Prolog

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Alles fing an meinem sechsten Geburtstag an. Damals lebte ich mit meinen Eltern noch in einem kleinen Haus in Ohio. Es war gemütlich, aber nichts besonderes. In unserer Straße sah so gut wie jedes Haus so aus.

Meine Eltern hatten immer versucht, mir alles zu ermöglichen. Dementsprechend schmissen sie eine kleine Geburtstagsparty, zu der sie alle meine Freunde einluden.

Was ich allerdings erst am Tag der Feier erfuhr: sie hatten auch Allie Manston eingeladen. Sie kam mit ihren Eltern.

Mir war auch sofort klar, weshalb mir niemand im Voraus erzählt hatte wer alles kommen sollte, denn Allie und ich waren Todesfeinde.

Als sie durch die Tür schritt, mit ihren schulterlangen blonden Zöpfen spielte, und mich fies angrinste, war mir schon klar, dass das nichts wird. Und ich sollte Recht behalten.

Als wir beim Essen waren kam sie erst später und mit einem vorfreudigem Grinsen im Gesicht. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass sie überhaupt weg war. Ich ahnte nichts Gutes.

Als ich dann später zurück ins Wohnzimmer ging waren all meine Geschenke geöffnet, die einst verpackten Barbies verunstaltet und es sah einfach furchtbar aus.

Ich fing an zu weinen und Allie anzuschreien. In diesem Moment war sie das größte Problem und deshalb schmiss ich sie sofort raus. (Ja, eine sechsjährige kann auch gefährlich aggressiv werden) Als wir dann gerade am Eingang waren, und meine Eltern krampfhaft versuchten mich zurückzuhalten, nahm ich die Schere vom Fensterbrett, schnitt einen ihrer Zöpfe ab und knallte ihr die Tür vor ihrem entsetzten Gesicht zu. Damit waren wir irgendwie quitt.

Die Feierstimmung war allerdings im Eimer. Deshalb gingen alle nachhause und ich saß alleine und total verzweifelt auf der Couch. Meine Mutter war anfangs zwar schockiert, doch dann fand sie die ganze Sache nur noch halb so schlimm und kochte mir sogar Vanillepudding um mich aufzumuntern, aber besonders half mein Lieblingsdessert dieses Mal auch nicht.

Mein Vater war wegen eines wichtigen Termins weg. Er ist nämlich mittlerweile selbstständiger Immobilienmakler und zufällig hatte er genau an diesem Tag einen wichtigen Termin, um um mit dem Patentamt zu klären, ob alles glattging.

Als ich auf der Couch wie ein Häufchen Elend mit einer Schüssel warmem Vanillepudding auf dem Schoß saß, kam er hereingestürmt und hielt ein paar Zettel hoch. In diesem Moment brauchten er und meine Mutter keine Worte um sich zu verständigen. Meine Mutter sprang auf, kreischte und umarmte meinen Vater.

Anscheinend war er nun Immobilienmakler.

Das erste Jahr war für die Firma 'Armstead' noch steinig, aber als es dann bergauf ging, wurde mein Vater als Chef der Firma immer reicher. Und irgendwann zogen wir dann in ein großes Haus, ebenfalls in Ohio. Man konnte es nicht Villa nennen, aber auch nicht klein.

Ich bekam das größte Zimmer im Haus und nach einem halben Jahr Renovierungsarbeiten, bei denen ich eine eher kleine Rolle spielte, zogen wir ein. Ich war an meiner Schule von nun an die reiche Maklertochter. Da sich auch niemand mehr traute mich zu ärgern, wie es vorher immer der Fall war, wurde mein Leben um einiges einfacher.

Allie hat sich, anderthalb Jahre zu spät, sogar bei mir entschuldigt! Von dem Zopf war keine Rede mehr. Sie hatte seitdem eine Kurzhaarfrisur, die ihr, wie ich fand, sogar äußerst gut stand. Sie war sogar so nett zu mir, dass wir irgendwann beste Freunde wurden.

Und heute, acht Jahre später, bin ich fünfzehn Jahre alt, Allie ist immernoch meine beste Freundin, die Firma läuft super, ich bin sehr beliebt an meiner Schule und habe einen Freund. Mein Leben läuft perfekt.
Ich kann ja nicht wissen, was noch auf mich zukommen wird.

fly away like a birdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt