Prolog

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Düsternis lag über den Ozeanen. Ein namenloses Schiff, segelte geisterhaft dahin. Nicht einmal die Sirenen wagten zu singen. Totenstille lag auf den Gewässern. Es war eisig kalt. So kalt, wie in einem Leichenkeller. Man könnte meinen, auf dieser Welt existierte kein Leben mehr. Nur dieses Schiff. Niemand hätte erahnen können, woher es kam oder wohin es wollte. Jedesmal tauchte es aus dem Nebel heraus auf. Es hieß, dass jeder der es erblickte, einen grausamen Tod erwartete. Legenden, die seit Jahrhunderten existierten, versetzten die Landmenschen in Angst und Schrecken.

Einzig der Atem eines Dämons brachte die Luft aus der Ruhe. Er wurde oft auch als "Teufel der Meere" bezeichnet. Sein Name war in den Geschichtsbüchern relativ leicht zu finden. Jeder Seefahrer fürchtete ihn. Viele kannten ihn auch als "Xantros, der Meeresdämon". Er konnte relativ menschlich aussehen, doch der Schein trügte, denn Xantros war unter anderem in der Lage ein Feuer erschaffen, welches selbst das Wasser verbrennen ließ und er hörte und sah absolut alles. Es gab nur eine Sache, welche er mehr wollte, als alles andere auf dieser Welt. Er hungerte regelrecht nach der Macht der Göttin Calistra. Der Göttin der Magie. Und er heckte einen Plan aus, wie er sie ganz für sich gewinnen könnte. Er würde sie einsperren, verbannen. Ein Buch in seiner Macht, verriet ihm, wie es möglich werden könnte. Und so schlug er die entsprechenden Seiten auf, durchlas jene Zauberformel und begann zu grinsen. Die Worte des Buches beschrieben, dass Xantros einen wertvollen Edelstein benötigen würde, in welchen er die Göttin mit einem Ritual hineinverbannen konnte. Und so dachte er an jenen herzförmigen Saphir, den er einst erbeutet hatte. Es musste doch möglich sein, diesen dafür zu verwenden.

Xantros schritt mit jenem Saphir in der Hand des Nachts auf Deck hinaus. In der anderen Hand hielt er sein Buch. Er begann vorzulesen. Den Kristall hielt er hoch. Worte eine völlig fremden Sprache verließen seinen Mund. Es war die Sprache der Götter. Die Worte verwandelten sich in düstere Nebelschwaden und begannen größer zu werden und sich zu drehen. Kaum da der Dämon den zweiten Vers beendet hatte, um mit dem nächsten weiter zumachen, waren die Nebelschwaden zu einem gewaltigen Tornado geworden, welcher vom Saphir bis in den Himmel hinaufragte. Ohrenbetäubende Schreie hallten über die Ozeane. Die Erde erzitterte unter den Klagelauten jener Göttin, die nun mit dunkler Gewalt in Xantros' Kristall gezerrt wurde, um sie dort für immer hinein zuverschließen.

Die Götter waren verzweifelt. Sie hatten Calistra nicht retten können, doch lieber wollten sie sie alleine in einen Kristall verbannt sehen, als das Xantros ihre Macht nutzen könnte. Und so ließen sie einen gewaltigen Sturm aufkommen, ließen Blitze niederdonnern und sorgten dafür, dass die Meere diesen Saphir an sich rissen und an einen sicheren Ort brachten. An diesem Tage entstand jene Legende von dem "Herz des Ozeans".

Mariella und das Herz des Ozeans Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt