3 | bleakness

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Manuel

Immer wieder wenn ich merkte, dass diese Traurigkeit in mir aufkam, diese depressiven Gedanken, versuchte ich alles zu verdrängen und schob diese Gedanken so weit es ging zurück. Immer weiter fraß ich meinen Frust in mich hinein. Ich lenkte mich ab, mit anderen Dingen und versuchte nicht an das zu denken, was mir solche Schmerzen bereitete. Ich versuchte nicht an all das zu denken was ich zurückgelassen hatte, versuchte nicht an Patrick zu denken.

Doch irgendwann konnte ich das alles nicht mehr in meinem Hinterkopf behalten und all diese Gedanken stürzten auf mich ein. Das war der Moment, an dem mir alles zu viel wurde. Ich hatte erkannt, dass meine Freunde auch gut ohne mich zurecht kamen und mich nicht brauchten. In ihren Videos waren sie alle glücklich und gut drauf, machten Späße, verloren kein Wort über mich. Auch ihre Nachrichten und Anrufe hatten aufgehört, sie hatten mich aufgegeben, fallen gelassen.

Ich hasste mich selbst. Ich hasste meinen Körper. Ich hasste einfach alles an mir. Und wenn ich mich selbst schon nicht leiden konnte, wie sollte mich dann jemals jemand anderes mögen können? Ich konnte verstehen, dass sie mich nicht mehr wollten, nicht mehr versuchten mich zu erreichen, weil ich es einfach nicht wert war. Schon längst hatte ich wieder angefangen zu weinen. Ich war schwach, doch es schmerzte einfach so sehr.

Immer tiefer wurde ich in ein Loch gezogen. Ein Loch voller Trauer und Verzweiflung. Ich spürte nichts als Kälte. Alles war grau und trostlos. Ich war gefangen. Gefangen in meinen dunklen Gedanken. Ich hatte keine Hoffnung mehr. Ich hatte alles verloren. Meinen Mut. Meine Kraft. Meine Freude. Meinen besten Freund. Meinen Willen zu leben. Ich wollte einfach nicht mehr.

Wofür lohnte es sich auch noch zu leben? Ich hatte nichts mehr. Ich hatte alles verloren, was mir wichtig war, also wozu noch weiter kämpfen? Wozu dieses Leid weiter ertragen? Wozu die Schmerzen aushalten? Wenn ich das alles hier auch einfach beenden konnte? Verzweiflung machte sich in mir breit. War ich doch selbst schuld daran, dass ich alles verloren hatte. War ich es doch gewesen, der den Kontakt zu allen abbrach, weil er diesen Schmerz nicht mehr aushielt. Ich alleine trug die Schuld, sonst niemand.

Ich hasste mich. Dafür, dass ich so war wie ich war. Dafür, dass ich so fett, hässlich, nervig und schwach war. Dafür, dass ich so dumm war und mich in meinen besten Freund verliebt hatte. Doch wie hätte ich das auch verhindern können? Dieser wundervolle junge Mann hatte mir mein Herz graubt, ohne dass ich es überhaupt bemerkt hatte. Bis der Schmerz begann. Bis ich begann ihn so sehr zu vermissen, dass ich alles für ihn aufgeben wollte. Ich wollte die Fassade, die ich mir aufgebaut hatte, für ihn fallen lassen.

Unter Tränen hatte ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und hatte angefangen zu schreiben. Einen Brief für ihn. Ich wollte einfach all das aufschreiben, was mich bedrückte. In der Hoffnung so würde die Last leichter werden. Es war erlösend, all das aufzuschreiben was ich mich nicht traute ihm zu sagen. Während ich schrieb tropften immer mehr Tränen auf das Papier und verwischten die Schrift an einigen Stellen.

Unter meinen Text setzte ich noch meine Unterschrift und legte dann meinen Stift aus der Hand. Immer noch unter Tränen stand ich auf und taumelte, mit dem Schriftstück in der Hand, ins Badezimmer und verstaute den Brief im Schrank. Irgendwann, irgendwann wenn ich das alles nicht mehr ertrug, würde er diesen Brief von mir bekommen.

》Pain《 KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt