Part 2

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„Heey, freu dich doch mal das es kein Problem gibt, anstatt zu überlegen was für ein Problem als nächstes kommt“, sagte Leslie während wir zu unserem Unterricht gingen. An der Ecke wo ich sonst immer James traf, war niemand. Ach ja richtig, mein Freund hatte ihm in der Vergangenheit eine Pockenimpfung verpasst, also war er gar nicht gestorben. Einerseits freute mich das natürlich, doch andererseits, vermisste ich ihn unheimlich. Ich war total in Gedanken versunken und erinnerte mich an den Benimmunterricht den James mir gegeben hatte, das mir zuerst gar nicht auffiel, dass Raphael total geschockt auf mich zukam. Ich registrierte ihn erst als er leise „Zeitreisemädchen, wir haben ein Problem“, zischte. Ach wie sehr ich dieses Wort liebte. Problem. Es ist so vielfältig und immer da, selbst wenn alle andern einen verlassen hatten. Doch leider auch immer negativ. Ich murmelte etwas das sich wie „War ja auch zu schön“, anhörte und wandte mich jetzt komplett Raphael zu. „Wieso, was gibt’s denn?“, fragte ich ihn dann. Er war ganz blass, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Ohne zu wissen wohin wir gingen, folgte ich ihm. Seine Schritte wurden immer schneller während er über den Schulhof, zum Tor lief. Dahinter die Straße entlang und dann zu seiner und Gideons gemeinsamer Wohnung. Als er die Tür öffnete gab er mir zu verstehen, dass ich mich leise verhalten sollte. Im Wohnzimmer ließ er mich kurz allein stehen und ging zu Gideons Zimmer. Er lauschte an der Tür, nahm dann wieder meine Hand und führte mich in ein Zimmer, das ich noch nicht kannte. Es war mit schwarzen Möbeln eingerichtet. Ein Sofa, ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch. Ich schloss daraus, dass es wohl sein Zimmer war. Auf dem Sofa lag, mit dem Rücken zu mir, ein Mädchen. Ihre Haare waren das auffälligste, denn sie waren von hinten blond, doch man sah den  Türkisen Ponny. In diesem Moment drehte sie sich auch schon um und setzte sich dann auf. Unsicher schaute sie zwischen mir und Raphael hin und her. Ihre Augen waren blau und um sie herum war schwarze Schminke verteilt. Sie hatte offenbar stundenlang geheult. Raphael ging noch mal zur Tür und schloss sie. Dann lehnte er sich lässig dagegen und sagte: „Gwendolyn das ist unser Problem. Oder nein, Sorry! Sie hat unser Problem. Oder... Nein.... Äh.... Erklär du das lieber!“ Und wandte sich an das andere Mädchen. Sie wirkte sehr verängstigt und sagte: „Ich bin Natalie. Eine Freundin von Raphael, aus Frankreich... und seit ein paar Wochen... ich weiß nicht was das ist... Ich stehe einfach irgendwo rum und plötzlich wird mir schwindelig... dann sehen alle Menschen anders aus. Sie tragen andere Kleidung... aber es sind ja nicht einmal die Menschen die vorher da waren sondern ganz andere! Manchmal ändert sich auch das Aussehen von Häuser, oder sie sind einfach weg.... Bitte, du musst mir glauben! Ich bin nicht verrückt!“. Sie sah mich mit einem so flehenden Blick an, dass ich nicht einfach in die Schule gehen und dieses Problem für später aufheben könnte. Obwohl ich wusste, dass Gideon und so ziemlich jeder Andere in der Loge auch, mich umbringen würde, wenn er es erfahren würde, beschloss ich ihr ein bisschen von meinen Zeitreisen zu erzählen, um sie zu beruhigen und ihr zu versichern das ich ihr glaubte. Ich endete mit: „Aber eigentlich, kann das nicht sein. Es gibt nur 12 Zeitreisende und ich bin die Letzte.“ Natalie schaute mich aus großen Augen an. Jetzt meldete sich Raphael auch wieder: „Ich hätte es auch nicht geglaubt, wenn es nicht gestern Vormittag direkt vor meinen Augen passiert wäre“. Nun jetzt guckte ich wohl sehr erschrocken: „Gestern Mittag schon? Dann springt sie bald wieder! Wer weiß ob das Haus in dieser Zeit schon gebaut worden ist?! Und wieso hast du mir nicht gleich Bescheid gesagt? Oder Gideon?“. Raphael starrte den Boden an und wirkte nicht sehr begeistert darüber das ich Gideon erwähnt hatte: „Na ja... Also ich glaube Gideon würde total ausrasten weil sie so viel über euch weiß. Ich hab Natalie schon in Frankreich was über euch erzählt. Deswegen ist sie ja zu mir gekommen...“. Wahrscheinlich hatte er Recht, Gideon würde nicht begeistert sein. Nach einem kurzen Zögern, sagte ich also: „Ok, dann fahren wir jetzt nach Temple“.

Ich wollte definitiv nicht das Raphael sich das Auto von seinem Bruder nimmt und uns damit nach Temple fährt, vor allem wenn man bedenkt das er keinen Führerschein hatte, doch mit dem Zug zu fahren würde zu lange dauern. So erreichten wir nach etwa einer halben Stunde Temple. Ich wollte keine Panik schieben und ging ohne den Wächtern etwas davon zu sagen, mit Raphael und Natalie in den Chronographenraum. Hätte der Feuerlöscher uns gesehen, hätte ich bestimmt Ärger bekommen, denn Natalie hatte nicht einmal die Augen verbunden. Doch ich kannte die Situation selbst gut genug, sie würde sich den Weg nicht merken.

Ich nahm meinen Chronographen, der einfach auf dem Tisch stand, denn in dem Versteck hinter der Wand war kein Platz für beide. „Wenn ich schon hier bin kann ich auch für eine halbe Stunde elapsieren, ich bin nämlich auch gestern Mittag das letzte Mal elapsiert. Wartet ihr einfach hier“, sagte ich den beiden. Ich stellte den Chronographen auf 1952 ein. Am 26. August um halb 3 morgens. Ich steckte meinen Finger in die Klappe unter dem Rubin und schon überkam mich das Schwindelgefühl.

Als ich mit einem kleinen Ruck im Jahr 1952 landete hörte ich ein leises Wimmern neben mir. Erst war ich verblüfft doch dann fand ich meine Worte wieder und fragte „Ist hier jemand?“. Eine leise Stimme fragte „Gwendolyn?“. Es war Natalie, stellte ich mit einem riesigen Schreck fest. Ich knipste das Deckenlicht ein und starrte sie verblüfft an: „Was? Wieso? Ich meine wie bist du hierhergekommen?“. „Als du an diesem Dings rum gefummelt hast, wurde mir schwindelig. Und siehe da, das gleiche wie immer wenn mir schwindelig wird“, sagte sie, zwar immer noch leise, aber schon selbstsicherer. „Das ist aber komisch. Ich habe eigentlich nur mich in die Vergangenheit geschickt. Ich wüsste auch gar nicht wie ich dich in die Vergangenheit schicken könnte“, sagte ich bedenklich. Jetzt war ihre Stimme wieder ganz da und sie sprach das erste Mal in meiner Gegenwart so, dass sie nicht verängstigt wirkte: „Ich schätze wie das geht wissen wir jetzt. Ich bin ein Freak und wenn du in die Vergangenheit gehst, komm ich mit. Wie so ein blöder Köter der einem auf Schritt und Tritt folgt“. Sie wirkte total genervt und setzte sich auch den Boden. Ich lehnte mich an die gegenüber liegende Wand und betrachtete sie genauer. Ihre Haare waren mir ja schon aufgefallen. Ihr Lippen waren knall rot geschminkt und als sie bei Raphael noch mal ins Bad verschwunden ist, hat sie sich offenbar abgeschminkt und nochmal neu Wimperntusche aufgetragen. Sie hatte ein paar Sommersprossen, doch die fielen nicht viel auf. Das was mir am meisten 'Sorgen' bereitete war das sie jung war. Jünger als ich. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“, fragte ich sie. Sie schaute mich an und erwiderte das gelassen „14 glaub ich“. „Du glaubst? Man weiß doch, wann man Geburtstag hat“, sagte ich ungläubig. Sie schaute mich genauer an, legte den Kopf schief und sagte dann „Ich wurde vor die Tür meiner jetzigen Eltern gelegt als ich ein Baby war. Also kennt niemand mein richtiges Geburtsdatum“. Na super. Jetzt tat mir dieses komische kleine Mädchen auch noch leid. Ich hatte ja nicht sonst schon genug Gedanken.

Ich wollte gerade etwas erwidern, doch schon wurde mir schwindelig und saß wieder neben Raphael. Er guckt ungläubig von mir zu Natalie und sagte dann irgendwas von „Wie krass, is'n das?!“. Ich antwortete nicht denn vor mir standen 5weitere Personen. Und ihnen schien ganz und gar nicht zu gefallen was sie hier sahen. Links stand Mr. George, daneben Dr. White, dann Falk und rechts der Feuerlöscher mit dem Heuhaufen jungen. Alle schauten etwas wütend zu mir rüber. Sie hatten anscheinend gar nicht bemerkt, dass Natalie mit mir durch die Zeit gereist war. Aber hey, Nebensache! Hauptsache alle sind sauer auf mich.

Ich stand langsam auf, klopfte ein bisschen Staub von meiner Hose und lehnte mich dann gegen die Wand. Ich schaute Gideon noch einen Moment an und sagte dann leise „Sorry“. „So ein Verhalten dulden wir hier nicht! Es ist zwar dein Chronograph aber du kannst doch trotzdem nicht durch die Zeit springen, wie du willst!“, sagte Mr. George. „Unverantwortliches Verhalten!“, schloss Dr. White sich an. „Wir hätten mehr Verstand von dir erwartet“, fügte Falk noch hinzu. Ich schaute auf den Boden und dann zu Natalie. „Äh... Ähm... Aber... Also es war ja für einen Forschungszweck!“, stammelte ich vor mich hin. Na ja, das Natalie mit mir durch die Zeit springen konnte, hatte ich vorher noch nicht einmal vermutet, aber so tun als ob, könnte ja nicht schaden. Falk fragte sofort: „Was für Forschungszwecke, Gwendolyn?“. Ich nickte in die Richtung in der Natalie saß: „Wir haben heraus gefunden, dass sie mit mir springt“. Alle drehten sich um und der Feuerlöscher quiekte erschrocken, als er Natalie entdeckte.  

Alsooo, mich würde eure Meinung zu der Geschichte mal interessieren. Schreibt sie einfach und lasst mich wissen was ihr denkt ;)

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