3. Mein Engel

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Ein feuchter Lappen wird mir auf die Stirn gelegt. Mein Körper fühlt ich schwer an. Aber ich spüre keinen Schmerz. Langsam holen mich die letzten Erinnerungen ein. Wie ich durch den Wald gerannt bin. Wie das Tier mich gepackt hat, wie es sich in meinen Hals verbissen hatte. Und ich erinnere mich wieder an die Schmerzenzschreie von Phil.

Voller Panik springe ich auf. An meinem Körper sind Schläuche befestigt, die mich mit irgendwelchen Flüssigkeiten versorgen. An meinem Bett steht eine Frau in einem blauen Kleid. Ihre Augen glühen.

Ich schreie erschrocken auf. Stürze aus dem Bett. Reiß die ganzen Schläuche aus meinem Arm und Bauch.

Vorsichtig kommt sie auf mich zu und hebt beschwichtigend ihre Hände. Langsam verschwindet das Glühen in ihren Augen. Doch ich weiß, sie ist wie es. Ein Tier, dass nur mein Blut will.

Alles was mir bleibt, ist zu schreien.

Die Tür geht auf und zwei weitere Personen stürzen in den Raum.

Und ich schreie. Schreie mir meine Seele aus dem Leib, in der Hoffnung, verschont zu werden.

Einer kommt auf mich zu. Ich weiß, gleich wird er mich packen, mir seine Fänge in den Hals rammen und da aufhören, wo es gestern geendet hatte. Voller Panik kneife ich die Augen zusammen, versuche alles auszublenden und mit meinem Geschrei die ganzen Stimmen um mich herum zu übertönen.

Doch er hockt sich vor mich. Ich schlage um mich. Fest und zugleich sanft hält er meine Hände. Meine Stimme ist mittlerweile heiser und kratzig. Ich gebe mich geschlagen. Ich habe keine Kraft mehr. Ich bin ihm ausgeliefert...

"Hey, alles ist gut. Du bist hier sicher. Wir wollen dir nichts tun."

Seine Stimme ist sanft und leise. Vorsichtig wage ich einen Blick in sein Gesicht. Eisblaue Augen. Braune kurze Haare. Ich erkenne meinen Engel wieder. Der Engel, der mich vor dem Monster gerettet hat. Der um mich gekämpft hat, mich befreit hat. Vor Erschöpfung und gleichzeitig vor Erleichterung rollen mir Tränen über die Wange. Vorsichtig wischt er sie weg.

"Du bist hier sicher. Dir passiert hier nichts. Ich passe auf dich auf."

Ich kann nicht anders und muss dich ganze Zeit weinen. Alles kommt zusammen. Erleichterung, Schmerz, böse Erinnerungen, Freude, Erschöpfung, Verwirrung....

Vorsichtig nimmt er mich in den Arm und ich heule mich an seiner starken Brust aus. Ich bin ein einziges Nervenbündel. Kann nicht mehr denken, reden. Alles was ich fühle strömt aus mir heraus, erschüttert meinen Körper.

Langsam beruhige ich mich wieder.

"Tut mir leid.", sage ich mit heiserer Stimme ,auf sein von mir vollgerotztes und zerknittertes weißes Hemd hindeutend.

"Schon gut."

Ich schaue mich in dem Raum um. Die anderen sind schon lange gegangen. Wir sind zu zweit alleine in dem Zimmer. Außer einem Bett, einem Nachtisch und komische Geräte mit Schläuche steht hier nichts.

"Wo bin ich? Und wer seid ihr?", frage ich vorsichtig.

"Du bist in Sicherheit. Das ist erstmal alles, was du wissen musst. Wenn es dir besser geht, werde ich dir alles erklären. Aber erstmal musst du wieder gesund werden.", antwortet er und hilft mir wieder ins Bett. Führsorglich deckt er mich bis zum Kinn zu. Schnell fasse ich seine Hand.

"Bitte geh nicht... Bitte bleib hier.", bringe ich mühsam hervor. Mein Engel soll bei mir bleiben. Nur er kann mich vor dem Monster beschützen. Wenn er da ist, weiß ich, das es nicht mehr kommen kann.

"In Ordnung."

Ich mach ihm Platz und er setzt sich auf die Bettkante.

"Aber jetzt solltest du wirklich schlafen." Sanft legt er einen frischen Lappen auf meine Stirn.

"Der Doktor wird gleich kommen und die Schläuche wieder erneuern, ie du dir rausgerissen hast. Sie sind wichtig, damit du wieder gesund werden kannst, weißt du?"

Ich nicke müde. Dann schlafe ich erschöpft ein. Das letze, was ich spüre, ist sein sanfter Kuss auf meine Schläfe.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 05, 2017 ⏰

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