work of art • taegi

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pov.: Yoongi

Mit gemischten Gefühlen betrat ich das Kunstmuseum, welches eine neue Ausstellung eröffnet hatte.
Es war eine Ausstellung, die Werke Van Goghs beinhaltete, welche wahrlich gut waren, jedoch war ich nur bedingt an Kunst interessiert, weshalb ich nicht genau wusste, wie ich den Besuch hier empfinden sollte.
Aber ich wollte meinen besten Freund nicht enttäuschen, welcher total in die Kunstszene gerutscht war und mir begeistert von der Ausstellung erzählt hatte.
Wie hätte ich da also ablehnen können?
"Wow, es ist voller als gedacht. Dabei hab ich extra eine Woche gewartet..." murmelte Hoseok, mein bester Freund, welcher neben mir die großen Museumshalle betrat.
Ich seufzte etwas auf, er hatte recht, für ein Museumsbesuch war es meiner Meinung nach stressig, wenn man plötzlich mit einem Haufen Leute vor einem Bild stand. Man konnte sich bei weitem nicht so gut auf dieses einlassen und so verlor man allzu oft die Wirkung des Werkes aus dem Auge. Dennoch klopfte ich ihm aufmunternd auf die Schulter.
"Das wird schon, blende sie einfach aus und lass dir Zeit beim betrachten.." Meinte ich und wir stellten uns daraufhin an, um uns Karten zu kaufen.
"Ist das wirklich okay? Ich weiß, dass du nicht sooo der Kunstfan bist und du wahrscheinlich dann viel schneller durch bist als ich."
Ich seufzte. Da hatte er recht, aber wir waren wegen ihm hier, also sollte er gefälligst Spaß haben und den Besuch genießen, anstatt sich Gedanken um mich zu machen.
"Hobi, ich komm schon klar. Mach dir keine Gedanken." bestärkte ich ihn und er nickte. "Okay, wenn du meinst." murmelte er noch etwas unüberzeugt, aber ich kannte ihn, er würde sich damit noch anfreunden.

· • · • · • ·

Hobi hatte Recht gehabt. Er war noch lange dabei, sich die Bilder und andere Werke anzusehen, während ich sicherlich zum dritten Mal durch die Räume ging. Aber es war keineswegs schlimm, immerhin waren Museen ruhig, weshalb ich es trotzdem genießen konnte.
Ich betrachtete erneut die Bilder und blieb ab und zu bei einigen Auserwählten stehen, die ich als meine Favoriten bezeichnen würde.
Als ich gerade vor einem dieser erneut zum stehen kam und es nochmal genauer betrachtete, weckte etwas in meinem Augenwinkel meine Interesse und ich wendete meinen Blick vom Bild ab. Dabei entdeckte ich letztendlich, was meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Oder eher wer.
Mein Blick fing einen jungen Mann auf, welcher ordentlich gekleidet war, mit einer unglaublichen Ruhe vor einem Bild stand und dieses fasziniert betrachtete. Man konnte ihm regelrecht ansehen, wie sehr er an der Kunst interessiert war. Es war, als würde er die ganzen anderen Leute hier tatsächlich komplett ausblenden können, die mit ihrem Geflüster und ihren hallenden Schuhen die Stille etwas zerstörten. Es war, als drang nichts zu ihm durch, außer die Werke Van Goghs.
Ich musterte ihn genauer, beobachtete ihn bei seinen sanften Bewegungen, die ihn tatsächlich anmutig wirken ließen.
Seine Kleidung wirkte zudem alles andere als billig und das nicht nur, weil sie etwas eigenes hatte, sondern auch, weil man das an dem Schnitt und den Stoffen erkennen konnte.
Er selbst wirkte jedenfalls wie eine Art Kunstwerk, etwas, was niemals der Realität entsprungen sein könnte, da er mir allzu Perfekt schien.
Außerdem zog er mich mehr in den Bann, als alle anderen Kunstwerke hier, was unglaublich war, denn auch wenn ich nicht so interessiert war wie Hobi oder dieser fremde Mann, empfand ich Van Gogh als einen wahrlich guten Künstler, der wusste, wie man zu arbeiten hatte und Leute faszinieren konnte.
Und umso länger ich den Mann vor mir betrachtete, der sicherlich jünger als ich war, wuchs ein gewisser Drang in mir. Ich wollte wissen, was er noch so alles zu bieten hatte, außer einen von seinem bloßen Aussehen den Atem zu rauben.
Denn auch wenn man es mir nicht ansah, war er genau mein Typ.
Ohne weiter darüber nachzudenken steuerte ich den Schönling an und stellte mich neben ihn und betrachtete das Werk vor ihm.
"Van Gogh vollbringt wahre Wunder, nicht wahr?" sprach ich den jungen Mann neben mir an und bemerkte, wie er seinen Blick einen Moment von dem Bild abwendete und mich betrachtete. Durch das Glas, welche das Bild vor uns schützen sollte, erkannte ich, wie er mich länger, etwas überrascht musterte, wobei es mir schwer fiel ein Grinsen zu unterdrücken.
Ja, ich passte wohl eher weniger hier rein. Mein lässiger und lockerer, vielleicht auch etwas rebellierender, Kleidungsstil war schon eher das Gegenteil von dem, was jeder hier trug. Doch war es niemals vorgegeben, sich auf irgendeine Art und Weise hier ordentlich kleiden zu müssen, also tat ich es auch nicht.
"Wunder würde ich es nicht unbedingt nennen, aber er weiß auf jeden Fall, was gut ist." erwiderte er nach einer längeren Pause und betrachtete wieder das Bild vor uns.
Es war das Bild Nachtcafé.
Es war eines, welches die Aufmerksamkeit auf sich zog, dennoch wusste ich nicht so recht, wie ich es finden sollte, was mein Nebenmann zu bemerken schien.
"Ihnen ist die Wirkung des Bildes nicht wirklich klar, oder?" fragte er nach und schmunzelte leicht, was mich eine Augenbraue hochziehen ließ.
"Mich könnte es auch einfach nicht ansprechen."
Er schüttelte den Kopf und sah zu mir rüber, was mich den Blick ebenfalls von  Bild weg lenken ließ.
"Nun, wenn du das Bild betrachtest sehen sie sich-"
Ich unterbrach ihn. "Bitte. Du kannst mich dutzen. Mein Name ist Yoongi." meinte ich und er nickte lächelnd, wenn auch etwas zögernd.
"Uhm- dann- ich bin Taehyung." meinte er etwas nervös und ich fragte mich, ob er wusste, welche Hintergedanken ich hatte.
"Also Yoongi, wenn du das Bild betrachtest, fällt dir doch sicherlich auf, dass es trotz der leuchtenden und kräftigen Farben nicht plakativ oder grell wirkt, nicht wahr?"
Ich wendete meinem Blick wieder dem Werk vor mir zu und bemerkte dass er Recht hatte.
"Van Gogh erzeugt durch den Einsatz von Zwischentönen, dass die Farben abgemildert werden und entwickelte so einen harmonischen Zusammenklang der Farben, auch wenn sie sich noch so deutlich unterscheiden."
Ich nickte und musste etwas darüber schmunzeln. Er musste echt ein großer Fan sein, er schien sehr gut Bescheid zu wissen.
"Die Farben sollen des Weiteren noch auf die Stimmungen hinweisen. In dem Bild geht er auf die schrecklichen Leidenschaften der Menschen ein."
erklärte er weiter und wieder flog mein Blick zu dem Bild. Tatsächlich ergab es irgendwie Sinn, wobei ich eher wenig wirklich darüber nachdenken konnte.
"Glaubst du, dass auch deutlich unterschiedliche Menschen in einem harmonischen Zusammenklang zusammenfinden können?" fragte ich und sah den größeren direkt in seine Augen, als er sich ebenfalls wieder mir zu drehte.
Er sah mich länger an, bevor er leise und dennoch deutlich antwortete.
"In manchen Fällen, mit Sicherheit." meinte er und senkte daraufhin seinen Blick und wirkte tatsächlich etwas angespannt.
Ich grinste. War er nervös? Das bedeutete, er wusste sofort, worauf ich anspielte. Oder?
Ich legte meine Hände auf seine Schultern und zog ihn etwas zu mir runter, als er sich auf seine Lippen biss, was ein mehr als anziehender Anblick war.
"Dann lass mich dir zeigen, dass es auch menschliche Leidenschaften gibt, die alles andere als schrecklich sind." hauchte ich in sein Ohr und konnte nicht widerstehen an diesem kurz zu knabbern, was meinen Gegenüber, zusammen mit meinen Worten eine Gänsehaut verpasste.

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