Halb bei Bewusstsein bekam Anduin noch mit, wie Nightsong aufstand und kreischend von ihm weg humpelte.
Wie aus weiter Ferne hörte er als Antwort Rufe und Pferdegewieher, und Schritte, die sich ihm näherten.
»Das ist doch...Prinz Anduin!«, rief eine Stimme überrascht.
»Was macht er denn hier?«, wollte eine andere Stimme wissen.
»Das spielt keine Rolle. Bringen wir ihn nach Sturmwind...« Die erste Stimme stoppte. »Nein, ich weiß, was wir tun. Ich werde ihn auf dem Greifen nach Sturmwind bringen. Ihr nehmt mein Pferd und folgt mir so schnell es geht.«
»Jawohl, Sir!«, schallte es von mehreren Seiten herüber.
Dann wurde er von starken Händen gepackt, auf Nightsongs Rücken gelegt und wenig später spürte er den wohlbekannten Luftzug um sich herum.
Dann verlor er auch schon das Bewusstsein.»...uin!« Eine Stimme hallte durch seinen Kopf. »Anduin!«
Er blinzelte, ein Gesicht schwebte über seinem, allerdings so verschwommen, dass es unerkennbar war.
»Anduin!«
Endlich nahm alles Form an.
Anduin erkannte die Person über ihm: Es war sein Vater.
»Anduin! Was ist passiert?!«
Er versuchte zu antworten, doch seinen Lippen entfuhr kein Ton.
»Nayna?«
»Lasst uns ein wenig warten, Majestät. Der Schock sitzt noch in seinen Knochen.«
»Aber was verdammt noch mal ist überhaupt passiert?«, wollte Varian wissen, während er eine warme Decke über Anduins schmerzenden Körper legte.
Dann verließen sie den Raum wieder.
»Wenn ihr wünscht, recherchiere ich ein bisschen, Majestät.«, schlug ihm Nayna vor, als sie auf den Fluren waren.
»Über was willst du denn recherchieren, Nayna? Es war Anduin, der da etwas Schreckliches durchlebt hat, nicht irgendein Buch.«
»Das ist mir durchaus bewusst, Majestät, aber kommt es Euch nicht auch recht merkwürdig vor, dass während dieses gesamten Gewitters nur ein Blitz kam? Und das der ausgerechnet auf Anduin geschlagen ist?«
»Du meinst...dass es eine absichtliche Attacke war?«
»Ja, vielleicht sogar der Blutelf selbst.«
»Er ist im Hordlergefängnis. Wie sollte er Anduin angreifen können?«
»Ich habe gehört, dass er Deathwings Seele kontrolliert.«
»Deathwings...Seele?« Man konnte fast hören, wie Varian sich gerade fühlte.
»Ich habe bereits recherchiert.«, fuhr Nayna fort. »Lucas Vater war ein sogenanntes Monster und ein Verräter, da er bei den Amani lebte. Er stammte also nicht aus dem Adel. Dass Luca dennoch in den Adel geboren wurde, liegt an einem Unfall, bei dem sein Vater betrunken war und nicht mitbekam, mit...naja, mit wem er schlief.«
»Warum ein Monster?«
»Einmal, weil er wie die Amanitrolle rote Augen bekommen konnte, wenn er wütend war, und einmal, weil er ein direkter Nachfahr von Xaxas...von Deathwing war.«
»Du meinst also...dass sein Vater einer der letzten männlichen schwarzen Drachen war?«
»Genau.« Nayna nickte. »Er starb in Sen'jin bei den Echoinseln. Das Dorf wurde nach ihm benannt.«
»Wie starb er, wenn er doch ein Drache war?«
»Deathwing übernahm die Kontrolle über seinen Körper und verließ ihn in genau dem Moment, als Vol'jin ihm den Kopf abhacken wollte. Senzajin starb an anderen Wunden.«
»Aha...«
»Deathwing ist jetzt also nur bei Luca, um darauf zu warten, dass dieser lernt, sich in einen Drachen zu verwandeln. Lucas Vorteil ist, dass er sich als Halbdrache niemals ohne Hilfe verwandeln werden kann.«
»Halbdrache?«
»Senzajin war ein Drache in Elfengestalt, und er schlief ausversehen mit der Prinzessin von Quel'Thalas.«, erklärte ihm Nayna und lachte leise hinter vorgehaltener Hand. »Verzeiht mir, Majestät, aber die Vorstellung...«†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†*†
Lucas Wunden heilten schnell, doch Lor'themar schien vom Unglück verfolgt zu werden.
Seine Wunden begannen einerseits sich zu entzünden, andere eiterten.
Doch das war den Allianzern egal.
»Es wird schlimmer...« Rin ließ den Rest ihres Trinkwassers auf ein Stück Stoff tröpfeln. »Bald können wir nichts mehr für ihn tun.«
»Dann kommt eben Deathwing zum Einsatz.« Luca knirschte mit den Zähnen. »Auch, wenn ich Anduin versprochen habe, Deathwing nicht gegen die Allianz einzusetzen...«
»Warum das denn? Du bist ihm doch nicht verpflichtet oder so...«
Luca zeigte ihr eine blutverkrustete Narbe. »Wir sind Blutsbrüder geworden.«
Rin betrachtete die Wunde mit einem Mischmasch aus Ekel und Entsetzen.
»Deswegen.« Luca sah zu der Gittertür und murmelte etwas.
Rotes Licht erschien und vor ihnen baute sich Deathwings menschlicher Körper auf.
»Was wünschst du?« Die roten Augen musterten Luca, Rin und Lor'themar mit einem Hauch Abfälligkeit.
»Hilf uns, von hier zu fliehen. Nach Sturmwind.«, fügte Luca hinzu.
»Sturmwind?« Deathwings Augen verengten sich zu Schlitzen. »Zu diesen triumphierenden Vollidioten?«
»Genau.« Luca grinste und auch über das Gesicht des Drachen huschte ein grimmiges Lächeln.
Im nächsten Moment explodierte die Decke über ihnen und Feuer umzüngelte die Ränder der gewaltigen Öffnung.
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Gefangen, gerettet, verschleppt
Fiksi PenggemarLuca Silbermond, ein Assassine mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, wird nach Sturmwind geschickt, allerdings nicht um zu töten, sondern um Prinz Anduin einen Brief von dem Lordregenten der Sin'dorei zu überbringen. Es handelt sich um eine Bitte: Die...