Eine Kindheitserinnerung

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Entspannt ließ ich meine Beine baumeln und starrte auf das klare Wasser. Es war warm. Vögel zwitscherten und die Blumen sprossen. Alles war so friedlich.

Nun waren wir schon seit einigen Wochen hier, doch den Grund weswegen das so war hatte mir der Mann mit dem ich reiste nicht erzählt. So war es immer. Wir reisten in ein Dorf oder in eine Stadt, blieben einige Wochen dort und fuhren dann überstürzt zum nächsten Ort weiter.

Doch in gewisser Weise war mir das auch egal. Ich vertraute diesem Mann, er hatte mich bei sich auf genommen und war eine Art Vater für mich. Während alle mich angewiedert oder wie eine Verrückte ansahen, schien ihn das nicht zu interessieren.

Die anderen Kinder, sogar die Erwachsenen hielten sich eher von mir fern, das machte mich traurig. Doch solange ich meinen Bruder hatte war es nicht ganz so schlimm. Natürlich wünschte ich mir Freunde in meinem Alter doch es schien als würde sich niemand dazu aufraffen.

"Blas nicht schon wieder Trübsal, Schwesterchen." meinte Martin als er sich neben mich setzte. Das ließ mich seufzen. Ihn schien es nichts auszumachen das ihn die Leute wie Luft behandelten. "Tut mir leid Martin... Ich hätte halt so gern Freunde..." Ich blickte hinter mich und sah eine Gruppe von Kindern aus dem Dorf. Ich lächelte freundlich, doch sie wichen zurück.
"Nicki ist komisch."
"Ja, die redet immer mit sich selbst!"
"Mama sagt sie's gefährlich. Das liegt bestimmt an den komischen Mann zu dem sie gehört."
"Was echt?!"
"Ja mein Papa hat gesagt wir sollen schnell von ihr weglaufen wenn sie uns zu nahe kommt."
"Sie's ein Monster!"
"Ja! Bestimmt tötet sie unschuldige Tierbabys!"
"Was ehrlich?! Was für ein Monster!"

"Ey!" meinte ich empört, worauf sie erschrocken zusammen zuckten.
"Es spricht!"
"Es hat uns gehört! Jetzt bringt sie uns um!"
"Was?! Ich will noch nicht sterben!"
"Schnell weg! Bevor sie uns kriegt!"
Man sah nur noch eine Staubwolke als sie davon rannten.

Ich zog meine Beine an den Körper und begann zu schluchzen. Ich verstand nicht warum sie mich so hassten. Ich hatte nichts getan. Ich wünschte mir doch nur Freunde. Ein Einziger würde mir doch schon genügen.

"Nicki. Wein nicht." Eine große Hand lag auf meinem Kopf. Als ich um sah erblickte ich den Marschall. So nannten ihn alle. Ich wusste nicht warum und um ehrlich zu sein es war mir auch egal. Er zog mich auf und nahm mich mit sich mit. Er war meistens ein netter Mann und auch wenn er es mit Gefühlen nicht so hatte, es war mir egal. Er war wie ein Vater für mich. Weswegen ich ihn auch so nannte. "Papa... Es tut mir leid..."
"Sie sind es nicht wert. Sie verstehen uns nicht. Sie reagieren mit Angst wo keine Angst sein sollte. Lass uns nach Hause."

Er hob mich auf seinen Arm und trug mich zurück zum Gasthaus. "Papa warum hassen mich alle?"
"Das weiß ich nicht, Kleines. Aber ich habe ein kleine Überraschung für dich."
"Eine Überraschung?" Ich starrte ihn mit großen Augen an. "Was ist es denn?! Was ist es denn?!"

Er lachte. "Ein kleines Geschenk."
"Ein Geschenk?! Was denn?! Was denn?!" Ich bekam nur selten etwas geschenkt, deswegen freute ich mich sehr. Er schmunzelte.
"Das verrat ich nicht." Schmollend saß ich auf seinem Arm. Ich wollte es wissen. Unbedingt! Aber ich wusste was er einmal sagte stand und deswegen würde er es mir auch nicht verraten. So wartete ich brav bis wir beim Gasthaus waren.

Als er mich auf den Boden setzte, flitze ich schnell nach oben und hüpfte aufgeregt herum. Natürlich betrachteten mich die ganzen Leute wieder mit Missfallen doch in diesem Moment war mir das mehr als egal. Ich würde ein Geschenk bekommen! Der Marschall lachte und sperrt die Zimmertüre auf. "Na dann komm." Schnell lief ich ihm nach. Er nahm einen Karton mit einer Schleife darum und gab ihn mir. "Danke danke danke!" Ich hüpfte herum bis mich ein Quietschen aus dem Karton aufhorchen ließ.
"Mach ihn doch auf."
Schnell nickte ich und setzte mich auf den Boden. Ich löste die Schleife.

Was wohl darin war? Aufgeregt löste ich den Kleber und öffnete die Laschen. Neugierig steckte ich mein Gesicht in den Karton.

Ich blickte in Knopfaugen. Ein kleines Schnäuzchen. Fast eine vollständige Kugel aus Stacheln.
"Ich dachte damit du nicht so einsam bist. Er ist klein, macht nicht viel Arbeit und ist besonders."

Er hatte mir einen Igel geschenkt.

Der Mantel des MarschallsWhere stories live. Discover now