"Whiskey." erklärte Amy mir beiläufig und schaute dann in die Menge, um Ausschau nach bekannten Gesichtern zu halten. Ich hatte gewusst, dass es sich um Whiskey handelte. Mein Vater hatte immer einen im Schrank. 'Den Guten zu schlechten Zeiten', wie er immer sagte. Schon bei dem Geruch daran zog ein bitterer Geschmack durch meine Kehle und ich war mir sicher, dass ich nicht einen Schluck davon trinken würde. Aber ich ließ den Becher in meiner Hand, so konnte Amy sich nicht beschwerden. Nun sah ich auch durch die Menge und entdeckte niemanden, dessen Gesicht mir wirklich was sagte. Nichts Verwunderliches. Viele von den tanzenden Gestalten hatte ich bestimmt mal auf dem Schulhof oder auf dem Flur gesehen, aber den Namen kannte ich von niemanden. Woher auch? Normalerweise stellten sich die Leute nicht bei mir vor, bevor sie sich über mich lustig machten. "Hm-mh, du kennst doch Rin?" brüllte auf einmal eine helle Stimme neben mir und ließ mich zusammen zucken. Amy deutete mit ihren Händen auf mich und legte dann ihre Lippen an die Ohren eines kräftigen Jungen mit braunem verwuscheltem Haar. Sebastian, ein Typ aus unserer Klasse, der sich gerne lautstark räusperte, wenn ich wieder einmal eine gute Note erhielt. Sein Spitzname für mich ist Stein, weil ich niemandem auffalle, bloß existiere und zwar so schlau bin wie Einstein, aber genau so langweilig wie diese grauen, kalten Teile, wie er immer wieder betont. Mein Mund klappte einen Spalt auf. Ist sie denn völlig verrückt geworden?! Sebastian's Augen verengten sich und er starrte mir ins Gesicht, dann auf meinen Ausschnitt, den roten Becher den ich nun fester umklammerte und den ich mir nun provokant an die Lippen führte, aber natürlich nichts davon wirklich trank und dann wieder in mein Gesicht, welches nun rötlicher sein dürfte, als mein Kleid. "Rin?" formten seine Lippen misstrauisch, jedoch hörte ich seine Stimme nicht. Amy nickte aufgeregt und Sebastian musste noch einmal hinschauen, besonders in meinen Ausschnitt, bevor er dann letztendlich auf mich zu kam und verwundert seine Augenbrauen hob. "Schön dich zu sehen." Ja, das hatte ich heute Abend schon einmal vorgelogen bekommen. "Hi." sagte ich kurz angebunden, desinteressiert, was er als Schüchternheit deutete und weswegen er anfing zu grinsen. Seine Collegejacke hatte einen nassen Fleck an der Schulter, das war alles, worauf ich achtete. Sein Gesicht, das mir immer näher kam, versuchte ich mit meinem zu umgehen. "Was ist passiert, Stein? Über Nacht zum Schmetterling geworden?" Sein Atem stank nach Bier und Zigaretten und ich wendete mein Gesicht nun nach rechts zu Amy, die meinem Blick des Todes allerdings weiter tanzend auswich. "So in etwa." Ich beließ es dabei und machte mir nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass Steine nicht zu Schmetterlingen werden und sein Spruch damit voll in die Hose gegangen ist. Aber alles aus seinem Mund hätte diese angewiderte Wirkung auf mich erzielt. Er lachte kurz auf, als hätte ich etwas furchtbar Lustiges gesagt und trank einen Schluck aus seinem Becher. "Gefällt mir." Ein Zwinkern folgte, dann sprang ihm von hinten irgendein Betrunkener auf dem Rücken. Laut lachend und rangelnd verschwanden sie im Getümmel. Ich eilte zu Amy, doch sie ignorierte meine komplette Predigt, während sie tanzte und immer wieder Alkohol in ihren Mund kippte. "Was sollte das?" fragte ich dennoch und schämte mich ein wenig dafür, dass ich sie so anschreien musste, obwohl das natürlich nur am Lärmpegel lag. "Was denn?" fragte sie und sah mich ernsthaft unschuldig an. Meine Augen sahen in ihre, ich suchte nach einem Stück Reue, doch da war nichts außer Glanz. Sie wusste wirklich nicht, was mich daran störte, dass der wohl mit größte Depp aus unserer Klasse mich angegafft hatte - und das nebenbei ihre Schuld gewesen ist. Ich nickte in die Richtung, in die Sebastian mit seinem Klammeraffen verschwunden war. Darauf folgte nur ein genervtes Stöhnen ihrerseits. "Hat er dich beleidigt? Oder angegrabscht?" Ich dachte einen Moment nach. "Nicht heute... und angefasst sowieso nicht!" sagte ich und war mir sicher, dass ich die Schikanen im Unterricht jetzt nicht extra erwähnen brauchte. Sie hob ihre Schultern, zuckte kurz mit ihnen und ließ sie dann wieder im Rhythmus hüpfen. "Siehst du, dann ist auch gar nichts Schlimmes passiert." Ihr Lächeln sprach Bände. Auf der einen Seite hatte sie Recht, auf der anderen wusste sie dennoch, was das für mich bedeutete. Ich starrte sie noch einen Moment an, dann ging ich wieder zurück in Richtung Buffet. Es kümmerte sie nicht.
DU LIEST GERADE
Izin. (noch in Bearbeitung!)
FantasyRin, was soviel bedeutet wie bittere Kälte. Kalt, wie Eis. Cyanblau, die Farbe, die ständig in ihren Träumen auftaucht. Und plötzlich ist da Izin. Der Junge, mit den hübschen Augen und dem schwarzblauen Haar. Er interessiert sich für sie, wie sich...