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"Kommst du denn wenigstens mit auf die Abschlussfeier?" maulte sie schmollig rum. Ich wusste, was das bedeutete: entweder, ich komme mit oder ich werde die nächsten zwei Wochen ignoriert. "Ich hab gehört, dass Elias' Eltern zur Zeit auf Reise sind. Das Haus steht also zur vollen Verfügung." Mit jedem ihrer Wörter war die Freude gewachsen und da ich sowieso nicht nein sagen durfte, sagte ich stattdessen: "Ich überleg es mir." Ich fand meine Antwort großartig. Kein nein, aber auch kein ja. Vielleicht würde ich vorher spontan krank werden oder ich würde irgendwas anstellen, so dass meine Mutter mir Hausarrest verpassen würde. Aber ich wusste ganz genau, dass das für meine Mutter keine Option war. Sie würde stattdessen mit mir darüber reden wollen, was denn in mich gefahren sei. Meine Mutter redete lieber, anstatt zu bestrafen. An und für sich eine super Sache, aber da ich noch nie wirklich Mist gebaut hatte, musste ich mir in anderer Form ihr Gerede antun. "Vergiss es." wandte Amy nun ein und blickte mir mit ihren Augen so zornig in meine, dass es fast weh tat. Wenn Blicke fesseln, strangulieren und töten könnten. "Keine erfundene Erkältung, kein Gelerne, kein gar nichts. Du hast mitzukommen, Rin! Da gibt es kein Aber." Und damit knallte sie die Tür ihres Spindes zu, schenkte mir ein atemberaubend schönes Lächeln und ging in Richtung Klasse, als wäre nie etwas gewesen. Schweigend folgte ich ihr.

Die nächsten zwei Tage ging es nur darum, was auf dieser Party passieren würde. Welches Kleid am besten zu Amy's schwarzer Strumpfhose mit den weißen Katzenköpfen passte, wer wen küssen würde, welchen Alkohol sie sich erhoffte und so weiter. Ich hatte nicht einmal ja gesagt. Genau genommen, hatte ich seit meinem 'Ich überleg es mir' gar nichts mehr dazu gesagt, sondern schwieg während sie unentwegt quatschte, aber sie plante auch schon mein Outfit, mein Haarstyling und mein Make-up. "Ich habe nicht einmal ja gesagt." rutschte es mir dann doch irgendwann heraus. Sie hielt sofort in ihrer Bewegung inne und ihr Kopf drehte sich in Zeitlupe in meine Richtung. Sie sah mich an, als ob sie vergessen hatte, dass ich da war und was zu melden hatte. "Ich hab dir gesagt..." "Es ist mir egal Amy." Mein Ton war etwas zu schroff, damit hatte sie nicht gerechnet und sofort bekam ich den Impuls, mich bei ihr zu entschuldigen, doch ich blieb standhaft. "Elias möchte wahrscheinlich nicht einmal, dass ich dort erscheine. Er hat dich eingeladen, weil er auf dich steht. Ich habe dort nichts zu suchen." "Aber es ist doch unser Abschluss und außerdem sagte er, ich kann Freunde mitbringen und da wir zwei unzertrennlich sind, meinte er bestimmt..." "... nicht mich!" unterbrach ich sie erneut und merkte nun, wie mir die Tränen in die Augen traten. "Und wie kommst du nun darauf?!" Auch ihr Ton wurde etwas härter. Sie hatte alles geplant, bis in die Fingernagelspitze und ich war der Keil, der sie von der Erfüllung trennte. "Weil mich nie jemand zu irgendwas eingelagen hat." sage ich nun kleinlaut. Das liebte ich an ihr. Sie ist zwar besessen von ihren eigenen Plänen, wenn sie jedoch merkt, dass mich etwas bedrückt, lässt sie alles fallen, um für mich da zu sein. Im wahrsten Sinne. So krachten ihr Autoschlüssel und ihre Bücher, die sie in den Händen getragen hatte zu Boden und sie schließt ihre Arme um meinen Hals. "Ach Rin." seufzte sie und drückte ihre glatte Wange in mein Haar. Über ihre Schulter hinweg sah ich die Bücher auf dem dreckigen Boden liegen. Übertreiberin. "Wenn du dich vor allem und jedem verschließt, dann ist es doch kein Wunder, dass..." Dass mich keiner mag? Sie suchte nach den richtigen Worten. Sie suchte wahrhaftig nach Worten, die die arme kleine Rin nicht verletzen würden. Schnell wischte ich mir die eine Träne weg, die meine Augen verlassen hatte und löste mich von ihr. Ich hatte keine Lust mehr darauf, dass man auf mich aufpassen musste. Dass man aufpassen musste, was man sagt, da ich sonst anfangen könnte, zu heulen oder dass man absichtlich Dinge sagte, die mich verletzen. Ich will nicht mehr das Opfer sein. Hastig hob ich ihre Bücher auf und streckte sie ihr dann energisch entdecken. "Na gut." sagte ich mit fester Stimme und blickte ihr selbstbewusst in ihre vor Verwirrung geweiteten Augen. "Na gut, ich komme mit!"

Izin. (noch in Bearbeitung!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt