III.

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Die Blicke, die dem sonderbaren Gespann folgten, gaben Garrett ein ungutes Gefühl. Er glaubte, von Mäusen umzingelt zu sein. Das mochte normalerweise etwas sein, das ihn verzücken würde, weil er diese Tierchen mochte. Doch nun, da er kleiner als sie war, fühlte er sich wie ein besonders leckerer Appetithappen. Denn Henrik mochte ihm sonst was erzählen, er, Garrett, wusste, dass Mäuse auch Fleischfresser waren!

Es war wie bei Henry auch - er mochte Menschenessen vertragen, doch er brauchte Blut und er nahm sich dieses, wann immer es nötig war.

»Was hast du denn da Ulkiges dabei?«, eine Spitzmaus mit besonders langer Nase hockte sich in den Weg und zwang den Mäuserich, seinen Gang zu unterbrechen. Dessen Barthaare zuckten missbilligend.

»Garrett«, knurrte Henrik. Es war offensichtlich, dass er den Anderen nicht recht mochte und diesem schon gar nicht erzählen wollte, was er für Entdeckungen gemacht hatte.

»Ah ... und was ist ein Garrett

»Stell' dich nich' doof. Das sieht man doch. Er ist ein Mensch.«

»Aber ...«

»Boah, Klappe, Mann. Ich muss zum Ältesten und hab keine Lust, mit dir zu reden. Komm, Garrett, da lang!«

Die Spitzmaus funkelte Henrik an und fauchte in Richtung des jungen Mannes, der unsicher hinter seinem Führer herlief. Es würde Garrett nicht wundern, wenn das bösartig guckende Mäusetier ihm gleich ins Gesicht springen würde. Bei seiner lächerlichen Größe würde ihn das umbringen!

Doch nichts dergleichen geschah. Vermutlich traute es sich das nicht. Und so konnte Garrett unbehelligt über den schmalen Pfad zwischen den Hügelhäusern seiner Wege gehen, neugierig nach rechts und links schauend, ungläubig darüber staunend, was für eine Welt sich unter der seinen befand, voller Mäuse und anderer kleiner Pelztiere, die miteinander sprachen wie Nachbarinnen, über dieselben Themen - die Kinder, die Ehemänner, das Wetter. Obwohl der Besucher sich fragte, wie man in dieser Höhle etwas davon mitbekommen wollte ...

»Wo bringst du mich eigentlich hin?«, fragte er Henrik, der routiniert zwischen den Aufschüttungen hindurch huschte. Offenbar galt es als unhöflich, einfach über diese hinweg zu gehen, denn Garrett konnte nicht einen Bewohner der Siedlung ausmachen, der auf einem der Hügel stand oder einen überquerte.

»Zum Ältesten. Ich bin sicher, der hat was, um dich wieder groß zu bekommen. Damit du in die Oberwelt zurück kannst. Du merkst es vielleicht - Menschen kennt man hier nicht. Oder man mag sie nicht ...«

»Wir haben keinen sehr guten Ruf hier, hm?«

»Was erwartest du denn? Sie sind es doch, die Gift versprühen, damit wir auf den Feldern kein Futter mehr finden, sie stellen Fallen auf, um uns zu verjagen oder zu töten ... mein Großvater erzählte von ... Orten, wo man furchtbare Experimente an uns macht ...«

Garrett nickte bedrückt. Was hätte er auch sagen sollen? So war es schließlich.

»Das einzig Gute ist, dass Ratten noch schlimmer dran sind«, kicherte der Mäuserich gehässig.

»Du magst sie nicht, nehme ich an?«

Der Nager stoppte und setzte sich auf die Hinterbeine, um sein Gegenüber anzusehen. »Nein. Weil man uns mit ihnen gleichsetzt. Sie sind unzivilisiert, fressen Abfall und Leichen. Ihnen mag es nicht schaden, aber durch sie werden die Menschen krank. Und die glauben, dass wir genauso Krankheiten verbreiten und verfolgen uns ebenso.«

»Ich hatte mal Ratten als Haustiere. Die waren sehr sauber«, sinnierte Garrett.

Henrik schnaubte und seine Barthaare zuckten. »Es gibt immer solche und solche ...«

In Wonder UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt