hamburg, 2017

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<kommst du jetzt oder nicht?>, wurde jackson langsam ungeduldig. ich war so aufgeregt, dass ich kaum geradeaus denken konnte.
<ich komm ja schon!>
meine neugierde wuchs bis ins unermessliche, als wir endlich unser häuschen, in das wir kurz unsere sachen ablegten, verließen.
wir spazierten schweigend zum ausgang des kleingartenvereins, um dann links abzubiegen.
ich warf einen flüchtigen blick auf meine armbanduhr, 16:08.
war ja klar, dass wir zu spät kommen würden. automatisch erhöhte ich mein schrittempo, woraufhin auch jackson schneller wurde.
<wir sind zu spät.>, merkte ich an.
jackson ignorierte das und steuerte weiterhin gerade auf die ampel an der kreuzung zu. an der kreuzung angekommen, konnte man die gruppe von vier jungs schon erkennen. sie standen, wie verabredet, vor dem café und sahen leicht nervös aus, was mich etwas verwirrte: was hatten sie zu befürchten? offenbar kannten sie mich ja schon.
wir gingen über die straße und ich vergaß meine nervosität komplett, ich war nur noch neugierig, was diese jungs dort mir wohl zu sagen hatten.

<hi. ich bin jackson, rafia hat mich gebeten, sie zu begleiten.>, stellte jackson sich vor.

einer der jungs kam auf uns zu und stellte sich ebenfalls vor:
<hi! ich bin daniel.>

daniel gab jackson die hand und kam dann auch zu mir, um mir die hand zu geben. ich erkannte seine stimme sofort: er war derjenige, der mich angerufen hatte.
<daniel.>
<rafia.>
<willst du uns nicht auch deine freunde dort vorstellen?>, fragte ich dann und zeigte auf die anderen drei jungs hinter daniel.

<richtig, das sind james, pablo und benjamin. sie sind mitglieder der organisation, die ich dir heute vorstellen möchte.>

<organisation? worum geht es in dieser organisation?>

<es handelt sich um eine politische organisation, geleitet von mir. wir haben es zu unserer aufgabe gemacht, die augen der menschen zu öffnen.>

<okay, interessant. und was hat das mit mir zu tun?>

<wir brauchen dich in unserer organisation. du pflegst eine kritische haltung gegenüber der regierung und hinterfragst stets, was um dich herum geschieht.>

<und wofür genau braucht ihr mich?>

<das können wir nicht hier besprechen.>

<wo denn sonst?>

<vertraust du mir?>

<ich kenne dich nicht mal.>

<komm mit.>

ich hatte keine ahnung, was ich von diesem daniel halten sollte. er war viel größer und wahrscheinlich auch älter als ich. außerdem hatte er drei freunde dabei, gegen die nicht mal jackson etwas tun könnte. irgendetwas sagte mir jedoch, dass ich daniel vertrauen konnte, also folgte ich ihm gehorsam.
wir gingen den weg zurück, den jackson und ich gekommen waren und landeten so im kleingartenverein.
<jackson, leider können wir dich nicht weiter mitnehmen. ist das in ordnung für euch?>
jackson und ich tauschten einen schnellen blick aus.
<geh zu den anderen, ich komme später auch.>, entschied ich dann.
daniel lächelte zufrieden und wir gingen weiter.
<warum vertraust du mir?>, fragte er mich dann.
<du kennst mich, wie du schon richtig sagtest, gar nicht. außerdem sind wir vier jungs, während du alleine bist.>

<ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich dir vertraue, aber es kommt mir richtig vor.>, antwortete ich darauf.

nach etwa 10 minuten hatten wir scheinbar unser ziel erreicht:
daniel schloss das zauntor eines schrebergartens auf.
der rasen wurde schon seit einiger zeit nicht mehr gemäht und generell konnte man sehen, dass der garten hier nicht im fokus stand.
nun schloss daniel auch die tür zum häuschen auf und rief fröhlich:
<trete ein in unser bescheidenes heim!>
ich kicherte über seine gespielte euphorie und schaute mich um. an den wänden hingen beschmierte landkarten, was mich an unsere große weltkarte erinnerte. auf dem boden lag ein alter, einst schöner teppich, der trotz seines schmutzigen zustandes sehr weich aussah. auf einer holzkommode standen ein paar kerzen, die offensichtlich oft benutzt wurden.
<gemütlich habt ihr es hier.>, kommentierte ich die einrichtung.
daniel grinste und schlug vor, mich hinzusetzen. ich befolgte seinen ratschlag und setzte mich auf einen der zwei holzstühle an einem kleinen holztisch.
die anderen drei jungs setzten sich auf den boden und spielten karten, während daniel sich mir gegenüber setzte und eine ernste miene aufsetzte.
<rafia..du willst wissen, wofür wir dich brauchen.>

<ja, unbedingt.>

<schon sehr bald wird krieg ausbrechen. das ist keine spekulation oder eine verschwörungstheorie, sondern ein fakt. wir wissen es, weil wir ihn starten werden.>

<krieg? geht ihr nicht etwas zu weit?>

<das haben wir uns auch gefragt, rafia, aber es muss einfach passieren. hast du dir die regierungen in den einzelnen ländern mal angeguckt?>

<du hast recht. wir können nicht die ganze zeit nur zuschauen. also, was ist der plan?>

<wir fangen mit polen an, sobald der frühling kommt.>

<also reist ihr nach polen, um dort die  regierung zu stürzen?>

<sozusagen. dort haben wir auch viele anhänger, die bescheid wissen. wir haben bunker mit nahrungsvorräten und kontakt zu einem polizisten, der waffen bereitstellen wird.>

<also, bist du dabei?>

<ich weiß nicht, ob ich das kann. meine freunde und familie zurücklassen, um in den krieg zu ziehen.>

<es wird sich lohnen, rafia, ich schwöre es. wir werden gewinnen.>

<nagut, ich bin dabei.>

<zum glück! wir treffen uns hier jeden donnerstag um 16:00 uhr. ansonsten kannst du herkommen, wann immer du möchtest; einer von uns ist immer hier. außerdem hast du auch meine nummer, falls was sein sollte.>

<okay, danke, daniel.>

<ich schätze, deine freunde warten auf dich.>

<richtig, ich sollte zu ihnen gehen.>
ich stand auf und bemerkte meine zittrigen knie. ich war ziemlich aufgewühlt.

<alles in ordnung, rafia? soll ich dich zu ihnen bringen?>, schien daniel es nun auch bemerkt zu haben.

<nein, danke. ich schaffe das schon.>

<nagut. pass auf dich auf!>
daniel hielt mir die tür auf und ich ging hinaus

<werde ich. bis bald, daniel!>
er schloss die tür, während ich mich auf den weg in unser gartenhäuschen machte. verrückt, dass die beiden gärten so nah beieinander sind. ob daniel mich so entdeckt hatte? vielleicht werde ich ihn eines tages fragen können. genau genommen habe ich eine menge fragen an ihn. ich könnte ihn am donnerstag fragen. vor unserem gartenhäuschen machte ich halt. ich konnte meine freunde schon von draußen hören, wie sie rumalberten. plötzlich zweifelte ich daran, dass ich reingehen sollte, also setzte ich mich erstmal auf die treppe zur tür des häuschens.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 05, 2017 ⏰

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