Das Gasthaus am Lande

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"Nicki! Steh auf!" Flopp, wurde ich aus dem Bett geschubst. Oder naja zumindest von der Matratze, die mein Bett darstellen sollte. Verpeilt guckte ich mich um. "Keks, du auch!" Ein Junge etwas älter als ich rüttelte leicht an Keks Schlafkarton, worauf er nur ein giftiges Fauchen zurückbekam. Ich versuchte meine Haare etwas mit den Fingern zu bändigen. Gähnend brachte ich hervor: "Wie spät ist es, Peter?"
"Aufstehenszeit! Du weißt doch wenn meine Eltern nicht da sind musst du mir helfen das Gasthaus zu schmeißen!"

Nach der Begegnung mit den Exorzisten war ich wieder zurück nach Hause abgehauen. Das bedeutete in ein kleines verschlafenes Nest in Deutschland. Hier hatte mich damals auf Bitte des Marschalls eine nette Familie aufgenommen. Sie hatten einen Sohn der gerade mal 2 Monate älter war als ich und mit dem ich mich angefreundet hatte. Ich half im Haushalt und manchmal half ich auch in ihrem Gasthaus aus. Gerade waren die Erwachsenen auf Einkaufstour in der Großstadt. Das hieß sie waren wohl für nicht ganz eine Woche weg und das wieder herum bedeutete Peter und ich mussten das Gasthaus führen.

Nun hatte ich aber leider das Pech das besagter Peter zwar auf wissenschaftlicher Eben in unserem Ort unübertroffen war, aber wenn es um alltägliche Sachen ging konnte man ihm zu trauen das er es schaffen würde sich beim Brotschneiden ein Auge auszustechen. Ja ihr ahnt. Genau das war der Grund warum wir uns anfreundeten. Wir waren beide genauso ungeschickt wie der andere.

Als ich endlich stand beförderte ich Peter mit einem saftigen Tritt und einem 'Raus du Spanner, ich will mich umziehen' aus der Tür. In meinem Zimmer sah es aus als hätte eine Naturkatastrophe stattgefunden. Über all lagen die verschiedensten Bücher und unfertige Zeichnungen zusammen mit Stiften und Mappen mit fertigen Sachen herum. Vereinzelt lagen Notizen hier und da und ein-zwei Flaschen Wasser standen auch im Weg. Sogar mein Schrank war pures Chaos. "Vielleicht sollte ich mal aufräumen..." Ich gähnte. "Ach solang man noch reingehen kann geht das schon..." Ich nahm die Sachen die neben meinem Kopfkissen lagen und zog mich um. Dann fuhr ich noch mal mit den Fingern durch meine Haare. "Komm schon, Keks." Müde strecke er mir sein Schnäuzchen entgegen. Ich setzte ihn wieder auf meine Schulter. Draußen war es noch nicht mal hell.

Ich ging nach unten und begann das Essen vorzubreiten. Keks saß einfach daneben und verputzte einen Apfel. Kochen konnte ich einigermaßen. Natürlich konnten das andere besser aber trotzdem. Zumindest konnte ich das besser als Peter. Wo steckte der eigentlich schon wieder?
"Peter!?"
"Ja?!"
"Was machst du?!"
Peter kam in die Küche. "Ich versuche die Spinnen zu töten vor denen du solche Angst hast."
"Ekelhaft..." Ich schauderte bei dem Gedanken an Spinnen. Pfui.
"Probier mal." Ich nahm einen kleinen Löffel und steckt ihm den in den Mund. "Fehlt da noch was?" Nachdenklich guckte er an die Decke. "Nein schmeckt gut."
"Dann hab ich fertig gekocht."

An sich war es langweilig hier. Aber manchmal war Ruhe auch ganz gut. Was tagsüber nicht wegkam, aßen wir abends schließlich kostete das alles Geld. "Ich will auch essen..." meinte Martin schmollend. "Dann hol dir was." Schneller als man schauen konnte war er in der Küche verschwunden. Peter lächelte.

An sich verstand ich mich gut mit ihm auch wenn er mir manchmal ganz schön auf den Geist gehen konnte. Peter war schon immer nett zu mir gewesen. Die anderen Kinder dieses Dorfes hatten mich anfangs gemieden aber als ich mich dann mit Peter anfreundete, verstand ich mich auch mit den anderen nach und nach besser. Deshalb hatte Papa mich auch hier gelassen. Er sagte es werde langsam zu gefährlich für mich mit ihm herum zu reisen. Er bat Peters Eltern ein Auge auf mich zu haben worauf diese mich bei sich aufnahmen. Anfangs war es eine große Umstellung für mich nicht mehr von einem Ort zum anderen zu reisen, doch dank den anderen hatte ich mich schnell eingewöhnt. Ich ging sogar zur Schule, wobei die Lehrer erst nicht sehr begeistert von Keks waren aber der musste eben mit!

Nach diesen paar Jahren sah ich dieses Dorf als mein Zuhause an. Ich kehrte nach meinen Reise immer hier her zurück. Wo ich eigentlich herkam wusste ich nicht. Das lag weit vor meiner Erinnerung. Ich erinnerte mich kaum an etwas von früher. Ich wusste das es ein früher gab, sowohl Papa als auch Martin hatten mir das erzählt. Aber über meine Mutter oder meinen leiblichen Vater wusste ich nichts.

"Hey Nicki? Mir fällt grade auf das du mir nichts von deiner letzten Jagd erzählt hast."
Ich starrte meine Gabel an. Peter musste ja so neugierig sein. Das war schon das fünfte mal das er fragte. Er dachte wohl die anderen male hatte ich ihn nicht gehört. Irgendwie schämte ich mich dafür. Sowohl dafür das ich entdeckt wurde als auch das ich einfach weggelaufen war.
"Irgendetwas ist doch da passiert oder? Nicki komm schon..."
"Das erzähl ich dir ein anderes mal in Ordnung?"
"Nicki..."

Wir zuckten beide zusammen als plötzlich ein lautes Klopfen hörbar wurde.
"Was zur Hölle? Um diese Uhrzeit?"
"Hallo? Hallo ist jemand da?" Diese Stimme gehörte wohl zu dem Klopfen. "Nachsehen?" Ich nickte und stand mit Peter zusammen auf um zu sehen wen es um diese Stunde noch hier her verschlagen hatte.

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⏰ Last updated: May 29, 2017 ⏰

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Der Mantel des MarschallsWhere stories live. Discover now