I kinda Hate You

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 Mit geröteten und geschwollenen Augen wurde Jimin am Montag, 10 Minuten bevor sein Wecker sowieso geklingelt hätte, von den penetranten Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht, geweckt.

Erneut verfluchte er sich innerlich, dass er sich noch immer nicht darum gekümmert hatte, die Gardine aufzuhängen, die bereits wochenlang auf seinem Schreibtisch rumlagen.

Halb stöhnend, halb gähnend rieb er sich über die Augen und schlug die Decke von sich weg, die sich in der Nacht, auf magischer Weise, um ihn gelegt hatte.

Wie jeder seines Alters, war das erste, was er nach dem Aufwachen tat, nach seinem blinkendem Handy zu greifen, das auf der Kante seines Nachttisches lag.

Neugierig entsperrte er sein Smartphone, auf dem der Display 5 Kakaotalk Meldungen anzeigte.

Kim Taehyung
5:32 AM
EY YO! Jiminie minimi boo~ Alles klar?!

Kim Taehyung
5:37 AM
BENUTZ DEIN HANDY ENDLICH UND SCHREIB ZURÜCK! \(>o<)/

Kim Taehyung
5:45 AM
Wehe du sagst mir jetzt, dass du irgendwo tot in irgendeiner Gott verlassenen Ecke rumliegst und ich, da ich dein bester Freund bin, eine Trauerrede für deine Beerdigung schreiben muss?! ICH WARNE DICH! Wir beide wissen, wie unkreativ ich bin! ಥ ⌣ ಥ

Kim Taehyung
6:01 AM
GUT! Bitch warte nur, bis wir uns gleich in der Schule sehen!![(--)]


...

Wie auch immer.

Mürrisch schloss Jimin den Kakaotalk Chat und sperrte sein Handy wieder, um es danach wieder auf seinen Nachttisch zu legen. Er hatte dabei kein schlechtes Gewissen die Nachrichten seines besten Freundes zu ignorieren und stand stattdessen auf, um sich fertig zu machen.

DU solltest lieber warten, bis wir uns in der Schule sehen!

Schon jetzt war seine Laune im Keller. Dabei hatte dieser Tag noch nicht mal richtig angefangen. Wenn Jimin nicht so extrem talentfrei wäre, was das schauspielern angeht, dann hätte er sich wahrscheinlich krank gestellt und seinen Tag, wie die vorherigen Tag schon, im Bett mit Chips und Schokolade verbracht.

Doch selbst, wenn er noch immer angepisst auf Hoseok war, wie so ziemlich auf jeden Menschen den er kennt, würde er für niemanden den Tanz Kurs schwänzen.

Also gab er sich endlich, und mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf seinem Bett, seinem Schicksal geschlagen und machte sich, mit trägen schweren Beinen, auf dem Weg ins Badezimmer.

Und blieb geschockt vor dem Spiegel stehen.

Okay, nun, Jimin hatte vielleicht kein Schauspieltalent, doch er hatte so eine Ahnung, dass ihm seine Mutter eine ausgedachte Übelkeit geglaubt hätte. Das Ding da in dem Spiegelbild, das war nicht er. Das war irgendein drogenabhängiges Monster, aber sicherlich nicht Park Jimin.

Seine Augen waren fast gänzlich hinter der Rötung und dem geschwollenem verdeckt. Seine Lippen trocken und rissig. Auf seiner Stirn hatten sich lauter kleiner Pickelchen gebildet, wofür er sich sicherlich bei den Chips bedanken konnte. Selbst seine Wangen waren gerötet und trocken.

Es half alles nichts. So konnte er nicht einen Schritt vor die Tür gehen.

Er musste zu dem Concealer und dem Make-Up seiner Mutter greifen.

Nach einer guten halben Stunde stand er also da, frisch geduscht und Haare geföhnt und versuchte, mit dem Make-Up Pinsel und einer kleinen Menge Make-Up alle Rötungen und Pickelchen zu verdecken. Nachdem er dann, mehr oder weniger, zufrieden mit dem Ergebnis war, entfernte er noch die Augenringe, mit dem Concealer seiner Mutter.

Ich sehe aus wie ein Mädchen...

Seufzend legte Jimin die ganzen Make-Up Utensilien zur Seite und entschied, dass das immer noch besser wäre, als sein vorheriges Erscheinungsbild.

Mit einem letzten aufbauenden Nicken in den Spiegel und ein genuscheltes "du schaffst das, Jimin", an sich selber, ging er in die Küche runter.

Wo er auch sofort von seiner über fürsorglichen Mutter abgefangen wurde. "Jimin, mein Schatz, was ist los? Du siehst ja schrecklich aus... Trägst du etwa Make-Up?" Besorgt strich sie, mit ihren Fingerrücken, über Jimins Wangen und Augenringe.

Normalerweise war Jimin nicht gleich so mürrisch und eben wie diese 'pubertierenden Teenager, die sich nichts sagen ließen', doch heute Morgen war definitiv nicht der morgen, an dem er bemuttert werden wollte.

Weshalb er mit seinem Gesicht sofort nach hinten schreckte, um die Finger seiner Mutter aus seinem Gesicht zu bekommen und an ihr vorbei ging. Dann nahm er sich ein, bereits fertig geschmiertes, Toast und biss hinein. "Danke. Steigert mein Selbstbewusstsein ungemein."

Kopfschüttelnd drückte Jimins Mutter ihm eine Flasche voll Wasser und eine kleine Bento Box, für die Schule, in die Hand. "So meinte ich das doch nicht, und das weißt du, Jimin. Hast du etwa die ganze Nacht geweint? Willst du mir erzählen, was passiert ist?"

Die Bento Box und das Wasser verschwanden in Jimins Schultasche, die er sich über die Schulter schlug, nachdem er sein Toast aufgegessen hatte. "Nein, nur etwas schlecht geschlafen und jetzt habe ich sowieso keine Zeit mehr zum reden. Ich muss jetzt nämlich los."

Frau Park nickte und drückte Jimin, trotz seiner patzigen Antwort, einen Kuss auf die Stirn. "Gut, dann reden wir heute Abend, okay? Und jetzt viel Spaß in der Schule. Grüß Taehyung von mir."

Sicherlich nicht.

Trotzdem nickte Jimin und verließ dann, mit einem kurzen "bis heute Abend" das Haus.

Schnellen Schrittes, da das ungeplante Schminken länger gedauert hatte, als gedacht, lief er den Fußgängerweg entlang.

Gerade war er an Jungkooks Haus angekommen und dabei, daran vorbei zu laufen, da öffnete sich die Haustüre und der schwarzhaarige Jüngere, der wohl auch gerade den Weg zur Schule antreten wollte, kam raus.

Es war mehr ein unterbewusster Reflex, der Jimin dazu brachte, stehen zu bleiben und peinlich berührt zu Jungkook zu schauen. Jetzt wo er wieder klar denken konnte, war ihm der intensive Heulanfall im Café mehr als peinlich. Eigentlich schon, als er am Samstagabend zu Hause angekommen war. Trotz allem fühlte er sich verpflichtet, sich bei Jungkook fürs Zuhören und der Tatsache, dass er ihn nicht allein gelassen hatte, zu bedanken.

"Uhh... Guten... Morgen?" Nun merkte Jimin, wie seltsam es mittlerweile war, mit Jungkook eine zivilisierte, normale, Unterhaltung zu führen, die keinerlei Beleidigungen beinhaltete.

Nur "gut", dass typisch Jungkook, keinerlei Interesse daran hatte, die Existenz von Jimin zu beachten, geschweige denn, ihm zu antworten und stattdessen einfach an ihn vorbei ging.

Entsetzt schaute Jimin ihm hinterher und fragte sich kurz, ob er das nicht hätte kommen sehen sollen.

"Arschloch..."

Es hatte sich also nichts verändert.

*

Jimin saß bereits in der Klasse, als er die lauten, immer näher kommenden und eindeutig rennenden Schritte, auf dem Schulgang hörte.

Diese Person trampelte beim Rennen so laut, dass es die Gespräche im Klassenraum übertönte und alle verwirrt zum Türrahmen schauten. Dabei gab es nur einen Irren, der wie ein Wahnsinniger durch die Schule rennen würde.

Und wie sich raus stellte, bestätigte sich das auch keine Minute später. Es war nämlich kein anderer, als Jimins bester Freund Taehyung, der da keuchend im Klassenraum ankam. Einige Knöpfe, seiner Bluse waren geöffnet, seine Haare wirr durcheinander und sein Blick direkt auf Jimin gerichtet.

"JIMIN! ICH HOFFE, DASS DU EINE GUTE AUSREDE HAST!"

Dann, als würde es sich um irgendeine Art Rennen handeln, rannte er selbst die wenigen Schritte bis zur Fensterbank, wo er sich dann vor Jimins Tisch niederließ und in die Hocke ging. Völlig außer Atem, deutete er mit seinem Zeigefinger auf Jimin. "Was soll das?! Erst verschwindest du auf dem Sommerfest einfach und nun bist du scheinbar auch noch zu blöd, um auf eine einfache Nachricht zu antworten!"

Die restlich anwesenden Schüler hatten sich wieder ihrer Gespräche gewidmet. Immerhin war so ein Verhalten bei Taehyung keine Seltenheit.

Jimin seufzte. "Taehyung, ich-"

Doch Taehyung, der gerade erst richtig in Fahrt gekommen war, sprach einfach laut dazwischen." DAS DING IST JA, dass ich gesehen habe, dass du meine Nachrichten gelesen hast! Weißt du etwa nicht, dass Kakaotalk so was anzeigst?! Was hab ich denn getan??"

Etwas genervt, kramte Jimin seine Schulsachen raus und legte sie ordentlich auf seinen Tisch, statt zu antworten.

Das machte Taehyung noch hibbeliger und er begann, den Tisch von Jimin einige Male hin und er zu schütteln, was das Mäppchen seines besten Freundes zum fallen brachte. "Jetzt sag schoohoon! Was soll das? Du hast aber nicht deine Periode, oder? Sollte das der Fall sein, zwinkere dreimal und ich lass dich in Ruhe! Ehrenwort!!"

Verstört verzog Jimin sein Gesicht und überlegte kurz, ob er seinem unwissenden Freund erklären sollte, dass das biologisch unmöglich wäre, entschied aber, dass er zu wütend dafür ist. Sollte er doch dumm und ahnungslos bleiben. Stattdessen hob er wortlos sein Mäppchen vom Boden auf und legte es wieder auf seinen Tisch.

Das Jimin immer noch nicht antwortete, begann Taehyung langsam wirklich nervös zu machen und er wedelte einige Male mit seiner Hand, vor dessen Gesicht. "Jimin?.."

Die Unsicherheit, mit der Taehyung Jimin ansah, ließ diesen schwach werden. Niedergeschlagen schaute er auf seine Hefte und seufzte einmal laut. "Du wusstest es..."

Verwirrt ließ Taehyung seine Hände fallen und hob seine Augenbrauen. "Hä?... Was denn? Die Mathe Hausaufgaben von Freitag? Jimin, dass hatten wir doch schon durch. Wenn ich dich ständig abschreiben lasse, bin ich es am Ende Schuld, wenn du deswegen Sitzen bleibst."

Darauf schnappte Jimin sich sein Geschichtsbuch und schlug Taehyung damit auf den Kopf. Nicht wirklich feste. Es sollten ja nicht noch mehr Gehirnzellen absterben. "Nein, du Idiot! Abgesehen davon schreibst du doch selbst ständig bei mir ab? Aber darum gehts nicht... Es geht darum, dass du verdammter Verräter von Yoongi und Hoseok Bescheid wusstest und mir nie was davon erzählst hast! Hast du noch nie etwas von einem beste Freunde Codex gehört??"

Verblüfft schaute Taehyung in Jimins Gesicht und rieb sich dabei über die Stelle, auf die Jimin kurz vorher geschlagen hatte. "Äh... Tut mir leid?..." Überfordert schaute er auf den Boden. Ernste Gespräche oder zu streiten waren beides Dinge, die Taehyung nicht kannte. Es war ein für ihn unbekanntes Territorium.

Es war schwer, auf jemanden wütend zu sein, der aussah, wie ein verletztes Hundebaby. Besonders weil Jimin und Taehyung noch nie gestritten hatten. Taehyung war viel zu Naiv und gutherzig, als das man mit ihm Streiten konnte. Er war eher eines dieser Menschen, die man in Watte packen und vor allem Bösen beschützten wollte.

Doch Jimin war auch nicht wütend und das hier war kein Streit. Er wollte nur klar stellen, dass er nun wusste, wieso Taehyung vor einigen Tagen so überrascht wirkte, als er gefragt hatte, ob er wirklich ein Date mit Yoongi hatte. Zudem wollte er lediglich klar stellen, dass er enttäuscht war, dass Taehyung ihm nichts erzählt hatte. Was nicht hieß, dass er seinen Grund nicht nachvollziehen konnte.

Dazu kam auch noch der Liebeskummer, der ihn sicherlich fett machen würde, wenn er seine Fressattacken, die er seit Samstag hatte, weiterführte.

Er war nicht wütend. Er wollte nur gerade nicht mit seinem besten Freund reden. Das war alles.

"Vergiss es."

Taehyung wusste nicht, was er dazu sagen sollte und bekam sowieso keine Möglichkeit mehr dazu, da bereits die Geschichtslehrerin rein kam und er auf seinen Platz gehen musste.


*


Jimin hatte endlich eine Entscheidung getroffen, die schon längst überfällig war. Er hatte bereits eine Weile darüber nachgedacht, besonders, nachdem Hoseok ihn vor die Wahl gesetzt hatte. Eigentlich war ihm da schon klar, was die richtige Entscheidung gewesen wäre. Trotzdem hatte er es immer wieder vor sich hin geschoben und verdrängt.

Nun hatte er jedoch einen Grund, der ihm die Entscheidung erleichtert hatte.

Es war derselbe Grund, weshalb er damit angefangen hatte.

Weshalb er nun gerade auch, mitsamt seiner Straßenklamotten, vor dem Basketball Feld stand. Unbeholfen und nervös stand er regungslos da und schaute den Schülern, sein Team, einige Minuten beim Spielen zu. Seine Hände waren dabei tief in seiner Hosentasche vergraben und fummelten im inneren mit dem Stoff rum.

Es dauerte nicht lange, da bemerkte ihn sein Ex-Schwarm, der sofort zu ihm rüber rannte. "Was ist los, Jiminie? Wo ist deine Sportkleidung?... Geht's dir etwa nicht gut?"

Jimin traute sich nicht, in das Gesicht des Blondhaarigen zu schauen, da er die Befürchtung hatte, dann loszuheulen. Weswegen er an Yoongi vorbei schaute und noch immer das Basketball Feld fixierte.

Dabei trafen seine Augen, auf die verwirrten von Jungkook. Mitten während des Spiels, blieb dieser einfach stehen und schaute Jimin mit einem "was tust du da?" - Blick an.

Doch Jimin ignorierte das und entschied, dass der Boden der sicherste Fixierpunkt war. Schließlich hatte Jungkook ihn heute Morgen auch ignoriert.

"Jimin?..." Achja. Jimin hatte schon ganz vergessen, dass sich die Dinge nicht regeln, nur weil er hier dumm rum stand. Zumindest nicht ohne Gedankenübertragung. Und da das im 21. Jahrhundert noch nicht möglich ist, musste er wohl oder übel seine Entscheidung in mündlicher Form aussprechen.

"Ich möchte austreten." Wow. Selbst Jimin hätte nicht gedacht, dass ihm das doch so entschlossen über die Lippen kam. Auch wenn seine Stimme ein wenig gezittert hatte.

Überrascht hob Yoongi die Augenbrauen und ging etwas in die Hocke, damit er Jimin ins Gesicht schauen konnte. Seine Hand legte sich dabei auf Jimins Oberarm. "Wieso auf einmal?... Ist irgendwas passiert?"

Jimin schüttelte nur stumm mit seinem Kopf und starrte stur zur Seite.

Yoongi seufzte. "Du weißt, dass du dann nicht mehr zurück kannst? Wer einmal aus dem Team raus ist, bleibt draußen..." Es war wie immer. Yoongis besorgte und verständnisvolle Stimme, beruhigte den Sturm, der in Jimin tobte.

Doch für den Blondhaarigen war Jimin nur ein Dongsaeng, den er wie einen jüngeren Bruder sah. Nicht mehr.

Deswegen nickte Jimin wieder lediglich und hoffte, dass er schnell gehen konnte. Für ihn war das alles eine Tortur.

"Hör zu," Yoongi schaute kurz zu seinem Team, um sicher zu gehen, dass sie alle noch spielten und niemand etwas Dummes anstellte, nur weil er nicht aufpasste und sah dann wieder zu Jimin. "Lass uns später nochmal in Ruhe darüber reden, hm? Du hast dich die letzten Monate enorm gesteigert, es wäre schade, wenn du das einfach hinschmeißt..."

Es war ein kurzer Moment, in dem Jimin gedacht hatte, dass Yoongi vielleicht recht hatte. Der kurze Moment hielt aber nur so lange an, bis er den nächsten Satz hörte. "Ich lad dich auch ein?..."

Er wusste nicht, was ihn daran so verärgerte, doch es war genau das, was er brauchte, um bestimmend mit dem Kopf zu schütteln. "Ich trete aus!" Seine Stimme klang wütender, als gewollt.

Weswegen Yoongi etwas zurückschreckte. Es war das erste Mal, dass Jimin so mit ihm sprach. "Oh... Okay. Wenn du dir wirklich sicher bist..."

Mehr musste wohl nicht gesagt werden. Yoongi hatte es begriffen. Jimin hatte es geschafft.

Schnell nickte er noch und drehte sich dann um, um ohne ein weiteres Wort der Erklärung wegzurennen.

Yoongi schaute ihm dabei verwirrt hinterher und rannte dann wieder zu seinem Team.

Dabei kam ihm sofort Jungkook entgegen gerannt. "Was wollte Jimin?"

Seufzend fuhr Yoongi sich durch die Haare. "Er ist aus dem Team ausgetreten... Tust du mir den Gefallen und redest mit ihm? Er sah echt fertig aus..."

Mir geht's doch auch nicht besser.

"Okay." Auch wenn Jungkook nicht sicher war, ob er das letztendlich wirklich tun würde. Erstmal musste er sich um seine eigene Probleme kümmern.

Yoongi bedankte sich schnell und wollte gerade ein neues Spiel ankündigen, da hielt Jungkook ihm am Saum seines Shirtes fest und schaute ihn mit einer monotonen Mimik an. "Ähm... Hyung, hast du später kurz Zeit?... Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss..."

...

"Natürlich."


*


Der Tanz Kurs, an dem bereits für Jimin gelaufenen Montag, könnte für den Braunhaarigen nicht unangenehmer sein. Denn immer, wenn er in das Gesicht des Kursleiters schaute, spielte sich die wilde, sicher nicht jugendfrei ausgegangene, rummach und rumtatsch Szene von Samstag unmittelbar vor seinen zwei Augen ab.

Weshalb man ihm die ganzen kleinen und großen Fehler, die er wie bereits am Montag davor, immer wieder unfreiwillig fabrizierte, nicht mal hätte übel nehmen können.

Zumindest, wenn man das wusste.

Nur tat das hier keiner.

Natürlich ging das nicht an die scharfen Augen von Hoseok vorbei, der dieses Mal persönlich zum CD Player stampfte und das Gerät, nicht sonderlich sanft, auf Pause drückte. Selbst Hyuna, die direkt daneben saß, zuckte dabei zusammen und schaute vorsichtig zu Hoseok hoch. "JIMIN! Konzentrier dich!"

Gut, der normale Jimin hätte jetzt genau das getan, was Hoseok von ihm verlangte und sich zusätzlich einige Male laut entschuldigt. Aber das hier war kein 'normaler Jimin'. Das hier war ein 'übermüdeter, wütender, vor Liebeskummer verheulter und vollgefressener Jimin'. Und dieser Jimin, suchte vielleicht genau diesen Stress.

"Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, Hoseok!" Um seiner patzigen Antwort noch mehr Ausdruck zu verleihen, rollte Jimin ganz Diva-like mit seinen Augen und drehte sein Gesicht obendrein frech zur Seite.

Das war alles, was es benötigte, um den ganzen Raum in Stille zu hüllen. Hyuna schlug sich sogar, mehr als geschockt, etwas zu heftig, mit ihrer Hand auf ihren Mund und starrte Jimin mit weit aufgerissenen Augen an, als wollte sie sagen 'Bist du Lebensmüde'?

Doch anders, als alle der Anwesenden dachten, schaute Hoseok nicht in etwa wütend und stürmte auf Jimin zu, um ihn gegen die Wand zu befördern und zu erwürgen. Er schaute eher verwirrt und vielleicht sogar etwas besorgt. "Wir machen eine kurze Pause. Jimin, komm mit. Sofort!"

Ja, da dachte Jimin, er wäre gerade erst so richtig in Fahrt gekommen, da hatte ihn das bedrohliche 'sofort' einfach verstummen lassen und er stimmte mit einem kurzen, nun doch etwas kleinlauterem, Nicken zu und die beiden gingen vor die Tür.

"Was sollte das?" Mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn, so wie es Lehrer immer taten, wenn sie mit einem Schüler über ihr respektloses Verhalten sprachen, schaute Hoseok zu Jimin runter.

Jimin starrte währenddessen noch immer stur zur Seite und begann, nervös an seiner Unterlippe rumzuknabbern. "War Yoongi der Grund, weshalb ich Samstag nicht mit euch auftreten durfte?... Nein, anders. War er der Grund, weshalb ich mich entscheiden musste, Hoseok?"

Perplex ließ Hoseok seine Arme wieder zur Seite fallen. Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter und nun war er es, der zur Seite schaute. "Darum geht's also... Nein, Jimin. Das hatte nichts mit Yoongi zu tun. Es ging mir wirklich nur darum, dass zwei so sportliche Kurse, eine zu große Anstrengung für deinen Körper waren." Trotz der Situation, behielt Hoseok noch immer eine ruhige und kontrollierte Stimme.

"Du wusstest es aber, oder?" Verunsichert befeuchtete Jimin seine, durch Nervosität trockenen Lippen, und begann, mit dem Saum seines Shirts zu spielen. "... Was ich für Yoongi empfinde, das wusstest du... schließlich habe ich oft genug von ihm gesprochen und es nicht wirklich versteckt. W-wieso hast du nie etwas gesagt?... F-fandest du das lustig?..."

Es war vielleicht nicht ganz fair, solche gedankenlose Äußerung in den Raum zu werfen. Doch wie gesagt, handelte es sich hier nicht wirklich um Jimin.

Sofort schüttelte Hoseok seinen Kopf und legte seine zwei Hände auf Jimins Schulterblätter, damit dieser ihn ansah. "Wir beide wissen, dass ich nicht so ein Mensch bin, Jimin! Ich hatte gehofft, dass es für dich und auch für Jungkook, nur eine kleine Verliebtheit ist und ihr Yoongi irgendwann von ganz alleine vergisst und aufgibt. In erster Linie, wollte ich keinen von euch beiden verletzten..."

Aber Jimin war noch nicht wirklich in einer 'Versöhn Stimmung', sondern noch immer in der 'Frustrauslass Stimmung', weshalb er Hoseoks Handgelenke packte und seine Hände unsanft von seiner Schulter wegschlug. "Behandle mich nicht wie ein Kind! Meine Gefühle für Yoongi, sind viel stärker, als eine einfache Verliebtheit! Wieso sonst wäre ich dem Basketball Team beigetreten, obwohl ich weder Talent noch Spaß daran habe?!"

Hoseok bemerkte, dass es aussichtslos wäre, diese Diskussion fortzuführen und seufzte niedergeschlagen. "Vielleicht solltest du nach Hause gehen. Du bist frustriert und brauchst jemanden, den du für diese Situation hassen und beschuldigen kannst. Es ist für mich okay, wenn ich derjenige bin, aber es ist nicht sinnvoll, wenn das hier eskaliert. Es tut mir leid..."

Hoseok hassen? Wofür?...

Jimin hasste Hoseok nicht. Hoseok hatte recht. Er brauchte nur jemanden, den er für all das beschuldigen konnte.

Deswegen nickte Jimin nur deprimiert und nuschelte ein leises "mir tuts auch leid." Dann ging er noch schnell seine Sachen holen, um dann ohne ein weiteres Wort der Erklärung zu verschwinden.


*

Draußen angekommen, war das Erste, was in seinem Blickfeld fiel, ein niedergeschlagener, Schwarzhaariger Jungkook, der zusammengekauert an der Wand des kleinen Geräteraums für das Basketball Equipment, saß.

Jimin wusste nicht genau, was es war. Er weinte nicht. Jungkook weinte nie. Er schaute lediglich stumm vor sich, und schien dabei total in Gedanken versunken zu sein. Trotz allem konnte Jimin erkennen, wie aufgewühlt er ist.

Beinah automatisch und ohne es noch einmal zu überdenken, bewegten sich Jimins Füße dorthin und blieben neben Jungkook stehen.

Er hatte schon fest damit gerechnet, dass der Jüngere sofort aufstehen und verschwinden würde oder ihm sagen würde, dass er verschwinden soll. Doch da nichts der gleichen kam, eigentlich kam überhaupt keine Reaktion, hockte er sich in einem Schneidersitz neben ihm.

Jimin sagte nichts. Er wusste sowieso nicht, was er sagen sollte.

Es war, als hätte Jungkook erst da die Präsenz des Älteren bemerkt, da er verwirrt und desorientiert zu ihm schaute. Er hatte längst vergessen, wie lange er bereits dort saß und alles um sich herum völlig ausgeblendet. "Was willst du?"

Jetzt, wo Jimin direkt in Jungkooks Gesicht schaute, konnte er erkennen, dass seine Augen leicht gerötet waren. Darunter lagen tiefe Augenringe, die Jungkooks sonst so perfektes und makelloses Gesicht krank aussehen ließen. Selbst seine Lippen waren ein wenig eingerissen und es wirkte so, als hätte er sie sich selber aufgebissen. "Nichts... ich dachte nur..."

Ja, was eigentlich?...

"Was? Das wir beide jetzt auf einmal Freunde sind, nur weil Yoongi sich für keinen von uns entschieden hat?! Ich kann dich nicht ausstehen Jimin, und das werde ich auch nie, also verschwinde!" Jungkook versuchte wirklich abweisend und schroff zu klingen, doch er war so heiser, das seine Stimme bei einigen Wörtern brach und er eher kleinlaut und hilflos klang. Seine Hand zitterte, als er mit seinem Zeigefinger auf das Schultor zeigte und Jimin damit klar machen wollte, dass er verschwinden sollte.

Seine Stimme und seine zitternde Hand, waren alles die kleinen Dinge, die Jimin dazu bewegten, zu bleiben. Er war sich sicher, das Jungkook das eigentlich auch wollte. Wissend nickte er deshalb nur und erwiderte den Blick des Jüngeren. "Ich weiß. Ich kann dich auch nicht ausstehen. Ich dachte nur, dass du vielleicht mit jemanden reden möchtest, der verstehen kann, wie du dich gerade fühlst..."

Normalerweise hätte Jungkook nun mit irgendwelchen Verspottungen und ablehnenden Bemerkungen geantwortet. Doch dieses Mal sagte er absolut nichts.

Stattdessen begann er erneut, sich auf seine bereits aufgerissene Unterlippe zu beißen. Er knabberte an ihr und drückte seine Lippen mehrmals fest zusammen. Seine Augen schloss er währenddessen immer wieder für einige Sekunden und blinzelte hektisch mit ihnen. Es war, als würde er sich zusammen reißen wollen.

Jimin wollte gerade fragen, was das werden sollte, da platzte die Bombe.

Erst eine. Dann noch eine. Dann eine dritte und vierte und fünfte.

Es waren Tränen, die Jungkook über die Wangen liefen und auf seine Hose fielen.

Jungkook weinte.

...

Er weinte.

Wow, Moment. Jungkook war in der Lage, zu weinen??

Jimin war in einem Schockzustand. Seine Augen weiteten sich panisch und er war so überfordert, dass er nur völlig entgeistert in das nun fremd wirkende Gesicht neben ihn starrte. "J-Jungkook..."

Die ganze Situation wurde immer seltsamer. Denn es konnte unmöglich Jungkook sein, der sich da in Jimins Shirt klammerte und seine Stirn auf die Halsbeuge des Älteren lehnte, um sein Gesicht zu verstecken. Das musste ein Traum sein. "Ich... habs ihm gesagt..."

Jungkook roch wirklich gut, wie Jimin feststellen musste. Irgendwie nach Zimt und Shampoo. Instinktiv legte Jimin seine Arme um ihn und drückten ihn ein kleines wenig enger an sich. Er wusste nicht genau, wieso er das tat. Es kam mehr unwillkürlich, als das er logisch darüber nachgedacht hatte.

Es war surreal. "Was hast du wem gesagt?..." Jimins Stimme war nur ein Flüstern, da Jungkooks Ohr direkt neben seinem Mund war.

Die Tränen, die noch immer vereinzelt über Jungkooks Wangen liefen, hinterließen einen feuchten Fleck auf Jimins Shirt. Doch davon bemerkte der Ältere in dem Moment nichts. "Yoongi... ich habs ihm gestanden..."

In langsamen, kaum spürbaren Bewegungen, begann Jimin gedankenlos, kleine Kreise auf Jungkooks Schulterblatt zu zeichnen. "Wieso?..." Noch nie hatte er in einer so zärtlichen Tonlage mit Jungkook gesprochen.

Dieser entspannte sich unter der liebevollen Berührung. Seine Hände fielen locker zur Seite und seine Tränen ließen ein wenig nach. Es war ganz anders, als bei Jimin. Während Jimin stets laut und schluchzend weinte, gab Jungkook kaum einen Ton von sich. Selbst da bemerkte man, wie unterschiedlich sie beiden waren.

"Ich wollte wenigstens das tun, bevor ich ihn aufgebe... Ich hätte es vielleicht nicht gekonnt, wenn Yoongi mich nicht zurückgewiesen hätte. Irgendwie ironisch. Ich hatte gehofft, dass es mir danach besser geht, doch nun gehts mir noch beschissener, als vorher."

Jimin nickte verstehend und eine kalte Sommerbrise wehte den beiden durch die Haare. "Du bist eben ein Idiot..."

Jungkook rieb sich über die Augen und löste sich von Jimin, um zu ihm hochzuschauen. Eine Weile sahen sie beiden sich nur an und sagten nichts mehr.

Bis Jungkook es Jimin gleich tat und zustimmend nickte.

"Stimmt..."


*

Danach vergingen ganze 3 Wochen.

Mittlerweile fühlte es sich für Jimin so an, als hätte er sich nur eingebildet, Jungkook jemals getröstet zu haben. Als wäre es ein Trugbild seines eigenen Liebeskummers gewesen.

Denn seither hatten Jimin und Jungkook kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt.

Sie beleidigten sich nicht mehr. Sie bekriegten sich nicht mehr. Sie sahen sich nicht mal an.

Es war, als würden sie sich regelrecht ignorieren und die Anwesenheit der anderen Person überhaupt nicht wahrnehmen. Weshalb schon wild spekuliert wird, ob sie Yoongi aufgegeben hätten. Einige behaupteten sogar zu wissen, dass Yoongi ihnen gleichzeitig einen Korb gab. Nur die wenigsten wussten, von Hoseok und Yoongi.

Was die meisten allerdings nichts wussten, war, dass die ganze 'Ignoriererei' nicht mal absichtlich war. Es war schlicht so, dass sie keinen Grund mehr hatten, den anderen anzusprechen.

Jahrelang hatten sie sich beleidigt, und nun auf einmal normal miteinander zu sprechen, war für beide seltsam. Keiner wusste so genau, wie er mit dem anderen umgehen sollte oder konnte.

Immer ging es nur um Yoongi und darum, den anderen so schlecht da stehen zu lassen, wie nur irgend möglich. Es war als hätten sie überhaupt kein Thema oder Gemeinsamkeiten.

Nun war es so, dass sie, wann immer sie sich im Schulgang oder auf dem Weg nach Hause sahen, den Blick abwandten und weitergingen.

Ehrlich gesagt hatte Jimin seitdem das Gefühl, dass etwas fehlte. Er wusste nicht genau, was ihn fehlte, doch die Schultage schienen länger und langweiliger zu sein, als je zu vor.

Bereits mehrere Male hatte er den Drang gehabt, Jungkook anzusprechen, wenn sich ihre Blicke mal kreuzten. Aber er redete sich selber ein, dass es dazu keinen Anlass gab und er nachher wie der Idiot da stand.

Doch die 3 Wochen waren auch gefüllt, von einigen positiven Ereignissen und Veränderungen.

Jetzt wo Jimin nicht mehr im Basketball Team war, hatte er es geschafft, sich voll und ganz aufs Tanzen zu konzentrieren und schaffte es wieder, einer der besten im Tanz Kurs zu sein. Da er sich nun allein darauf fokussierte, verschwanden die immer wiederkehrenden Fehler vollends.

Mit Hoseok hatte er sich ausgesprochen und sich für sein unangemessenes Verhalten entschuldigt. Sie beiden verstanden sich nun wieder besser, auch wenn man noch immer sah, das sie distanzierter als vorher miteinander umgingen.

Jimin hatte noch immer Gefühle für Yoongi. Ihm war von vorne rein klar, das sie nicht nach einigen Tagen einfach so verschwanden. Nur waren sie deutlich weniger intensiv und vergingen Tag für Tag ein wenig mehr. Dass er Yoongi nun nicht mehr sooft sah, war auch ein wichtiger Aspekt davon.

Zu guter Letzt, Taehyung.

Natürlich hatte er sich nach einigen Tagen, in denen er ihn stur ignoriert hatte wieder mit ihm versöhnt.

Er konnte ihm einfach nicht mehr die kalte Schulter zeigen, nachdem Taehyung mit zwei vollen Tüten Snacks zu ihm nach Hause marschiert war, und ein ganzes Wochenende bei ihm blieb, damit Jimin während seines Liebeskummers nicht so alleine war. Er hatte sogar gemeinsam mit ihm ein Frustessen nach dem anderen gestartet, obwohl Taehyung einige Male davor gewesen war, alles auszukotzen.

Kurz: Taehyung war zu gutmutig, als das man in irgendeiner Art und Weise wütend auf ihn sein konnte. Es war eines der vielen Dinge, die unmöglich waren.


*


Gerade saß Jimin gemeinsam mit Taehyung draußen vor der Mensa, auf eines der Bänke an einem Tisch und aß sein Bento, da setzte sich eine weitere Person neben ihn, die er bereits an seinem Deo erkannte, bevor er in das Gesicht von ihm geschaute hatte und zerstörte, die friedliche und harmonische Stimmung.

Nun, eigentlich nicht. Aber zumindest den Frieden, den Jimin in sich hatte.

"Jiminie..."

Etwas erschrocken, da er die Stimme schon so lang nicht gehört hatte, schluckte er seinen Reis runter, bevor er gekaut hatte, was ein unangenehmes ziehen in seinem Magen verursachte. Vorsichtig schaute er neben sich und sah in das Gesicht von Yoongi.

Er wirkte deprimiert und Jimin meinte, auch ein wenig Enttäuschung in der Mimik des Älteren zu erkennen. Seine blonden Haare waren bereits zur Hälfte von einem tiefschwarzen Ansatz bedeckt. Was Yoongi in Jimins Augen nicht weniger attraktiv machte. Eher im Gegenteil. Jimin war, wie immer, hin und weg von dem Anblick des Älteren. "Ja, Hyung?..."

Seufzend legte Yoongi seine Arme gefaltet auf den Tisch. "Ich hab dich ewig nicht mehr gesehen. Ist alles okay mit dir?"

Noch vor 3 Wochen, hätte Jimin jetzt einen innerlichen Freudetanz getanzt und das nur, weil Yoongi ihn angesprochen hatte und nach seinem Wohlbefinden fragte. Doch nun wandte er sofort seinen Blick ab und nickte lediglich. Schließlich sollten die Gefühle nicht zurück kommen, die er bereits so gut verschlossen und vernichtet hatte.

Ratlos schaute Yoongi zu Taehyung, der nur mit den Schultern zuckte und abwinkte. "Ich veranstalte in zwei Wochen eine kleine Hausparty für Hoseoks Geburtstag. Sie wird bei mir zu Hause stattfinden. Ich würde euch beide gerne dabei haben. Schließlich seid ihr auch Freunde von Hoseok. Du kommst doch Jimin, oder? Hm?..."

'Für Hoseok'...

Jimin schloss für einen kurzen Moment seine Augen und atmete einmal tief ein. Dann schloss er seine, nun leere, Bento Box. "I-ich weiß nicht... ich schau mal,..."

Yoongi nickte, auch wenn er etwas unzufrieden mit der Antwort des Jüngeren war und schaute wieder zu Taehyung. "Du kommst aber, oder?"

Im Gegensatz zu Jimin, war Taehyung total optimistisch und stimmte sofort hektisch nickend zu. "Klar komme ich! Keine Frage. Ich schleife sogar Seokjin mit!"

Yoongi lächelte leicht und schielte noch einmal zu Jimin, der noch immer wegschaute. Das brachte ihn erneut zum seufzend, und er stand auf. "Gut, dann geh ich wohl wieder. Hoseok wartet bestimmt schon auf mich."

"Okay, bis später, Hyung." Kam es, selbstverständlich, laut, so dass es auch alle mitbekamen, von Taehyung, während Jimin nur ein kleinlautes "bye" von sich gab.

Kaum war Yoongi außer Sicht, verschränkte Taehyung wissend seine Arme vor sich und fixierte Jimin mit einem, für Taehyungs Verhältnisse, strengem Gesicht. "Sag mal, bist du noch immer nicht über Yoongi hinweg, Jiminie?! Es ist doch bereits 3 Wochen her! 3 Wochen... Das sind 21 Tage und 20 Jahre auf dem Mars!!"

Augenverdrehend trank Jimin einen großen Schluck seiner Cola light. "Ich bin dabei. Ob du's glaubst oder nicht, aber meine Gefühle haben keinen on und off Knopf den ich einfach mal eben so drücken kann, wenn ich Lust drauf hab. Außerdem würde ich mal gerne wissen, wie du wieder auf so einen Mist kommst."

Taehyung zuckte mit seinen Schultern und schnappte sich die Cola light von Jimin, um selber einige Schlücke aus der Dose zu trinken. "Stand in Facebook.... Moment, ist das der Grund, wieso du dir deine Haare gefärbt hast?"

Instinktiv fuhr Jimin sich durch seine, nun knallroten, Haare und drehte dabei eine Strähne in seinem Finger ein. "Wieso fragst du mich das jetzt auf einmal? DU hast sie mir doch gefärbt? Außerdem meintest du, dass mir die Farbe steht. Und trink gefälligst dein eigenes Getränk!"

Jimin deutete auf die Sprite Dose, die noch unberührt und verschlossen neben Taehyungs Arm stand. "Ah, aber du weißt doch, dass ich die nur versehentlich gekauft habe... Dieser blöde Getränkeautomat ändert immer wieder die Zahlenkombinationen! Und Sprite schmeckt wie Mediziihiin!" Angewidert stupste Taehyung die Dose an, die darauf zur Seite kippte und regungslos liegen blieb. "Ich wollte damit nur sagen, dass du jemand bist, der mit Veränderungen vorsichtig umgeht. Du hattest noch nie eine andere Haarfarbe, als deine natürliche."

Jimin überlegte kurz, ob er Taehyung erklären sollte, dass die Automaten am wenigsten dafür konnten, wenn sie nun mal jedes Mal anders einsortiert wurden, doch entschied sich mangelns Motivation dagegen. "Trotzdem hat das nichts mit Yoongi zu tun. Ich wollte sie schon lange rot färben und wollte mir einfach nur sicher sein, bevor ich's auch wirklich tu."

Verstehend nickte Taehyung und legte sich Zeigefinger und Daumen auf seinen Kinn. "Okay, mal was anderes. Wie läuft's eigentlich mit Jungkook?"

Verwirrt runzelte Jimin mit seiner Stirn. "Was soll da schon laufen? Wir haben nichts miteinander zu tun. Hatten wir nie. Es ging immer nur um Yoongi."

Enttäuscht schüttelte Taehyung mit seinem Kopf und seufzte dramatisch. "Du solltest netter zu ihm sein. Weißt du..." Unsicher senkte Taehyung seinen Blick und verschränkte seine Hände miteinander, um sie vor sich auf den Tisch zu legen. "Er hat sich seine Hand gebrochen. Er hat mir erzählt, dass er deswegen vielleicht nie wieder zeichnen kann..."

Entsetzt weiteten sich Jimins Augen und er hielt für einige Sekunden die Luft an. Stumm schaute er in Taehyungs Gesicht und wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte, weil das eine wirklich große Sache war. Wieso habe ich davon überhaupt nichts mitbekommen?!

Dann räusperte er sich, da er glaubte, dass der Schock seine Stimme vereist hatte. "W-Wie ist das denn passiert?..."

"Bei einem Basketball Spiel. Er ist echt völlig fertig mit den Nerven..."

Bereits völlig in Gedanken versunken, nickte Jimin verstehend und schaute auf seine Bento Box. Nun war alles, an was er denken konnte, Jungkook und die nicht erklärbare Sorge machte sich in ihm breit, ohne das er etwas dagegen tun konnte.

...

Was er jedoch nicht sah, war das Grinsen, was sich heimlich auf Taehyungs Gesicht schlich.

*

Schwer keuchend ließ Jimin sich auf den harten Boden fallen und lag bewegungslos und außer atmen, alle Viere von sich gestreckt, nur dort und versuchte, seine unkontrollierte Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

Es war bereits einige Minuten nach 21 Uhr und Jimin der Einzige, der noch im Tanz Kurs war, und übte. Wahrscheinlich war er an sich der Einzige, der noch in der Schule war. Das war bereits seit Tagen so.

Denn bald hatten der Tanz Kurs einen weiteren Auftritt, zur Feier der Neuzugänge und Jimin wollte dem Kursleiter keinen Grund mehr geben, ihn erneut auszuschließen. Dieses Mal würde er definitiv dabei sein.

Doch das war heute nicht der alleinige Grund.

Er wollte den Kopf frei bekommen.

Er wusste nicht mal so recht, wieso ihm das, was Taehyung gesagt hatte, so mitnahm. Es schien eine einfache Mischung aus Mitleid und Sorge zu sein. Aber wieso musste Jimin, der Jungkook jahrelang nur als Rivalen angesehen hatte, sich Sorgen um ihn machen? Dabei war Mitleid alles, was Jungkook in seinen Augen verdiente.

Aber aus irgendeinen, für Jimin nicht verständlichen, Grund war da noch mehr. Noch viel mehr. Denn Mitleid allein wäre nicht in der Lage dazu, jemanden dazu zu bringen, ununterbrochen an ihn zu denken.

Herzhaft gähnend streckte Jimin sich noch einmal ausgiebig, um dann aufzustehen und sich ein kurzes Sweatshirt aus seiner Hängetasche rauszukramen, und sich das Kleidungsstück überzuziehen. Er entschied, dass er für heute genug Zeit in der Schule verbracht hat und das Duschen auf zu Hause verschoben wird.

Also machte er sich, mit schwer fühlenden Augen und Muskelkater in Armen und Beinen, auf dem Weg nach Hause.

Er hatte gerade die Schule verlassen und war um eine Ecke gebogen, da kam er an einem 24 Stunden Mini Supermarkt vorbei, an dem er bis jetzt immer nur vorbei gelaufen war und beschloss, das heute zu ändern. Das kam wie gerufen. Er brauchte dringen einen Energy Drink. Ansonsten würde er sicherlich jede Minute mitten auf dem Gehweg einschlafen.

Nicht, dass ihm das Mal passiert wäre oder so. Das wäre ja total abwegig und so was von nicht Jimin-typisch.

Okay, vielleicht ein, zweimal.

Im Supermarkt drinnen wurde Jimin von einer so hellen Beleuchtung begrüßt, dass er erst mal stark blinzeln musste, um sich daran zu gewöhnen. Es war genauso beengt und klein, wie es von außen aussah und es waren nur noch zwei weitere Kunden im Laden, die genauso müde und erschöpft wirkten, wie Jimin selbst.

Das Sortiment ähnelte dem einer Tankstelle. Es war recht übersichtlich und bestand hauptsächlich aus Getränken, Snacks, Fertigprodukten, und ein wenig Tiefkühlkost. Natürlich gab es zu dem noch Zigaretten.

Jimin steuerte sofort zielsicher zu den Getränken und blieb vor den Energydrinks stehen. Dort musterte er die doch recht große Auswahl an Sorten. Obwohl er sowieso immer das Gleiche nahm. Red Bull. Überteuert und nicht mal besonders vom Geschmack her. Doch es war das Einzige, was Jimin wieder fit machte.

Also schnappte er sich eine kleine Dose und ging mit ihr zur Kasse.

Zumindest wollte er das.

Er blieb jedoch einige Schritte davor stehen.

Denn das Gesicht, was da hinter der Kasse stand, war Jimin nur allzu bekannt. "Was zum..."

Dort an der Kasse, nur wenige Schritte von Jimin entfernt, stand nämlich kein anderer, als Jungkook. Der gerade dabei war, die Einkaufsachen einer Frau mittleren Alters zu scannen und dabei so freundlich lächelte, wie Jimin es noch nie bei ihm gesehen hatte.

Mal ehrlich, Jimin hätte nicht mal gedacht oder es für möglich gehalten, dass er überhaupt Lächeln KONNTE. Seit wann konnte Satans Sohn das?! Die komplette Geschichte müsste umgeschrieben werden, wenn das nicht nur ein Trugbild seiner Erschöpfung war.

Aus lauter Schreck, hätte Jimin fast die Dose fallen gelassen und stolperte etwas ungeschickt, über seine eigenen Füße. Konnte sich aber rechtzeitig fangen und fiel nicht auf den Boden. Was mitten im Supermarkt, vor den Augen seines... Rivalens? Ex-Feindes? Schulkameradens? Freund des Freundes?... was auch immer sie waren, auch etwas peinlich gewesen wäre.

Unbeholfen räusperte Jimin sich und gab sich einen Ruck, sich wie jeder normale Kunde in diesem Laden, an die Kasse hinter die Frau zu stellen und nicht in etwa, wie ein Verrückter aus dem Laden zu rennen und so zu tun, als wenn man ihn gerade verfolgen würde.

Freundlich bedankte und verabschiedete Jungkook sich in einem Satz laut und deutlich, und die Frau tat es ihm gleich, nachdem sie ihre Einkaufsachen in eine Tüte verstaute und den Laden verließ.

Die Blicke der beiden Streithähne trafen sich und, als hätte man Jungkook gerade eine schlechte Nachricht überbracht, verschwand das freundliche Lächeln aus seinem Gesicht und wurde durch eine gleichgültige, unlesbare Mimik ersetzt.

Nur gut, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte und Jimin ihn mit genau denselben Gesichtsausdruck ansah.

Schweigsam legte er seinen Energydrink auf den Verkaufs Tresen. Dabei fiel ihm Jungkooks Hand auf, um die sich nun ein Verband befand und die leblos auf dem Tisch drauflag. Taehyung hatte also die Wahrheit gesagt.

"Was schaust du so? Hättest nicht gedacht, dass ich nen Job habe, oder was?" Nach 3 Wochen waren das die ersten, zugegebenermaßen nicht sonderlich netten, Worte, die Jungkook zu Jimin gesagt hatte und mittlerweile kam Jimin die Stimme schon ganz fremd vor.

Ist Jungkooks Stimme schon immer so tief gewesen?

Ausdruckslos nahm Jungkook sich die Dose Red Bull und scannte sie in die Kasse ein. Jimin meinte jedoch, für einen kurzen Augenblick gesehen zu haben, dass der Jüngere ebenfalls ein wenig geschockt war, ihn hier zu sehen.

Das Geld für das Getränk, hatte Jimin extra vorher passend zusammengelegt und legte es auf die Geldablage. "Ä-ähm... wie..." Jimins Blick war noch immer auf Jungkooks Hand gerichtet, als dieser das Geld entgegen nahm. "... Wie geht's dir?..."

Okay, wieso will ich das wissen und wieso stottere ich?? Das ist doch nur Jungkook!

Verwirrt hob Jungkook seine Augenbrauen und verstaute das Geld in der Kasse. "Seit wann interessiert dich das?"

Ja, seit wann eigentlich? Wenn ich das mal selber wüsste.

Nervös befeuchtete Jimin seine Lippen und wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Weshalb er Jungkooks Frage, mit einer Gegenfrage beantwortete. "W-wie lange... wie lange musst du noch arbeiten?"

Irgendwas stimmt nicht mit mir?! Park Jimin stottert nicht vor Jeon stupid Jungkook.

Auch wenn er noch immer verwirrt über Jimins Verhalten war, drehte Jungkook sich um und schaute zur Wanduhr. "Noch 10 Minuten. Wieso?"

Zu Jimins Entschuldigung. Er war, wie bereits erwähnt, übermüdet. Sein Denkvermögen war eingeschränkt und er dachte nicht nach, bevor er sprach. Denn sonst hätte er die nächste Aussage sicherlich nicht so einfach über die Lippen gebracht. "Ich lad dich ein. Auf ein... Kaffee?... Ich meine,... wenn du willst?"

Moment... WAS? Wieso sollte ich das tun??

Genau dieselbe Frage stand Jungkook ins Gesicht geschrieben, der nun wirklich überrascht dreinschaute. Vorsichtig musterte er Jimins Gesicht und wartete nur darauf, dass dieser jeden Moment laut los lachen würde und ihm sagte, dass das alles nur ein Scherz war.

Doch davon war Jimin meilenweit entfernt. Er wirkte eher nervös und kleinlaut.

"Okay?... Schätze ich?..." Denn Jungkook wollte wirklich wissen, woher dieser Sinneswandel auf einmal kam.

Kaum hatte er eingewilligt, läutete die Klingel des Ladens und deutete, dass ein neuer Kunde reingekommen ist und sie nicht mehr alleine waren. "Dann sehen wir uns gleich draußen?"

Jungkook nickte nur noch kurz und begrüßte dann den Kunden, der sich mit einer Dose Ramen neben Jimin gestellt hatte.

Jimin verließ daraufhin den Supermarkt und setzte sich dann auf eines der Stühle an einen Tisch, was ebenfalls noch zum Laden gehörte. Fassungslos schaute er seine Red Bull Dose an.

Was habe ich mir nur dabei gedacht?...


*

Gerade hatte Jimin den letzten Schluck seines Red Bulls getrunken, da kam Jungkook raus, und stellte sich vor seinem Tisch. "Ich hab jetzt Feierabend."

Jimin nickte schweigsam und stand auf. Die Müdigkeit hatte sich dank des, für Jimins heiligen, Getränkes in Luft aufgelöst und mittlerweile wurde Jimin klar, wie seltsam die Einladung war. Wer lud seinen Ex-Rivalen auf ein Kaffee ein? Und Worüber sollten sie sich überhaupt unterhalten? " Ach, erinnerst du dich noch an die guten alten Zeiten, von vor einigen Wochen, in denen wir uns tagtäglich random beleidigt haben und mit Blicken ermordeten?

Auch der Weg zum kleinem Café, in dem sie bereits waren, als sie von Yoongi und Hoseok erfahren hatten, verlief ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln. Sie liefen einfach so nebeneinander her und taten so, als wäre die andere Person überhaupt nicht anwesend.

So kam es nicht ganz ungelegen, dass der Weg dorthin nicht sonderlich weit war. Denn Jimin begann bereits zu bereuen, jemals seinen Mund im Supermarkt geöffnet zu haben. Nichts war unangenehmer, als das gegenseitige Anschweigen.

Vor dem Café jedoch fragte Jungkook sich, wieso sie nicht zu einem anderen gegangen sind. Er hoffte nur, dass sich die Kellnerin nicht an Jimins peinlichem Heulanfall erinnern konnte.

An der Ladentheke angekommen, bestellten sich beide dasselbe, wie vor einigen Wochen. Jimin bestellte sich einen übersüßten Kakao, hauptsächlich, weil er sicherlich nicht noch mehr Koffein in seinem Körper brauchte, wenn er jemals wieder schlafen wollte und Jungkook bestellte sich einen Kaffee ohne alles.

Innerlich seufzte er auf, als er in das freundliche Gesicht der Kellnerin schaute, die sich scheinbar nicht an sie zu erinnern schien. Vielleicht passierte das ja oft in diesem Café.

Nachdem sie bezahlten hatten, setzten sie sich mitsamt ihrer Heißgetränke an einem Platz direkt am Fenster.

Schweigsam setzten sie sich hin. Schweigsam blieben sie sitzen. So ging das einige Minuten und langsam begann es wirklich, wirklich unangenehm zu werden.

Jimin wusste nicht, was er sagen sollte und Jungkook wartete geduldig darauf, dass der Ältere die plötzliche Einladung erklärte.

Doch da dieser sich wohl entschieden hatte, sich alles aus der Nase ziehen zu lassen, ergriff Jungkook die Initiative, da Geduld noch nie zu eines seiner Stärker gehörte. "Wieso hast du mich eingeladen, Jimin?"

Jimin schaute, als hätte man ihn gerade bei irgendetwas illegalem erwischt, zu Jungkook hoch, da er kurz vorher noch seinen, ach so interessanten, Kakao gemustert hatte. "Einfach so?... denke ich?... Ich meine, wir haben lange nicht mehr miteinander gesprochen..."

Verstehend nickte Jungkook, auch wenn er absolut gar nichts verstand. "Wieso sollten wir auch? Wir sind keine Freunde, Yoongi ist kein Thema mehr für uns und seit du mit dem Basketball aufgehört hast, sind wir nicht mal mehr im selben Team."

Es war seltsam. Es waren dieselben Wörter, die Jungkook immer wieder gesagt hatte. Wir sind keine Freunde. Doch wieso ging diese Aussage heute nicht einfach an Jimin vorbei? Wieso interessierte es ihn auf einmal?

...

Wieso war er verletzt deswegen?

Beschämt ließ Jimin wieder seinen Kopf hängen und begann, gedankenversunken mit dem Löffel in seinem Kakao rumzurühren. "Du hast recht..."

Jungkook bemerkte sofort, dass Jimin heute empfindlicher war, als sonst, und das ihn seine Worte verletzt hatten. Unbewusst und so schnell, dass sein Kopf überhaupt nicht registrierte, was genau er da selber tat, legte er seine gesunde Hand auf die von Jimin und brachte sie somit erfolgreich zum Aufhören, des unnötigen umrührens seines Getränks. "Hey, ich weiß zwar echt nicht, was mit dir los ist, aber ich nehme meine Worte zurück, okay? Das war nicht nett von mir. Ich hab mich halt nur etwas gewundert? Nachdem ich drei Wochen nichts mehr von dir gehört habe."

Überrascht schaute Jimin auf Jungkooks Hand und schaute dann hoch zu ihm, um sicher zu sein, dass es noch Jungkook ist, der da vor ihm sitzt. Unwillkürlich musste er schwer schlucken, als er sah, wie intensiv der Jüngere ihn ansah. Er konnte wirklich nichts dafür. Es war eine körperliche Reaktion, auf die Jimin keinen Einfluss hatte. Doch sein Herz hatte auf einmal entschieden, ein Marathon zu laufen - schlagen -.

Das ist doch nur Jungkook. Was stimmt nicht mit mir?

Es hielt jedoch nur für einen kurzen Moment an, da zog Jungkook seine Hand wieder zurück und ließ dabei eine unbekannte leere und Kälte zurück. Unbewusst folgte Jimin Jungooks Hand mit seinen Augen und bemerkte dabei wieder, die andere, mit Verband verbundene Hand, die ebenfalls auf dem Tisch lag. "Wie lief dein Projekt? Ich meine, das Gemälde von Yoongi..."

Jungkook war kurz etwas verwirrt, da Jimin, wie bereits im Laden, so abrupt das Thema wechselte und nicht auf seine Aussage einging, um stattdessen mit einer Gegenfrage zu antworten. Doch er ließ das unkommentiert. Er hatte einfach keine sonderlich große Lust, alles zu hinterfragen, weshalb er einfach wahrheitsgerecht antwortete. "Yoongi und ich haben entschieden, dass wir das Projekt fallen lassen. Ich war sowieso noch nicht besonders weit, mit dem Gemälde. Er meinte zu mir, dass es für mich zu schwer sein würde, wenn ich ihn wegen des Projekts ständig sehen würde und das ich etwas Abstand nehmen sollte. Deswegen habe ich im Moment kein Projekt. Aber bis zur Abgabe sind es sowieso noch 6 Wochen."

Jimin nickte und gab ein verstehendes "mhm" von sich. "Und was machst du jetzt?"

Nachdem Jungkook einen großen Schluck von seinem Kaffees getrunken hatte, zuckte er unentschlossen mit seinen Schultern. "Ich weiß noch nicht. Erstmal muss ich etwas finden, was mich inspiriert."

Zögerlich und mit viel Vorsicht, deutete Jimin mit seinem Zeigefinger auf Jungkooks Hand. "Nein, ich meinte, wegen deiner Hand... du..." Jimin schaute zur Seite und konnte den traurigen Unterton nicht unterdrücken. "du wirst doch nie wieder zeichnen können..."

Das muss schrecklich für Jungkook sein. Ich könnte das Tanzen niemals aufgeben...

Verdutzt hob Jungkook seine Augenbrauen, wodurch sich seine Augen etwas weiteten und zeigte ebenfalls mit seiner gesunden Hand, auf seine mit Verband verbundene. "Hä? Redest du etwa von dieser Hand?"

Jimin runzelte die Stirn und schaute Jungkook an, als hätte dieser seinen Verstand verloren. "Von welcher sollte ich sonst reden?! Du darfst so was nicht verdrängen, Jungkook! Taehyung hat mir alles erzählt."

Nun war Jungkooks Interesse jedoch geweckt und er stütze seinen Ellbogen auf den Tisch, um sein Kinn auf seine Handfläche abzulegen. "Aha? Was genau hat er dir den erzählt?"

Seufzend beugte auch Jimin sich etwas vor und legte seine Arme gefaltete auf den Tisch. "Na, dass du deine Hand während eines Basketball Spiels gebrochen hast und deswegen nie wieder zeichnen kannst..."

Es vergingen vielleicht 4,5 Sekunden, in denen Jungkook über die Worte von Jimin nachdachte, bevor er in ein lautes Lachen ausbrach. Er lachte und lachte und mittlerweile befeuchteten sich schon seine Augen, über die er rieb, um sich selber wieder etwas zu beruhigen.

Jimin saß währenddessen nur da und sah ihm stillschweigend zu. Er verstand überhaupt nichts mehr. "Was... gibts da zu lachen?" Versuchte er es vorsichtig und deutlich leiser, da sie schon die Aufmerksamkeit einiger anderer Kunden auf sich zogen. Nun gut. Vielleicht war es Fair. Letztens war es schließlich Jimin, der dafür gesorgt hatte.

Noch immer kichernd, wischte Jungkook sich noch einmal die einzelnen Tränen weg, die sich erneut gebildet hatten. Selbst sein Gesicht hatte ein wenig an Röte gewonnen. "Taehyung ist ein Idiot und du bist ein Idiot, weil du ihm so etwas geglaubt hast. Ich habe eine leichte Prellung im Handgelenk, das ist alles. In einer Woche, spätestens, werde ich wieder ohne Probleme zeichnen können."

Fassungslos schaute Jimin in Jungkooks Gesicht.

Bei genauerer Überlegung ergab das jedoch Sinn. Es kam ihm sowieso schon seltsam vor, dass kein Mensch darüber sprach, dass einer aus dem Basketball Team seine Hand gebrochen hatte und das so schlimm, dass sie nun Funktionsunfähig war. Wo doch sonst jedes Gerücht, ob klein oder groß, seine Runde um die ganze Schule machte. Selbst bei den Nerds und ganzen unbeliebten Kids, kamen die irgendwann an.

Doch Jimin wusste ganz genau, wieso Taehyung ihm diese dreiste und unmoralische Lüge aufgetischt hatte.

Er wollte ihm einen Grund geben, mit Jungkook zu reden.

Und Jimin war in die Falle getappt.

Wütend verengte Jimin seine Augen. Im Gegensatz zu Jungkook war ihm überhaupt nicht zum Lachen zu Mute. "Der kann was erleben!"

Amüsiert grinste Jungkook höhnisch und wackelte einmal provozierend mit den Augenbrauen. "Hast du dir etwas Sorgen gemacht, Jimin? Um mich?... Wie komme ich zu dieser Ehre?"

Augen verdrehend verschränkte Jimin seine Arme vor seinem Bauch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Als ob. Ich hasse dich immer noch." Bevor Jungkook etwas erwidern konnte, fügte Jimin noch ein genuscheltes, "irgendwie" dazu.

Das verstärkte Jungkooks Grinsen nur. Zufrieden nahm er einen großen Schluck seines Kaffee's. "Irgendwie?"

Jimin nickte, deutlich verlegen, da er selber nicht genau wusste, wieso er das gesagt hatte oder was es bedeuten sollte. "Irgendwie. Trotzdem hasse ich dich. Nur eben... irgendwie."

Kichernd schlug Jungkook eines seiner Beine über das andere und lehnte sich ebenfalls in seinem Stuhl zurück. "Du bist seltsam."

Das merkwürdige war, das Jimin ihm heute sogar zustimmen würde. Weshalb er sich schweigsam seine Tasse nahm und das letzte bisschen, was vom Kakao noch übrig geblieben war, austrank.

"Du hast deine Haare gefärbt?" Jungkook hatte sich schon einige Male dabei ertappt, wie er auf Jimins Haare schauen musste und dann einfach nicht mehr wegschauen konnte. Für Jungkook wirkte er damit wie ein ganz anderer Mensch. Nicht unbedingt reifer, aber definitiv heißer.

Natürlich nicht aus Jungkooks Sicht. Nein... Allgemein.

"Nein. Das ist eine wirklich seltsame Geschichte, pass auf. Sie sind heute Nacht auf magische weiße so rot geworden. Passiert mir ständig. Dir nicht?"

Nun konnte Jungkook nicht anders, als mit seinen Augen zu rollen. "Wieso?"

Jimin zuckte mit seinen Schultern, als wäre es keine große Sache. "Brauchte eine Veränderung."

"Aha..." Kam es aus dem Jüngeren, der ebenfalls seine Tasse Kaffee austrank.

"Es steht dir."

Bilde ich mir das nur ein, oder habe ICH das gerade gesagt?!

Das Jungkook unmittelbar nach diesen Worten, die ihn mehr unabsichtlich raus gerutscht waren, als alles andere, geschockt war, konnte man in seinem Gesicht offenkundig erkennen.

Zumindest, wenn man ihn ansah.

Doch Jimin schaute auf alles, nur nicht auf Jungkook. Auf seinen Wangen legte sich eine leichte Röte. Es war das erste Mal, dass Jungkook etwas nettes, ja sogar ein Kompliment, ausgesprochen hatte. "D-danke..."

Verlegen schaute Jungkook zur Seite. Auch seine Wangen waren ein wenig errötet.

Danach schwiegen sie sich an, bis sie das kleine Café verließen.


*


Es war bereits spät am Abend, als Jimin bei sich zu Hause ankam.

Das erste, was er tat, nachdem er sich auf sein Bett geschmissen hatte, war sein Handy aus seiner Hosentasche zu kramen, Kakaotalk zu öffnen und Taehyung anzuschreiben.

Park Jimin
10:41 PM
Du bist tot!

Kim Taehyung
10:41 PM
BIN ICH???! ʘ‿ʘ

Kim Taehyung
10:41 PM
SEIT WANN??

Kim Taehyung
10:41 PM
UND WIESO??!

Kim Taehyung
10:41 PM
WARTE!!!

Kim Taehyung
10:41 PM
ICH WEIß WIESO! O___O

Kim Taehyung
10:42 PM
Du hast mir die Sache mit Jungkooks Hand geglaubt und hast ihn drauf angesprochen, nicht wahr? ;-)

Park Jimin
10:43 PM
Verräter.

Park Jimin
10:43 PM
Geh dich begraben.

Kim Taehyung
10:43 PM
Autsch. Du verletzt meine Gefühle, Jiminie. ಥ ⌣ ಥ

Park Jimin
10:44 PM
Ich hatte Mitleid.

Park Jimin
10:44 PM
Das war alles.

Park Jimin
10:44 PM
Jungkook ist und bleibt ein egoistischer Bastard.

Kim Taehyung
10:45 PM
GESTEH DIR ENDLICH DEINE UNSTERBLICHE LIEBE ZU IHM EIN! ᕦ (o_O) ᕤ

Park Jimin
10:45 PM
Ich hasse ihn 'unsterblich'.

Kim Taehyung
10:46 PM
Jimin, nein, hör zur. Verleugnung wird dir auch nicht viel bringen, früher oder später musst du der Wahrheit ins Gesicht sehen. ~(‾▿‾~) (~‾▿‾)~

Kim Taehyung
10:46 PM
Genau genommen, glaube ich sogar, dass du ihn schon länger magst, als dir bewusst ist. (˘⌣˘)

Park Jimin
10:47 PM
Du wirst lächerlich, Tae! Bis vor einigen Wochen, war ich noch in Yoongi verliebt. 3 (!!!) Jahre lang. Jungkook war da nicht mehr, als ein Rivale.

Park Jimin
10:47 PM
Und das ist er immer noch.

Kim Taehyung
10:48 PM
Okay, wenn das so ist, frage ich mich, was mit all den anderen Verehrerinnen von Yoongi ist? Du hast dich mit Keiner von denen abgeben. Von Anfang an, war es immer nur Jungkook. ◠‿◠

Park Jimin
10:48 PM
Aber auch nur, weil er der Einzige war, der sich überall einmischen musste!

Kim Taehyung
10:49 PM
Oder aber weil du ihn eigentlich von vorne rein mochtest, und Yoongi nur ein Vorwand war, um ihm näher zu kommen. ✌(◕‿-◕)✌


Genervt schmiss Jimin sein Handy ans Bettende und entschied, dass es keinen Sinn mehr machte, mit seinem 'besten Freund' zu schreiben, der scheinbar in irgendeinem Parallel Universum lebte.

....

Anders als Jungkook, der Taehyung gerade angeschrieben hatte, als Jimin offline ging.

Jeon Jungkook
10:51 PM
Wieso hast du Jimin erzählt, dass ich eine gebrochene Hand habe?

Jeon Jungkook
10:51 PM
Warte, anders, wieso hast du Jimin erzählt das ich eine gebrochene Hand habe und deswegen nie wieder zeichnen könnte?


Jeon Jungkook
10:51 PM
Was übrigens ziemlich unlogisch wäre. Irgendwann heilt jeder Bruch. Du solltest wirklich anfangen, dir glaubhaftere Lügen auszudenken.


Laut seufzend rollte Taehyung mit seinen Augen und war eigentlich gerade dabei gewesen, sein Handy auf den Nachttisch zu legen und zu schlafen. "Und der andere Idiot schreibt."

Seokjin, der nackt neben ihm lag, kicherte leise. "Sagte der Idiot."

Spielend schmollen blies Taehyung seine Wangen auf und stupste Seokjin leicht in die Seite. Dann öffnete er wieder den Kakaotalk Chat, um Jungkook zu antworten.

Kim Taehyung
10:53 PM
Weil ihr beide sonst nie miteinander gesprochen hättet? ಥ ⌣ ಥ Ich hab dir einen Gefallen
getan!

Kim Taehyung
10:53 PM
Außerdem war meine Lüge ja scheinbar glaubhaft genug. 凸(`0')凸

Seokjin, der die ganze Zeit schweigsam mitgelesen hatte, küsste Taehyung auf den Mundwinkel. "Was wird das? Spielst du Amor?"

Taehyung kicherte leise, bevor er Seokjin liebevoll anlächelte und einige Strähnen hinter sein Ohr klemmte. "Ich bin es einfach leid, den beiden zuzusehen. Sie brauchen das."

Verstehend nickte Seokjin und legte sich daraufhin wieder in sein Kissen zurück. "Ich schlafe jetzt. Mach nicht mehr lange, okay Engel?"

Taehyung lächelte instinktiv etwas stärker, als er den Kosenamen hörte. "Okay, Babe. Gute Nacht." Dann gab er Seokjin einen flüchtigen Gutenachtkuss, bevor dieser sich umdrehte und sich auf die Seite legte.

Jeon Jungkook
10:53 PM
Wieso sollten wir auch und was meinst du mit 'Gefallen'?

Jeon Jungkook
10:53 PM
Taehyung, ich weiß zwar nicht, was du da für eine seltsame Vorstellung von Jimin und mir hast, aber was auch immer es ist, es ist absoluter Bullshit.


Kim Taehyung
10:56 PM
Die Richtige.

Kim Taehyung
10:56 PM
Denkst du echt, ich würde nicht sehen, wie du Jimin immer wieder 'unauffällig' hinterher schaust, wenn ihr euch zufällig im Schulgang begegnet?


Kim Taehyung
10:56 PM
Oder das er der Einzige ist, bei dem du deine sonst so gleichgültige Fassung verlierst?

Es war wirklich selten, dass Taehyung so ernste Worte benutzte, ohne einen lächerlichen Smiley dahinter zu setzen. Doch davon ließ Jungkook sich nicht abschrecken.

Jeon Jungkook
10:57 PM
Also was? Denkst du etwa, ich stehe auf ihn?

Jeon Jungkook
10:57 PM
Er ist eine Heulsuse.


Jeon Jungkook
10:57 PM
Und er nervt.

Kim Taehyung
10:58 PM
Und trotzdem stehst du auf ihn.


Kim Taehyung
10:58 PM
In Wahrheit war Yoongi doch auch nur jemand, zu dem du aufgesehen hast. Er war nicht mehr, als eine Art Vorbild für dich.

Jeon Jungkook
10:59 PM
Kim Taehyung, kenn deine verdammten Grenzen! Meine Gefühle für Yoongi waren echt.

Jeon Jungkook
10:59 PM
Was weißt du schon?!

Kim Taehyung
10:58 PM
Sei endlich ein Mann und gesteh dir ein, dass du auf Jimin stehst!

Jeon Jungkook
11:01 PM
Du spinnst.


Jeon Jungkook
11:01 PM
Ich hasse ihn.

Dann ging Jungkook offline.

Genervt sperrte Taehyung sein Handy und legte es dann endlich auf sein Nachttisch. Müde legte er sich neben Seokjin und legte seinen Arm um den Älteren, um ihn an sein Brustkorb zu drücken.

Seokjin wurde dadurch kurz nochmal wach und kuschelte sich etwas mehr, an Taehyung. So schliefen die beiden nach wenigen Minuten ein.


*


Nun war wieder Donnerstag und zwischen Jimin und Jungkook bereits wieder, wie konnte es anders sein, Ruhe und Distanz eingekehrt. Ganz zum Leidwesen Taehyungs, der sich ja solch eine 'große Mühe' gemacht hatte, für sie ein 'Date' zu arrangieren. So zumindest Taehyungs Sicht. Natürlich hatte Jimin das lautstark, mit einem 'DAS WAR KEIN DATE!' abgestritten.

Für Jimin und dem Rest des Tanz Kurses stand erneute Probe an. Da die Vorführung der Neuzugänge, in weniger als 3 Wochen stattfand, hatten sich die Tänzer darauf geeinigt, zwei Tage in der Woche zu üben.

"Okay, Pause! Setzt euch alle in einen Kreis, wir müssen was besprechen." Hoseok schaltete den CD Player aus, während seine Schüler sich auf den Boden in ein Kreis setzten und neugierig zum Kursleiter schielten.

Die Probe lief gut. Eigentlich sogar besser, als gut. Keiner hatte einen Fehler gemacht und alle waren synchron. Doch Hoseok war ein Perfektionist und sah Dinge, die anderen nicht sahen. Nicht umsonst hatte er mit seinem Können schon einige Tanzturniere gewonnen und Anfragen bekannter Entertainments bekommen. Die er jedoch alle dankend ablehnte, da ihm sein Privatleben wichtiger war, als im Rampenlicht zu stehen und ein berühmter Idol zu werden.

Hoseok setzte sich ebenfalls hin und ließ sein Blick einmal durch die Runde wandern, bevor er mit seiner kleinen Rede anfing. "Wie ihr alle wisst, werden wir in 18 Tagen für die Neuzugänge auftreten. Doch nicht nur die Neuzugänge werden an diesem Tag anwesend sein. Sondern auch die Schulabgänger, für die dieser Tag der letzte sein wird und die dazugehörigen Eltern und wenn wir es ganz genau nehmen, auch die Geschwister. Natürlich werden auch alle Lehrer und der Direktor anwesend sein. Und wer weiß, wer sich noch hier hin verirrt. Also können wir davon ausgehen, dass es dieses Mal mehr Zuschauer geben wird, als beim Sommerfestival."

Nachdem Hoseok einmal tief Luft geholt hatte, schaute er ein weiteres Mal in die Runde um sicherzugehen, dass auch wirklich alle zuhörten. Verstehend nickte einige, woraufhin er seine Rede fortsetzte. "Das heißt, ich möchte, das wir alle für diesen Auftritt das Beste aus uns rausholen. Danach fangen die Sommerferien an und ihr könnt euch so viel ausruhen, wie ihr wollt. Doch bis dahin streng ihr euch gefälligst alle an und gebt euer bestes! Wir wollen doch, dass der Tag für den Neuzugang und den Abgängern ein unvergesslicher wird, oder?"

Wieder nickten alle wild, was Hoseok in Zufriedenheit stimmte. "Gut. Wir werden drei Gruppentänze tanzen und drei Solos. Die drei Gruppentänze bleiben wie gehabt, 'We are Bulleproof', 'Red' und 'Nalina'. Eines der drei Solotänzern, wird Hyuna sein und-." Wildes klatschen, pfeifen und Glückwünsche erklangen. Hyuna war schon immer die beliebteste, bei den Jungs. Aber auch Mädchen rannten ihr hinterher und wollten wie sie sein.

"Ich war noch nicht fertig!" Sofort verstummten alle und schauten wieder zu Hoseok, der sich genervt über die Schläfe rieb. "So, also, der zweite Tänzer wird Yukwon sein und der dritte... wirst du sein, Jimin." Hoseok schaute dabei zu Jimin, der so perplex über diese Entscheidung war, das er erst gar nicht reagieren konnte.

Natürlich freute Jimin sich darüber. Es war nur so, dass die Gruppe aus 20 guten Tänzern bestand und sicherlich einige besser waren, als er. Zudem durfte er nicht mal beim Sommerfestival mitmachen, weshalb ihm die Entscheidung von Hoseok noch mehr wunderte.

"Ich habe mich nicht ohne Grund, für euch drei entschieden. Ihr alle hier seid gute Tänzer, keine Frage. Doch für Hyuna habe ich mich entschieden, weil sie, von euch weiblichen Tänzern, das Body rolling am besten beherrscht und sich am besten alleine vor so vielen Leuten bewegen kann, ohne wegen des Lampenfiebers Fehler zu machen. Für Yokwon war es ganz ähnlich. Ehrlich gesagt, wissen wir alle, dass er nicht nur kein Problem mit Lampenfieber hat, sondern es liebt, vor großen Menschenmassen aufzutreten. Außerdem ist er im Hip Hop der beste hier. Zu guter Letzt, Jimin. Er unterscheidet sich vom Können her vielleicht nicht so sehr von euch, doch er übt im Moment am meisten und konnte das letzte Mal nicht mitmachen. Deswegen hoffe ich, dass ihr keinen der drei Vorwürfe macht, und ihnen zur Seite steht. Klar?"

Die Erklärung war für Jimin enttäuschend. Für Yukwon und Hyuna hatte Hoseok sich eindeutig wegen des Könnens entschieden. Doch bei ihm selber war es nur eine lächerliche Gutmachung.

Doch davon ließ Jimin sich nicht runterziehen.

Er hatte seine Chance und er würde jetzt das Beste daraus machen.

Kaum hatte Hoseok zu Ende gesprochen, wurde wild gratuliert und umarmt. Nur einige weniger waren nicht in Feierlaune und trugen eine verärgerte Fassade.

"Bevor ihr jetzt alle geht." Es war wirklich beachtenswert, wie schnell es wieder ruhig wurde, wenn Hoseok sprach. "Möchte ich die drei Solotänzer bitten, mir bis Montag mitzuteilen, auf welchen Song ihr tanzen wollt und ob ihr versuchen wollt die Choreo alleine zu erstellen, oder mit mir zusammen. Okay?"

Die drei Solotänzer nickten verstehend, wobei Hyuna dazu auch noch euphorisch auf und ab sprang und Hyoyeon dabei umarmte, weshalb ihre Freundin ebenfalls auf und ab sprang. "Okay, dann wars das jetzt. Ihr könnt gehen. Macht das Wochenende nicht nur Scheiße, sondern übt auch ein wenig, okay?"

Laute 'jas' erklangen, während die Schüler ihre Tasche packten und den Raum verließen, um schnellstmöglich nach Hause zu kommen.

So auch Jimin, der Hoseok bei dem ganzen Gerangel, noch kurz dankend zunickte und dann durch die Tür verschwand.


*


Jimin war gerade um die Ecke des Schulganges gegangen und zielsicher auf sein Spind zugelaufen, um einige Bücher und Hefte dort drinnen zu verstauen, die er heute Abend nicht mehr brauchen würde, da wurde er, alles andere als sanft, am Handgelenk zurückgezogen.

Das ließ ihn einmal laut aufquietschen und er zog sofort instinktiv seine Hand zurück. Verwirrt schaute er in die Gesichter seiner zwei Tanzkollegen, die ihn gerade beinah zu Boden befördert hätten. "Jongin?... Hoya?"

Die beiden hatten sich aufrecht und kerzengerade vor Jimin gestellt, um größer zu wirken, als er. Ihre Arme waren vor sich verschränkt, während sie abfällig und gleichzeitig bedrohlich zu ihm runter sahen.

Sie sahen mehr als verärgert aus.

Naja, Jimin konnte nicht wirklich behaupten, dass sie beiden und er jemals die besten Freunde gewesen waren. Es war eher so ein, 'ich kenne dich, aber beachte dich nicht' - Verhältnis, was zwischen ihnen lief. Wobei Jimin des öfteren mitbekommen hatte, dass sie mehr als offensichtlich über ihn tuschelten.

Genervt schnalzte Jongin mit der Zunge. "Denkst du, nur weil Hoseok ein schlechtes Gewissen hat, hast du wirklich das Recht, Solo zu tanzen?"

Das kam jetzt nicht wirklich überraschend. Jimin hatte schon geahnt, dass es ihnen darum ging. Was nicht hieß, das es ihn weniger sprachlos machte.

Vorsichtig schaute er an den beiden vorbei, und hoffte, das noch irgendwer anderes in der Nähe war. Aber da er niemanden sah, ging er davon aus, das sie alle schon nach Hause gegangen sind.

Er hatte keine Angst vor den Beiden. Vielleicht Respekt. Schließlich waren sie größer als er und zu zweit. Doch darum ging es nicht. Jimin wollte jede Art des Stresses mit anderen Tanz Kollegen aus dem Weg gehen. Sie waren schließlich im selben Kurs und er wollte kein Grund für eine unnötige Unruhe sein. "Könnt ihr nicht einfach Hoseoks Entscheidung respektieren? Ich möchte wirklich keinen Streit mit euch beiden anfangen."

"Tz." Angewidert musterte Hoya Jimin von Kopf bis Fuß, was in diesem ein unwohles Gefühl auslöste. "Könnten wir vielleicht, wenn er sich wenigstens für jemanden entschieden hätte, der nicht die Figur eines Schweines hätte. Mal ehrlich, wie viel frisst?!"

Schockiert über die Worte weiteten sich Jimins Augen und er müsste Lügen, wenn er behaupten würde, dass ihn diese Worte nicht verletzt hatten. Sein Gewicht war schon immer sein wunder Punkt.

Da bemerkte Jimin, dass es keinen Sinn machte, sich mit den Zweien zu unterhalten. "L-lasst mich in Ruhe..." Es war eine schwache, genuschelte Antwort, weshalb nur höhnisches Lachen folgte.

"Wieso? Nur weil wir das sagen, was alle denken?! Jimin, du hast die letzten Wochen nur Fehler gemacht, weswegen du nicht mal beim Sommerfestival dabei sein durftest. Du bist nichts weiter als eine Störung! Du bist eine richtige Plage! Glaub mir, alle, einschließlich Hoseok, denken so." Es war nichts als Verspottung, was aus Jongins Mund kam, indessen Hoya boshaft grinste und immer wieder kicherte.

Für Jimin jedoch war es so, als würde man ihm eine Ohrfeige nach der anderen geben. Noch nie hatte man ihn so sehr beleidigt und so abfällig mit ihm gesprochen. Er hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte oder ob er den Worten wirklich glauben schenken konnte.

Hoya nickte zustimmend und stellte zufrieden fest, dass Jimin immer blasser wurde und seine Augen röter. "Eine Plage und hässlich. Und trotzdem willst du Solo tanzen? Willst du unseren Tanz Kurs wirklich so blamieren? Dann bist du es aber Schuld, wenn sich am Ende keiner der Neuzugänger bei uns einschreibt."

Wie versteinert schaute Jimin auf den Boden. Seine Augen brannten, doch er zwang sich, dieses Mal nicht loszuheulen und den beiden somit noch einen weiteren Grund zu geben, ihn auszulachen. "I-ich..."

Erneut lachte Hoya laut und hielt sich mittlerweile seinen Bauch. "Das fette Schweinchen will was sagen. Was ist, hast du deine Stimme verloren?" Es hatte nichts mehr mit einer normalen Unterhaltung zu tun, das war klar.

Hoya und Jongin waren von vorne rein darauf aus, ihren Frust an Jimin rauszulassen. Bei Yukwon und Hyuna hätten sie da weniger Chancen gehabt, da die beiden immer von ihren Freunden umkreist wurden und sie schlicht zu beliebt waren. Man würde sie wahrscheinlich steinigen, wenn sie so etwas zu ihnen sagen würden.

Jongin kicherte amüsiert und pikste Jimin mit seinem Zeigefinger gegen sein Schlüsselbein, worauf Jimin zusammenzuckte und einen Schritt zurück ging. Er war dabei so grob, dass sicherlich ein blauer Fleck daraus werden würde. "Du bist so seltsam. Kein Wunder, dass Yoongi jemanden wie dich nicht wollte. Niemand, mit Geschmack, würde das."

Jimin begann an seinem ganzen Körper zu zittern. Seine Hände krallten sich in seine Hose und er biss sich immer wieder auf die Unterlippe. "S-seid s-still..." Es war das erste Mal, dass er sich so klein und verloren fühlte.

Provozierend beugte Jongin sich etwas runter, um Jimin, der noch immer auf den Boden starrte, ins Gesicht sehen zu können und grinste hämisch. "Wieso? Musst du sonst weinen? Kannst du etwa nicht mit konstruktiver Kritik umgehen? Was willst du dann tun, wenn dir nach deinem Solo alle sagen, wie schlecht du warst?"

Jimin war so nah. So nah, einfach wegzurennen und sich in irgendeine dunkle Ecke zu verkriechen und dort einfach laut loszuheulen.

"Was soll das? Habt ihr nichts Besseres zu tun?!" Da war es eine vierte Stimme, die ihn wieder aufsehen ließ. Mit einem vor Wut verzogenem Gesicht und Händen, die zu Fäusten geballt waren, stand Jungkook neben ihm und sah direkt in die Gesichter von Hoya und Jongin.

Belustigt kicherte Hoya und wackelte einmal mit den Augenbrauen. "Oh, Jeon Jungkook. Willst du vielleicht mitmachen? Du hasst ihn doch genauso sehr, wie wir."

Stimmt. Er hasst mich ja auch...

Verärgert deutete Jungkook auf den Ausgang und sah dabei alles andere, als amüsiert aus. "Verpisst euch." Seine Stimme war eiskalt. Nach all den Jahren, in denen Jimin und er sich gegenseitig beleidigt hatten, hatte er diese Stimme vom Jüngeren noch nie gehört.

Die beiden hörten sofort auf zu Grinsen und setzten eine ernste Miene auf. Sie verstanden sofort, wie ernst es Jungkook war. "Komm, gehen wir." Kam es genervt aus Jongin, der sich umdrehte und sich von ihnen entfernte. Hoya folgte ihm sofort und sie verließen die Schule.

Danach stand Jimin wie angewurzelt neben Jungkook, was sie beiden in Schweigen hüllte.

Jungkook seufzte laut und klopfte Jimin zweimal sanft auf die Schulter. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war noch nie gut in so was gewesen. "Ich muss los..."

Seinen Kopf wieder auf den Boden gesenkt, nickte Jimin, noch immer zitternd.

Doch auch wenn er nickte, war es gerade mal einen Schritt, den Jungkook gehen konnte, bevor er Jimins Hand in seinem Shirt spürte.

"Jimin?" Seine Stimme war sanft und seltsam vorsichtig. Er drehte sich sofort wieder zu ihm, und ging vor ihm ein kleines bisschen in die Knie, um in sein Gesicht zu schauen.

Da erkannte Jungkook, dass Jimin weinte. Seine Lippen waren gerötet, die Tränen liefen wie wild über seine Wangen und tropften auf den Boden. Er gab dabei nicht mal einen Laut von sich, sie liefen einfach stumm und hilflos.

Überfordert schaute Jungkook für einige Minuten nur in Jimins Gesicht, bis er seinen Ärmel über seine Hand zog und damit die Tränen aus Jimins Gesicht abwischte. Erst die eine Hälfte, dann die andere. Jimin sah ihn dabei ununterbrochen an, sagte jedoch kein Wort.

"Möchtest du mitkommen?" Jungkooks Stimme war ruhig und bedacht, was Jimin sofort in Sicherheit wog.

Weshalb er auch sofort nickte.


*


"Wo gehen wir hin?" Nachdem Jimin und Jungkook eine Weile nur Schweigsam nebeneinander hergingen, wurde der Ältere, der sich mittlerweile ein wenig beruhigt hatte, neugierig, wohin Jungkook ihn überhaupt hinführte.

Doch nicht etwa zu sich nach Hause?

Natürlich nicht. Wenn Jungkook ehrlich war, war er sowieso schon überfordert, mit der ganzen Situationen. Wenn es um Gefühle ging und darum, jemanden aufzuheitern, dann musste der Jüngere passen. Wie also sollte er das ganze in einem engen, privaten Raum in seinem Zimmer handhaben können? "Ich muss arbeiten. Also zu meiner Arbeit."

Mit einem nachdenklichen "mhm..." nickte Jimin, bevor er mit seinen rötlich gewordenen Augen zu Jungkook hochschaute. "Darf ich überhaupt mit auf deine Arbeit kommen?... Könnte das nicht Probleme geben?"

Als hätte er sich darüber noch keine Gedanken gemacht, zuckte Jungkook unbekümmert mit seiner Schulter. Sein Blick war dabei, nach wie vor, nach vorne gerichtet. "Du wolltest doch nicht alleine sein, oder?"

Auch wenn Jungkook es nicht sehen konnte, nickte Jimin.

Er tat es eher, für sich selbst. Denn Jungkook hatte recht. Gerade in diesem Moment wollte Jimin nichts weniger, als allein zu sein. Doch was er einfach nicht verstand war, wie jemand gefühlskaltes wie Jungkook, das verstehen konnte.

Danach hüllten sie sich in erneutes und langsam allzu bekanntes Schweigen.

Einige male meinte Jimin sogar, aus dem Seitenwinkel erkannt zu haben, dass Jungkook panisch seine Hand wegzog, wenn sich die Hände von ihnen beim Laufen berührten. Aber das konnte auch Einbildung gewesen sein. Schließlich hatte der schwarzhaarige keinen Grund, so etwas zu tun.

Bis sie endlich vor dem Mini Supermarkt standen und rein gingen.

"Da bist du ja!" Beschwerte Dongwoo sich auch sogleich, der sofort, mitsamt seiner gepackten Sachen, hinter dem Verkaufs Tresen hervor kam, sobald er Jungkooks Gesicht erkannte.

Jungkook nickte daraufhin nur kurz und lief an Dongwoo vorbei. Jimin folgte ihm währenddessen schweigsam und verbeugte sich nur kurz, als er an Jungkooks Kollegen vorbei ging. "Sorry. Wurde aufgehalten. Kommt nicht wieder vor."

Dongwoo schaute den beiden verwirrt hinterher. Er hatte aber nicht mehr wirklich große Lust darauf, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer der Freund seines Kollegens war. Auch, wenn Jungkook noch nie einen Freund mitgenommen hatte und er mittlerweile der festen Meinung war, dass dieser überhaupt keine hatte. "Vergiss es. Jetzt bist du ja endlich da. Ich verschwinde jetzt auch direkt. Bis nächste Woche."

Jungkook, der gerade in der Hocke saß und seine Schultasche in dem integrierten Schrank des Verkaufs Tresens verstaute, winkte nur kurz über den Tresen um Dongwoo zu verabschieden. Sie waren schließlich keine Freunde oder so. Für so jemand würde Jungkook sich doch nicht extra die Mühe machen, aufzustehen und sich anständig zu verabschieden. Pfff.

Etwas unbeholfen und sich etwas fehl am Platz fühlend, stand Jimin neben Jungkook und schaute ihm bei seinem tun zu. Bis dieser sich endlich sich endlich seiner annahm und zu einem Stuhl deutete. "Setzt dich da hin."

Normalerweise würde Jimin sich ja jetzt nicht so einfach rumkommandieren lassen, aber da der Stuhl etwas versteckt vor den Kunden stand, tat er wie geheißen. Ausnahmsweise. Immerhin wollte er seinen 'Exrivalen' nicht bei der Arbeit behindern. Zumindest nicht nachdem dieser ihn, warum auch immer, vor Hoya und Jongin verteidigt hatte.

Jungkook sortiere derweil noch schnell seinen Arbeitsplatz, den Dongwoo immer wieder verhudelte und entsperrte die Kasse. Zu guter letzt zog er dann noch die Schürze um die Hüfte und die Cappy auf den Kopf, die zum völligen Unverständnisses für Jungkook, zur Arbeitsuniform gehörten. Er war der Meinung, dass keiner mit Geschmack, so etwas modisch finden konnte.

Die Klingel des kleinen Ladens ertönte, und ein junges Mädchen kam rein, die sofort zielsicher zu den Süßigkeiten zusteuerte. Was Jimin kurz leise zum Kichern brachte und ihm einen warnenden Blick von Jungkook einbrachte.

Mit zwei großen Tüten voller Haribos, trat das Mädchen vor Jungkook an die Kasse und fischte ihr Kleingeld aus ihrem rosa-pinken Portmonee.

Freundlich lächelte Jungkook sie an und scannte die Artikel ein. Dann nahm er das Geld entgegen und hatte es kaum in die Kasse einsortiert, da rannte das Mädchen mit den zwei Tüten raus, ohne das er überhaupt fragen konnte, ob sie den Kassenzettel haben möchte. Was soll sie damit auch anfangen?

Der Laden war wieder leer und das Licht grell. Jimin musterte Jungkook und musste erneut feststellen, dass er die Jahre über wesentlich reifer geworden ist. Es war, als hätte er die halbe Pubertät übersprungen. "Wieso arbeitest du überhaupt schon? Bist du nicht zu jung?"

Jungkook drehte sich um, um Jimin gegenüberzustehen und lehnte sich lässig gegen den Tresen. "Ich bin 20. Wieso nicht? Ich möchte eben, wie mein Vater, so schnell wie möglich selbstständig werden und auf eigenen Beinen stehen. Einen anderen Grund hat das nicht."

Es war so simple. So simple und doch wieder ein Beweis, für die ansteigende Reife des Jüngeren. Er war so viel vernünftiger, als die meisten in seinem Alter. Und das obwohl er sich in der Schule ganz anders zeigte. "Auch wenn du ein arroganter Bastard bist, bist du schon ganz schon erwachsen..."

Jungkook verschränkte die Arme vor seinem Bauch und hob seine Augenbrauen an. "Entschuldige Mal, aber arroganter Bastard? Habe ich dich gerade nicht, irgendwie, gerettet oder so?"

Achja.

Das hatte Jimin tatsächlich vergessen. Nicht die Tatsache, dass Jungkook ihn 'gerettet' hatte sondern viel eher, wovor. Zumindest hatte er das bis jetzt erfolgreich verdrängt. "Du hast recht..."

Niedergeschlagen schaute Jimin auf seine Hände, die zusammengefaltet auf seinem Schoß lagen. "Tut mir leid..."

Die Gesichtszüge des Jüngeren wurden auf Anhieb sanfter. Seufzend trat er vor Jimin und ging vor ihm in die Hocke, um besorgt in das Gesicht des Rothaarigen hochzusehen. "Entschuldige dich nicht, Idiot. Das ist nicht die Art, wie wir beide miteinander umgehen..."

Ausdruckslos erwiderte Jimin den Blick von Jungkook, und der Jüngere wusste beim besten Willen nicht, wie er seinen Ausdruck deuten sollte. "Bin ich..." Jimin befeuchtete einmal seine Lippen und schaute verlegen zur Seite. "Bin ich hässlich, Jungkook?"

Nun war Jungkook wirklich verwirrt und genauso so, sah er auch aus. "Was? Wieso?- ... äh-... Das fragst du ausgerechnet mich?..."

Nervös fixierte Jimin einen unwichtigen Punkt, auf dem Boden und begann, mit seinen gefalteten Händen zu spielen. "Oder eine Plage?... Fett wie ein Schwein?... Nichts als eine Störung?... Bin ich all das, Jungkook?"

Es war ein seltsames Gefühl für Jungkook, seinen richtigen Namen aus dem Mund des Älteren zu hören statt einer Beleidigung. Doch es war kein negatives seltsames Gefühl. Es war eher so ein, 'daran könnte ich mich gewöhnen'- seltsames Gefühl.

Jungkook wusste, dass er etwas sagen musste. Doch, wie bereits erwähnt, war er noch nie gut darin, die richtigen Worte bei so etwas zu finden oder Trost zu spenden.

Weshalb er Jimin eine weile nur stumm ansah und erstmals seine Gedanken sortieren musste, bevor er etwas Dummes sagte.

Er wusste, woher die Selbstzweifel kamen. Jongin und Hoya hatten die verursacht. Doch diese Beleidigungen waren wirklich zu viel.

Erneut laut seufzend, schaute Jungkook nun ebenfalls auf Jimins Hände und schluckte einmal schwer, bevor er begann zu sprechen. "Du... - Jimin, du bist eine Nervensäge, und vielleicht etwas zu klein?... und du heulst zu viel..."

Perplex runzelte Jimin seine Stirn und schaute, wegen seines Fassungslosigkeit, endlich weg vom Boden, um Jungkook anzusehen. "Du bist keine Hilfe. Danke. Du hast die Liste der beiden noch länger gemacht. Wenn ich so scheiße bin, frage ich mich, wieso ich mich nicht einfach vor einem Zug werfe!"

Jungkook fuhr mit seiner Hand durch seine Haare. "Nein, Jimin. Nicht 'länger'. Ich habe dir gerade deine eigentliche Liste genannt, okay? Das was die zwei Idioten gesagt haben, kannst du vergessen. Sie sind neidisch. Mehr nicht."

Jimin hatte keine Gelegenheit mehr, auf Jungkooks Worte zu reagieren, da bereits zwei Kunden ihren Alters rein kamen und Jungkook sich sofort wieder vor die Kasse stellen musste. Nicht ohne Jimin noch einmal auf die Schulter zu klopfen.

Es war alles eine Sache von gerade mal fünf Minuten. die zwei wussten bereits, was sie kaufen wollten und brauchten deswegen nicht lange.

Doch als die beiden mit ihren bezahlten Artikel den Laden verließen und Jungkook sich wieder umdrehte, saß Jimin erneut auf seinem Stuhl und ließ seinen Tränen freien lauf. "Und schon wieder weinst du."

Hektisch wischte Jimin sich mit seinem Ärmel über die Augen und stand auf. "Ich sollte gehen... Ich störe hier so wieso nur..."

Aber Jungkook hatte nicht vor, Jimin so gehen zu lassen und stellte sich wieder vor ihm, um dann seine zwei Hände auf seine zierlichen Schultern zu legen und ihn wieder auf den Stuhl zu drücken. "Bleib da sitzen, klar? Lass mich..." Beschämt schaute Jungkook zur Seite und dieses Mal bildete Jimin sich die leicht rosa gefärbten Wangen nicht ein. Das Licht war viel zu intensiv, als das es eine Einbildung sein konnte. "Lass mich die Liste zu Ende bringen."

Es war vielleicht etwas seltsam, doch Jimin wollte wirklich wissen, wie die Liste weiterging. Als ob die Art, wie Jungkook das gesagt hatte, ihn zum bleiben umstimmte und in ihm ein leichtes, kaum merkbares, Kribbeln zurückließ. "O-okay..."

"Okay." Wiederholte Jungkook und hockte sich wieder vor Jimin um ihn von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen. "Du bist... wahnsinnig talentiert... d-das habe ich gesehen, als du beim Sommerfestival, vor mir getanzt hast... u-und außerdem, kannst du deine Gefühle zeigen, besser als ich... und du hast..." Jungkook suchte mit seinen Augen, die von Jimin und sprach dann weiter, als sie das andere Paar erfolgreich fanden. "Du hast ein wunderschönes Lächeln..."

Ohh. Oh. Oh. Wenn Jimin vorher so was wie ein 'leichtes Kribbeln' verspürt hatte, dann hatte er so eben ein absolutes Gefühlschaos in seinem Körper. Das vorher leichte Kribbeln, reichte nun bis zu seinen Händen und fühlte sich an, wie viele kleine Ameise, die über seinen Körper wanderten. Sein Herz raste so schnell, dass er es in seinem Ohr schlagen hören konnte.

Außerdem schaffte er es einfach nicht mehr, sich von Jungkooks intensiven Blick loszureißen.

Er war wie gelähmt.

Das gleiche gilt für Jungkook, der wie versteinert vor Jimin saß und darauf wartete, dass irgendwas passierte. In diesem Moment, war ihm ganz gleich, was. Sollte doch der Laden niederbrennen und ausgeraubt werden. So würde er sich wenigstens von diesen Augen trennen können und sich im klaren werden, was für peinliche Worte er da gerade benutzt hatte.

Jedoch, dank einer höheren Macht, in Form vom besten Freund der Beiden, wurden sie aus dieser unangenehmen Situation, von einem Anruf der eben genannten Person befreit.

Jimin zuckte wegen seines lauten Klingeltons zusammen und griff sofort, mit zittrigen Händen, nach seinem Handy, das in seiner Hosentasche verstaut war, um den Anruf entgegen zu nehmen. "Ja?"

"JIMINIE! WO BIST DU, DARLING? ICH HAB GERADE VON HOSEOK ERFAHREN, DASS DU EIN SOLO BEKOMMEN HAST?! DAS MÜSSEN WIR FEIERN! HÖRST DUU? ICH BIN GERADE AUF DEM WEG ZU DIR!!"

Seufzend legte Jimin sein Handy wieder an sein Ohr, was er nach der ersten geschrienen Silbe von Taehyung von sich weg gehalten hatte. Trotzdem hatte er natürlich jedes einzelne Wort verstanden. Taehyung hatte ein ausgesprochen starkes Stimmorgan. Auch wenn seine Stimme so tief klang, wie die eines Kettenrauchers. "Okay... wenn du meinst... ich bin zwar noch nicht zu Hause, aber ich mache mich dann jetzt auf dem Weg."

Auch wenn er nicht mehr wirklich in Feier Laune war.

Ohne darauf zu warten, dass Taehyung noch ein 'bis gleich' ins Handy schrie oder wie auch immer er sich verabschiedet hätte, legte Jimin auf. Auf das seltsame 'Darling' am Anfang ging er nicht ein. Es machte einfach keinen Sinn, alles, was Taehyung tat oder sagte, zu hinterfragen.

Vorsichtig schaute Jimin zu Jungkook. "Ich muss jetzt los... du hast ja wahrscheinlich gehört, was Taehyung gesagt hat..."

Schweigsam nickte Jungkook nur und stand, ebenso wie der Ältere, auf.

Jimin verlor dann auch keine Zeit mehr, und schnappte sich noch schnell seine Schultasche, um an Jungkook vorbei zum Ausgang zu laufen.

Kurz vorher blieb er jedoch stehen und drehte sich noch einmal um. "Danke, Jungkook..." Dann verschwand er schnell, bevor es wieder merkwürdig zwischen ihnen wurde.

Jungkook schaute ihm währenddessen nur verwirrt hinter her.

Verwirrt über sich selber und seinem Verhalten.

"Wieso habe ich das gesagt?..."  

I Don't Like You At AllWo Geschichten leben. Entdecke jetzt