Ich laufe durch die dunklen Gassen der Stadt und sehe mich nur wenig um. Ich weiß genau, wie heruntergekommen und dreckig alles ist. Ich will nicht wissen, wer hier schon alles umgekommen ist und von den Ratten angeknabbert wird, die auf der Straße leben. Ich versuche nicht auf die Kotze am Straßenrand zu treten und sehe zu dem Typen, der zwischen toten Tauben schläft. Der selbe Ablauf, jeden Tag.
Sich schlagende Typen brüllen am Ende der Straße rum. Ich vergrabe die Hände in den Jackentaschen und lehne mich gegen die dunkle Mauer. Diese Stadt kann so hässlich sein. Aber sie gehört mir, das ist meine Stadt. Einer der Typen kommt zu mir und lässt mich seine Fahne riechen. Ich greife in meine tiefe Jackentasche und ziehe eine kleine Tüte raus. Ich weiß genau, was er will. Unauffällig streckt er mir mein Geld hin, ich drücke ihm die Tüte in die Hand und sehe ihm nach.
Scheißtag.
Ich hätte den ganzen Tag lang mehr verkaufen müssen. Mein geordnetes Leben hängt von meinem Geld ab. Ich will keinen Ärger mit dem Boss. Vielleicht liegt einer meiner Kunden im Koma. Ich habe keinen Bock mehr, es stinkt. Alles ist grau.
Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf und stecke mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich kenne ein paar Typen, denen ich noch was geben könnte. Ich könnte ein bisschen Spaß gebrauchen. Also stoße ich mich wieder von der Mauer ab und gehe mit schnellen Schritten durch die Gassen, ziehe den Rauch tief in meine Lunge. Vor dem Haus angekommen bleibe ich kurz stehen. Es gibt Alkohol. Die lustigste Droge.
Ich werfe meine Kippe auf dem Weg nach drinnen weg und fahre durch meine Haare, bekomme auch sofort einen Becher mit Alkohol. Keine Ahnung, was in der Mischung ist. Ich nehme einen großen Schluck und sehe mich um, werde sofort von einigen Leuten begrüßt. Keine Ahnung, woher die mich alle kennen. Ich beschäftige mich lieber mit meinem Becher, als mich an ihren Gesprächen zu beteiligen. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und beobachte alles lieber aus der Ferne. Ich spüre nichts. Der Alkohol rinnt warm meinen Hals runter, aber besser drauf bin ich dadurch nicht. Ich frage mich, wie alle anderen hier so viel Spaß haben können. Ich kann nicht vergessen, wer ich bin, egal wie viele Becher ich noch trinke.
Ich zucke leicht zusammen, als irgendein Mädchen lachend auf meinen Rücken springt und mich "Baby" nennt. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie heißt.
"Hast du was für mich dabei?", fragt sie kichernd in mein Ohr und ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Ein bisschen Ablenkung könnte ich eigentlich gut vertragen.
"Kommt ganz drauf an, was du für mich hast, Schätzchen."
Ich zucke mit den Schultern und mustere sie, als sie von mir ablässt und sich vor mich stellt. Sie sieht an sich runter und nimmt ihre Lippe zwischen die Zähne, sieht dann wieder zu mir hoch. "Ich gehöre ganz dir, Styles.", haucht sie und ich fange einfach an zu Lächeln, ziehe eine kleine Pille aus meiner Jackentasche und drücke sie an meinen Finger, halte diesen an ihre Lippen. Sie legt sie darum und fährt mit der Zunge über meine Fingerspitze, sie schluckt die Pille. Mein Blick wandert an ihr vorbei zu dem Typen, dem ich gestern etwas anvertraut habe. Er schüttet den Inhalt aus meinem Tütchen in einen Becher und dreht sich damit zu einem Mädchen. Verdammt, ich hatte ihm gesagt, er solle damit vorsichtig sein! Ich werde von dem Mädel weggezogen und löse mich aus ihrem Griff. Ich bringe diesen verdammten Idioten um!
"Warte mal...Die war geschenkt, ja? Ich hab was zu erledigen."
Ich sehe sie nur kurz an und gehe mit schnellen Schritten auf ihn zu. Sie trinkt aus dem Becher. Fuck, das könnte verdammten Ärger geben! Ich ziehe ihn ruckartig von ihr weg und halte seinen Arm wütend fest. Vielleicht bekomme ich keine gute Laune, aber wütend kann ich werden.
"Spinnst du eigentlich?!", zische ich und funkele ihn mit meinen Augen an. "Ich habe dir gesagt, dass du darauf aufpassen sollst, nicht dass du es an irgendwelche heißen Mädchen verfüttern sollst!" In meiner Wut versuche ich, möglichst leise zu bleiben, denn erwischt werden will ich nicht mit dem Inhalt meiner Taschen.
Er hebt die Hände und sieht aus als hätte er Angst vor mir. Gut so.
"Das hier ist eine Studentenparty!", zische ich. Dieses Zeug hat hier nichts verloren, vor allem nicht bei unschuldigen Mädchen, die nichts davon wissen. "Wo ist das andere Zeug?!" Er ist vollkommen bekloppt.
Er hat seinen Kopf ganz schön eingezogen und greift kleinlaut in seine Tasche, gibt mir die restlichen Tüten. "Das kommt nicht mehr vor...Ich versprechs."
Das wird es nicht, denn ihm werde ich nicht mehr vertrauen. Ich sehe mich nach dem Mädchen um und fluche leise. Wenn was davon rauskommt, bin ich am Arsch. "Verdammt, wo ist sie denn jetzt?!" Draußen.
Er scheint genervt zu sein und dreht sich wieder um, ich muss sie finden. Ich mache mich also auf den Weg nach draußen und sehe mich nach dem abgefüllten Mädchen um, bis ich sie auf einer Mauer sitzend entdecke. Leise seufze ich und gehe dann mit langen Schritten auf sie zu, springe neben sie auf die Mauer. Sie sieht mich geschockt an und fragt, ob ich im Leichtathletikteam sei. Sie ist voll auf dem Trip.
"Geht's dir gut?", ich sehe in ihre Augen und beuge mich vor. Ich muss erkennen, wie weit ihre Pupillen geweitet sind. Sie sagt, ich könne gut springen. Die Drogen machen sie irre.
"Ich habe einen Freund, also versuch bloß nicht mich zu küssen, nur weil ich was getrunken habe."
Sie dreht sich kichernd weg und ich muss grinsen. Ich will dir nur in die Augen sehen, Kleines. Sie hat also einen Freund, der nicht bei ihr ist, wenn Typen sie mit Drogen abfüllen. "Ach, und wo ist dein Freund heute?"
"Er ist zuhause", erzählt sie mir und fängt an zu lächeln, lehnt sich gefährlich weit nach vorne. "Er geht auf ein anderes College."
Ich muss sie schnell festhalten und zurückziehen, bevor sie noch die Mauer runterfällt. "Vorsicht, fall nicht!" Am Ende landet sie sonst noch im Krankenhaus, die Polizei verfolgt die Spuren zurück zu der Party und mein Boss bekommt davon Wind. Mein geordnetes Leben hängt von meinem Job ab.
"Upsi, Danke", sie kichert und sieht mich so lange an, dass es fast schon unheimlich wird.
"Du bist schön, weißt du das?"
Wie viel muss er ihr gegeben haben? Anscheinend kann sie ja nicht mal mehr normal sehen. "Ist dir vielleicht schwindelig?", ich muss grinsen und schüttele den Kopf, mustere sie. Ich fühle mich irgendwie...Verantwortlich . "Siehst du irgendwelche Sachen oder hörst du irgendwelche Farben?" Wahrscheinlich tut sie das wirklich. Drogen auf Alkohol kommen nicht so besonders.
"Wie kann man denn Farben hören?", ihr Kichern erfüllt die kühle Luft und mein Blick driftet auf ihre Lippen.
"Vielleicht irgendwelche Regenbögen? Einhörner? Rosa Elefanten?"
Ich muss auch leise lachen, warum auch immer. Ihr Gesicht fasziniert mich. Wie sie mich ansieht, mit den so weit aufgerissenen, großen Augen.
"Du hast Recht! Da oben!", sie zeigt kichernd in die Luft und versucht, mir die Elefanten, oder was auch immer sie sieht, aufgeregt zu zeigen.
Ich glaube das wird eine lange Nacht. Ich mustere sie grinsend und zünde mir dann eine Zigarette an, um mir die Zeit zu vertreiben. Meine Gedanken driften etwas ab, ich bin nicht der Typ für lange Gespräche oder innige Freundschaften. Sie hat einfach nur meine Drogen geschluckt. Ich erfahre, dass sie Jacky heißt. Sie scheint sehr von dem Rauch fasziniert zu sein, den ich ausblase und fragt, wonach das schmecke. "Nach Nikotin.", antworte ich und paffe ihr lachend einen kleinen Ring ins Gesicht. Der scheint sie aber leider so aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass sie einfach von der Mauer fällt.
Fuck, wenn ihr irgendwas passiert, bin ich sowas von am Arsch. Sofort springe ich von der Mauer und hocke mich, sie begutachtend, neben sie. Es scheint ihr Gott sei Dank gut zu gehen, sie lacht schon wieder.
"Darf ich mal probieren?", fragt sie und sieht mich mit den größten Kulleraugen an, die ich je gesehen habe. Ich stecke also vorsichtig meine Zigarette zwischen ihre Lippen und mustere sie. "Einmal tief einatmen."
Sie macht was ich sage, nimmt die Kippe aber sofort aus ihrem Mund und fängt an, den Rauch auszuhusten. Sie steht auf und ich habs mal wieder verkackt. Sie scheint zu stolpern und sich kaum auf den Beinen halten zu können, weshalb ich meine Hand schnell an ihren Rücken lege und sie stütze. "Hey, tut mir Leid...Soll ich dich nach Hause bringen oder so?"
Sie nickt einfach, ihre Augen blinzeln immer wieder und sie ist total abwesend."Ich habe kaum was getrunken...", murmelt sie und klappt dann einfach vor meinen Augen zusammen.
Ich fange sie reflexartig auf und halte ihren schlaffen Körper. Was soll ich jetzt tun? Fuck.
"Jacky? Wo wohnst du?", frage ich in Hoffnung auf eine Antwort. Natürlich bekomme ich keine. Soll ich sie in meine Wohnung bringen? Ich kann sie da nicht einfach reinlassen. Mir bleibt nichts anderes übrig... Vielleicht wacht sie auf dem Weg auf und kann mir sagen wo ich sie hinbringen soll.
"Sie haben es immer wieder getan...", murmelt sie leise vor sich hin und verwirrt mich. Ich nehme sie irgendwie hoch und halte sie auf dem Arm fest, dann mache ich mich auf den Weg durch die dunklen Straßen New Yorks, zu meiner Wohnung. Sie hat in mein Shirt gegriffen als würde sie sich daran festhalten, eigentlich hat sie aber überhaupt keine Kraft mehr. Ich muss sie irgendwie nach Hause bringen und die ganzen Treppen hoch tragen. Ich fühle mich besser, ganz da oben zu wohnen, mit einem Mädchen auf dem Arm ist es aber doch etwas umständlich, zu meiner Wohnungstür zu gelangen.
Ich kann irgendwie aufschließen und meine Schuhe von den Füßen streifen, dann lege ich sie vorsichtig auf meinem Bett ab.
"Jacky? Hörst du mich?"
"Bitte tu mir nichts...", höre ich nur leise von ihr und beuge mich zu ihr. "Ich-...Ich wollte nicht so viel trinken."
Und das glaube ich sofort. Wäre das nicht passiert, wäre sie wahrscheinlich die erste gewesen, die wieder zuhause in ihrem Bett gelegen hätte.
"Shh...Ich tu dir nichts.", flüstere ich und streiche vorsichtig durch ihre Haare. Wie soll ich sie beruhigen? "Du bist hier sicher, okay?"
"Okay.", flüstert sie nur noch und schläft dann endgültig ein, ich stehe erleichtert wieder auf und fahre mir durch die Haare, sehe mich kurz in meinem kleinen Reich um. Sie wird das hier nie wieder von innen sehen. Sie ist keine Bedrohung für mich.
Ich setze mich still auf meinen Schreibtischstuhl weil ich nicht weiß, wo ich sonst hin soll und beobachte sie einfach. Ich kann sie nicht aus den Augen lassen, wenn sie sich hier in meiner Wohnung, in meinem Bett befindet. Sie bewegt sich etwas im Schlaf und seufzt leise in mein Kissen. Sie murmelt unverständliche Dinge vor sich hin und dreht sich von einer Seite auf die andere.Ich bleibe einfach auf dem Stuhl sitzen, bis ich die Zeit aus den Augen verliere und einfach an Ort und Stelle einschlafe.
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Dark Angel
Fanfiction"Kannst du es mir zeigen? Zeig mir, wie man richtig lebt. Ich will nicht mehr langweilig sein." "Ich kann dir zeigen wer du bist...Aber wenn du dich in mich verliebst, würde ich dich nur verletzen." Jacky ist neu in der Stadt und wünscht sich einen...