Geliebter, komm bald wieder.

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Keuchend presste Marti seinen Liebsten an sich, lehnte die Stirn an die des anderen. Schluckte schwer.
Er hielt den Plan für eine gefährliche, aber gute Idee, allerdings nicht das Vorhaben von Jakob, ohne ihn zu seinem Zuhause zu gehen, um alles Notwendige zu packen.
Er wusste nicht wieso, aber er hatte ein ungutes Gefühl, und gerade jetzt, wo er seine zweite Hälfte gefunden hatte, wollte er seine Liebe nicht wieder gehen lassen.

Dennoch konnte er einfach kein richtiges Wort hinausbekommen.
Seine Sorgen legten quasi die Zunge lahm und er verfluchte sich dafür.

"Bitte versprich mir, dich zu beeilen und sofort wieder zu mir zurückzukehren...", flüsterte er eindringlich mit leicht belegter Stimme und strich über die markanten Gesichtskonturen des Langhaarigen. Weinen wollte er nicht, es gab ja keinen Grund dafür, und er versuchte, der rational denkende Soldat zu sein, für den man ihn halten, zu dem er ausgebildet werden sollte. Das sollte er doch hinbekommen, wenn seine Mutter auf ihn angewiesen war, weil sie kaum noch das Haus verließ und, wenn sie mal ein Wort über den gefallenen Vater verlieren sollte, so von ihm sprach, als wäre er noch quicklebendig, und das hielt Marti nicht noch länger aus. Er fühlte sich teils schlecht deswegen, aber er wusste, dass er dieses Haus früher oder später verlassen musste, um glücklich zu werden.

Etwas irritiert lächelnd drückte Jakob ihn sanft ein wenig von sich und beinahe wurde Marti kurz wütend, weil er wohl im Rausch der Liebe vergessen haben zu schien, wie verdammt gefährlich sie lebten, und dass womöglich jede Stunde ihres Lebens momentan ihre letzte sein konnte. Er benötigte jetzt die Konzentration auf beiden Seiten, so entschied er, und Gefühlsduseleien würden gerade zu gefährlich sein.
Erneut stieß er Luft aus und seufzte, schüttelte ihn leicht an den Schultern. "Verdammt Jakob, bitte pass auf dich auf. Mach keine Umwege. Aber mach dich auch nicht verdächtig."

Jakob rollte leicht mit den Augen.
"Marti. Ich lebe nicht erst seit heute, ich weiß, dass eine Krise auf uns zukommen wird, in den Zeitungen und im Radio bekommt man genug mit. Außerdem wohne ich nicht derart entfernt von dir, etwa dreißig Minuten Fußweg.", sagte er fleißig auf, als würde der Kurzhaarige ihn abfragen und gab ihm einen kurzen Kuss, während er sein Hemd zuknöpfte. Kurze Zeit später waren beide wieder angezogen, und nun standen sie beide schweigend im Türrahmen, als würden sie sich auf einen längeren Abschied einstellen müssen, obwohl sie doch relativ nah beieinander wohnten.

Schließlich seufzte Jakob, strich sich lächelnd eine Strähne hinter das Ohr, lehnte sich zum Kleineren etwas nach unten, legte die Lippen auf dem Scheitel ab, die Hand ruhte am Hinterkopf seines Gegenübers. Brummend drückte Marti sich nun doch an Jakob, sagte aber noch immer nichts.

Langsam und offensichtlich schweren Herzens löste der schlaksige junge Mann sich aus den Armen des Soldaten, umfasste dann das Kinn mit Daumen und Zeigefinger, als müsste man besonders aufpassen, legte ein weiteres Mal die schmalen Lippen auf die des Kleineren, löste sich nach einiger Zeit und sah ihm leicht grinsend in die klaren, blauen Augen.
"Vielleicht kannst du ja besser einschlafen, wenn du von mir träumst und wenn du....", er flüsterte den Rest des Satzes so leise und mit derart funkelnden Augen, dass nur Marti es gerade so verstehen konnte, doch es reichte, um seinen Hautton in ein gesundes Rot wechseln zu lassen.

Marti wünschte Jakob ebenfalls eine gute Nacht, doch als dieser sich umgedreht hatte und bereits ein paar Schritte gegangen war, sagte er so leise wie möglich im Flur dessen Namen. Er reagierte und sah ihn fragend an.
"Wo willst du als Erstes hin?"
Der Jüngere zuckte grinsend mit den Schultern, überlegte dann doch kurz.
"Vielleicht der hohe Norden?
Norwegen, Finnland.
Ich glaube, es wird dort sehr friedlich und wunderschön sein....bis dann."
Marti nickte langsam, Jakob hob die Hand zum Abschied und wandte sich zum Gehen, bis die Haustür des Wohngebäudes zugezogen und Marti nachdenklich in der offenen Tür für einen Moment stehen blieb und auf die Stelle starte, wo sein Geliebter bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte.

Schließlich seufzte er leise, zog die Tür hinter sich zu, verschloss sie und ging in sein Zimmer. Das Mondlicht schien mittlerweile hinein, er zog sich bis auf ein dünnes, langärmeliges Hemd und der Unterwäsche aus, legte sich unter die Decke und hatte direkt wieder den Geruch von Jakob in der Nase und im Kopf.

"Wir sehen uns morgen...", sprach Marti leise im Gedanken, drückte sein Gesicht in die Decke und war schon kurz darauf in der Traumwelt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 08, 2017 ⏰

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