Kapitel 3 • Das... war unerwartet

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Vielleicht sollte ich mich ja für mein schlechtes Verhalten gegenüber Sasha entschuldigen... immerhin gab er sich so viel Mühe mich aufzuziehen und--
Okay, erwischt.
Allein die Tatsache, das er mir nur dreimal Nachschlag erlaubte brachte mich in einen halluzinierenden Zustand.
... Großmutter... bist du das?

Nachdem wir gegessen und mein Bruder abgewaschen hatte, holte ich mir meine frischen Klamotten.
Meine Schuluniform –Jap, die hatte ich noch immer an– warf ich einfach in die Waschmaschine.
Dann rief ich noch quer durchs Haus: »BIN DUSCHEN!«, und verschwand im Badezimmer.
Unsere Verhältnisse was Geld und Reichtum betraf, waren nicht schlecht aber auch nicht gut. Deswegen besaßen wir auch ein schlichtes Bad, mit einer ganz kleinen Wanne wo man sich gerademal Hinsetzen und waschen konnte, und ein Waschbecken.
Dort häufte sich ein stolzer Berg an Zahnpastapackungen und Seife an.

Erst als das warme Wasser meinen Körper berührte, seufzte ich wohlig auf und lehnte mich gegen den Wannenrand. Meine Augen schlossen sich beinahe von selbst und die Entspannung ließ mich etwas weiter in die Wanne rutschen.
Verwundert bemerkte ich wie schmutzig ich eigentlich gewesen war. In einem Kanalfluss ein Leben zu retten, war wohl nicht gerade der reinste Weg –Wortwitz– um ein Held zu sein.

Angewidert zog ich meine Beine an und wusch mir langsam meine beinahe vollkommen schwarzen Haare. Es hieß zwar, das sie in der Sonne ein interessantes Nachtblau annahmen... aber das hatte ich noch nie richtig gesehen.
Gerade als ich den kleinen Duschkopf zu meinen eingeseiften Körper führen wollte, ertönte ein lautes Quieken. Von unten, wenn ich mich nicht irrte.

»SASHA! WAS IST DENN LOS?!«, brüllte ich übertrieben laut und wusch mich einfach weiter, als wäre nichts passiert. Eine Lebenseinstellung von mir.
Als Antwort kam nur ein gewaltsames Türaufstoßen und dann das Gesicht eines fremden Jungen. Perplex, noch immer mit Seife in den Haaren, starrte ich in vollkommen grüne Augen und zog meine Augenbrauen nach oben.

Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Mein Mund öffnete sich und meine Lunge setzte zu einem lauten Schrei an. Währenddessen zeichnete sich Erkenntnis in den Augen des Fremden und er fing an zu lächeln, ehe er einfach auf mich sprang.
Fest umarmte er mich und das obwohl wir noch in der Wanne waren. Sehr unangenehme Positionen, in einer sehr unangenehmen Lage und einer sehr unangenehmen Situation!

Erschrocken schubste ich ihn von mir weg, stand auf und hechtete aus dem Badezimmer.
Schnell schloss ich die Tür von außen ab und rannte stolpernd die Stufen runter zum Wohnzimmer hin. Zum Glück hatte ich mir noch rechtzeitig ein Handtuch schnappen können, und schlang dieses während meiner Flucht, um meinen schlanken Körper.
Auf der Couch saß mein Bruder, mit einer Teetasse in der Hand und entspannte sich seelig. Wie konnte der nur so ruhig sein!?

»Ey! Da ist ein Typ auf mich gesprungen und das während ich in der Badewanne saß!? Nicht nur das ich das mega gruselig finde, sondern das du ihn auch noch reingelassen hast, geht echt nicht!«, plapperte ich sofort los und fuchtelte wie wild mit meinen Armen herum, als wolle ich lästige Fliegen vertreiben. »Was wenn der die Krätze hat, oder vielleicht die Pest? Auf jeden Fall habe ich ihn eingesperrt, und will das du die Schrotflinte holst!«.

Sasha seufzte leicht und nippte an seinem Tee. »Wir haben keine Schrotflinte«.
»Dann einen Baseballschläger! So ein cooler, wie bei Harley Quinn!«.
»Ich sagte doch, das ich dir keinen kaufen werde. Immerhin hast du auch die Peitsche von Indiana Jones kaputt gemacht, und die hat eigentlich mir gehört«.

Dieses Gespräch führte doch zu nichts, weshalb ich meine nächste Aussage runterschluckte und mit den Zeigefinger nach oben zur Treppe zeigte. »Trotzdem ist da ein Typ im Badezimmer! Hättest du vielleicht die Freundlichkeit mir zu sagen, warum!?«
Nun stellte mein Gegenüber seine Tasse auf den kleinen Tisch vor sich, und rieb sich seine Schläfen. »Er sagte, das er dein fester Freund ist. Da wollte ich nicht unhöflich sein...«

Geschockt versuchte ich Sasha mit meinen Blicken zu töten und gleichzeitig meinen offenen Mund zu schließen.
Beides gleichzeitig stellte sich als äußerst schwierig heraus.
»Das hast du ernsthaft geglaubt?«, wollte ich erschrocken wissen und schaute verdattert die Treppe hoch. In mir kamen sehr viele Fragen auf, welche sehnsüchtig eine Antwort erwarteten...

Warum sollte ein wildfremder Junge sowas bitte sagen?
Nicht nur, dass ich ihn noch nie gesehen, geschweige denn mit ihm gesprochen hatte, man sprang doch nicht einfach jemanden in der Badewanne an. Das war selbst für meine kläglichen Menschenkenntnisse zu viel.
Naja, bis zu meinen zwölften Lebensjahr war ich noch fest davon überzeugt gewesen, das Mädchen sich nur schminkten um ihre Barthaare zu verstecken... Ich weiß! Das war eine sehr peinliche Geschichte.

Noch immer mit einem Handtuch um den Körper, verzog ich bei dieser dummen Erinnerung das Gesicht. Mein Bruder trank einfach weiter seinen Tee, als wäre nichts außergewöhnliches passiert.
Nun, war es ja nicht. Abgesehen davon das ein Typ im Badezi--.
Es ertönte ein lautes Krachen, gefolgt von einem verdutzten Maunzen und einen starken Luftzug.

Korrektur.
Da ist ein fremder Typ im Badezimmer gewesen.
Wie schön solche Zeitveränderungen doch sind, nicht wahr?~
In Worten gefallen sie mir aber besser als im echten Leben.

Schluckend ging ich einen großen Schritt zurück, als ich am oberen Ende der Stufen zwei Augen aufblitzen sah. Sonst war es komplett dunkel, was dem ganzen schon eine ziemlich gruselige Aura gab.
»Hey... der glotzt mich an...«, flüsterte ich zu Sasha, welcher nun ebenfalls nach hinten schaute und seine Stirn runzelte. »Warum... glotzt der mich so an...?«.

»Mar-sh-all...«, ertönte die unbekannte Stimme des Jungen von oben und ich hielt in der Bewegung inne, mir zur Verteidigung ein Kissen zu schnappen. Momentan war ich so verwirrt, das ich den Kopf schief legte und mit einem zögerlichen: »Nein?«, antwortete.

Die Augen blitzten noch mehr und flogen-, nein, der gesamte Junge stieß sich kräftig ab und sprang mich nun schon zum zweiten Mal an.
Die Freude meinerseits hielt sich in Grenzen... sehr.
Unglücklicherweise landete ich ich mit voller Wucht, mit dem Rücken, auf den harten Fußboden und wurde von den Armen des anderen umschlungen, weshalb ich eigentlich nur widerwillig mit den Füßen strampeln konnte.

An alle Leute die solche Umarmungen lieben~
Geht euch erhängen, werdet wiedergeboren, erstecht euch und vergrabt euch im, von Regenwürmern nur so wimmelnden, Boden eurer Großmutter!
Nichts gegen Omas... oder Regenwürmer... nur gegen euch.

• Bunte Katzen • {BoyxBoy/Yaoi} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt