoptieren können. In den letzten Jahren ist soviel passiert.

Ich bin mittlerweile eine anerkannte Psychologin für Kinder und Jugendliche und habe einen Doktortitel in Psychologie. Mit meiner zukünftigen Frau wohne ich in einem modernen Haus außerhalb einer Großstadt. Meine eigene Praxis habe ich in der Großstadt selbst.

Ich blicke in die Menge. Unter ihnen erkenne ich einige alte Freunde aus meiner Schulzeit und auch neu gewonnene Freunde. Unsere Familien sind natürlich auch anwesend um diesen Tag mit uns zu feiern.

Ich muss schmunzeln, als ich sehe wie meinem kleinen Bruder, der mittlerweile Informatiker ist, die Haare von seiner Freundin gerichtet werden. Die beiden sind auch verlobt und sie ist schwanger.

Meine Mutter hat ihre erste große Liebe wiedergefunden, aber sie sagt, dass sie nicht mehr heiraten werden. Vielleicht ist das auch besser so. Auch wenn die Zwei super zusammenpassen.

Nervös streife ich mir mein weißes Brautkleid glatt und fahre mir durch die Haare. So ganz klappt das aber nicht, weil ich haufenweise Haarspray darin habe, damit sie halten.

"Komm runter, Emma! Du schwitzt das ganze Make-Up runter", meint Vanessa, meine Trauzeugin.

Sie ist ein Jahr jünger wie ich und wir haben uns im Psychologiekurs kennengelernt. Nun sind wir beste Freunde.

Die Brünette legt eine Hand auf meine Schulter und nickt mir bestärkend zu. Ich atme tief durch und nicke. Vanessa lächelt mich an.

"Komm, du liebst sie. Und jetzt heiratet ihr."

Ich nicke erneut und lächle jetzt auch. Sie weiß, wie sie mich aufmuntern kann.

Erneut blicke ich durch die Menge, mir fällt auf, dass ich viele Gesichter nicht kenne. Von meiner Verlobten kenne ich nur ein paar Verwandete wie die Eltern und die Geschwister. Aber insgesamt sind hier an die 200 Leute.

Aber sie kennt auch nicht all meine Verwandten, meine Tante und meine Cousins sind da und noch ein paar Großtanten, Großcousinen und Großcousins. Einige habe ich selbst erst 2-3 mal gesehen.

Hauptsache ist aber, dass sie nichts gegen meine Orientierung haben und damit klarkommen, dass ich eine andere Frau heirate. Und dass wir demnächst auch ein Kind adoptieren werden.

Fast acht Jahre sind nun seit meinem Schulabschluss vergangen, seit dem Abschlussball. Viele aus meiner Stufe habe ich dort das letzte Mal gesehen.

Bei manchen ist schade, bei anderen eher weniger. Andere habe ich sogar noch länger nicht mehr gesehen. Olli und Lena.

Die Zwei sind, nachdem sie mich erwürgen wollten, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden und ich habe danach nichts mehr von ihnen gehört. Das ist auch gut so.

Aber vielleicht sind die Beiden mittlerweile auch erwachsen geworden und sie könnten sich gebessert haben. Aber dies möchte ich nicht unbedingt herausfinden.

Stattdessen warte ich, bis meine Braut endlich den Gang entlang geschritten kommt und wir uns das Ja-Wort geben können. Darauf warte ich schon zu lange.

Alles ist schön geschmückt, überall befinden sich weiße Rosen. Ein Wunsch meiner Liebsten. Es ist wunderschön geworden. Die Deko. Die Kleider. Die Hochzeit. Und die Torte erst.

Meine Verlobte hat wirklich ein lesbisches Brautpaar als Figur in einem Laden in der Innenstadt finden können. Unglaublich.

Das Buffet ist auch atemberaubend. Es gibt Huhn, Fisch, Schwein, verschiedene Beilagen, Salate und natürlich Desserts. Es ist wirklich ein Traum, der heute in Erfüllung geht.

Durstig nach Wahrheit - GirlxGirl (Pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt