Einen Monat später
Mia ist schon wieder zu Mike gegangen, denke ich mir, als ich sie im ganzem Haus nicht finden kann. In letzter Zeit sehe ich sie nur noch ganz selten. Sie ist oft weg, zu oft.
Langsam habe ich das Gefühl, dass ich sie gar nicht mehr kenne. Als ich in mein Zimmer gehen will, bleibt mein Blick am Gaderobenspiegel hängen. Ich bin komplett in Schwarz gekleidet und mein hüftlanges schwarzes Haar fällt mir in Wellen über die Schultern. Das einzige was an mir nicht dunkel ist, sind meine smaragdgrünen Augen, denen man aber den Schmerz und die Trauer der letzten Wochen ansehen kann. Habe ich mich wirklich so verändert?
Als ich mich von meinem Anblick losreißen kann, gehe ich in mein Zimmer. Dort angekommen beginne ich wieder meinen Frust am Boxsack auszulassen. Warum ist mein Leben nur so bescheuert?!
Meine Schwester musste wohl ohne, dass ich es gemerkt hatte, in mein Zimmer gekommen sein, denn als ich mich umdrehe, steht sie vor mir und mustert mich argwöhnisch. Ich frage sie leicht wütend:" Was denn?" Kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen! "Warum ziehst du dich an, als wärst du eine von ihnen?" meint Mia. "Von ihnen?" Ich wusste nicht was sie meint. "Du weißt genau wen ich meine!" Langsam geht sie mir echt auf die Nerven! "Nein, weiß ich nicht! Sag es doch einfach!" Hasserfüllt zischt Mia:" Die Ignis! Du siehst genau so aus wie sie!" Leicht sauer sehe ich an mir herunter. "Ich sehe so aus, weil ich um meine Eltern trauere und das wäre dir aufgefallen, wenn du mal hier wärst!" Sie übergeht meinen Vorwurf und antwortet wütend aber ernst:" Du hast also endlich eingesehen, dass du an ihrem Tod schuld bist?!" Mir fallen fasst die Augen aus dem Kopf und ich schreie fassungslos:"Moment, ich soll daran schuld sein? Ich!?" Das kann nicht ihr Ernst sein! Sie unterbricht mich und schreit nun ebenfalls:" Natürlich! Hättest du nicht mit ihnen gestritten, wären sie nicht so abgelenkt gewesen und hätten keinen Unfall gebaut! Wer sollte sonst daran schuld sein! Ich sicher nicht, ich wäre beinahe selbst dabei gestorben!" Ich bin kurz vorm ausrasten, als ich zische:" Der Unfall war NACH deiner Zeremonie! Nicht DAVOR! Es kann also gar nicht meine Schuld gewesen sein! Außerdem ja, du warst dabei, du hättest sie retten müssen! Du! Kurz davor war sogar deine Aufnahme,warum hast du sie nicht gerettet!! Warum?! Du hättest es gekonnt, aber du hast es nicht getan! Es ist alles deine Schuld, nicht meine!"
Ich wartete ihre Antwort nicht ab und stürmte wütend aus dem Haus. Ich wollte einfach nur noch weg.
Weg von meinem "Zuhause".
Weg von meiner Schwester.
Weg von meinen Gefühlen.
Weg von allem was mich an sie erinnert.
Aber so einfach ist das wohl nicht, gestand ich mir niedergeschlagen ein.
Nachdem ich eine Weile gerannt war und mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, ließ ich mich auf einer Parkbank nieder und dachte nach.
Die Ignis! Das war doch die dunkle Seite, oder? Zumindest hat man mir das immer so erzählt, dass die Ignis die "Bösen" sind und die Maris die "Guten". Seit ich denken kann, haben uns unsere Eltern von den beiden Seiten erzählt. Sie dachten wohl, dass ich auch einmal dazugehören würde, aber dank dieser bescheuerten Regel und weil ich nicht heilen kann darf ich nicht einmal das Hauptquartier betreten...
Die zwei Seiten wurden von zwei Brüdern gegründet, die sich nach einem Streit so zerstritten hatten, das sie einander mit allen Mitteln bekämpfen wollten.
Die Ignis und die Maris.
Bei beiden gab es Leute mit besonderen Fähigkeiten, die vererbt werden, allerdings nicht bei jedem.
Meine Schwester hatte das Glück, das Heil-Gen zu erben, welches bei den Maris üblicherweise vertreten ist.
Ich nicht.
Und da aus jeder Generation ohnehin nur ein Kind ausgebildet werden darf, erfuhr ich zwar alles irgendwie, wurde aber von allem ausgeschlossen. Ich musste außerdem schwören, niemandem davon zu erzählen.
Was auch nicht sooo schlimm wäre, würden meine Freunde nicht irgendwann wissen wollen, was meine Familie immer so treibt. Weil ich bei dieser Frage immer lügen musste, konnte ich keine richtigen Freundschaften schließen und wurde von allen als seltsam abgestempelt.
Ich war also meistens allein und hatte viel zu viel Zeit zu trainieren um dadurch meinen Frust auszulassen.
Naja, ich trainierte heimlich.
Eigentlich hätte ich das auch nicht dürfen, weil ich nicht "auserwählt" bin, deshalb wusste keiner davon.
Außer mein Dad. Mein Das war mein einziger Halt, der einzige, der immer an mich geglaubt hat und mich unterstützte.
Und jetzt?
Jetzt ist er Tod.
Eine vereinzelte Träne läuft mir über die Wange, die ich mir wütend wegwischen.
"Verdammt!"
Kurz gesagt darf ich nichts, bin für alle ein nichts, und seit meine Eltern Tod sind fühle ich mich auch als nichts. Das einzige was ich noch habe ist meine Schwester, aber selbst sie scheint mich zu hassen.
Weitere Tränen steigen mir in die Augen und ich schließe sie verzweifelt.
Was soll ich nur tun?Nach einer Weile stehe ich auf und überlege. Ich weiß nicht wie spät es ist, aber ich ich weiß das ich auf keinen Fall nach Hause will. Auf eine weitere Begegnung mit meiner Schwester kann ich getrost verzichten, Nein danke.
Planlos mache ich mich auf den Weg und gehe einfach immer weiter und weiter um mich abzulenken. Bald bin ich in mir unbekannten Gegenden und es ist mit egal ob ich mich verirre. Es würde mich sowieso keiner vermissen.
Ich biege gerade wieder in eine kleine Gasse ein, als ich hinter mir etwas höre. Langsam drehe ich mich um und automatisch gehe ich in Angriffsstellung. Ein zwanghaftes Angriffs- und Verteidigungstraining hinterlässt nunmal Spuren.
Als sich meine Augen an das Dämmetlich gewöhnt hatten, kann ich einen Mann ausmachen, der offensichtlich betrunken ist. Trotzdem bekomme ich es irgendwie mit der Angst zu tun, denn ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Er macht einen Schritt auf mich zu und nuschelt irgendwas unverständliches. Ich kann bis hierher seinen stinkenden Atem riechen. Jap, eindeutig Alkohol. Als er mir noch einen Schritt näher kommt, weiche ich zurück und spüre plötzlich die Wand in meinem Rücken. Als ob das jetzt eine Sackgasse ist? Ernsthaft jetzt?
Notgedrungen mache ich mich also bereit an ihm vorbei zu rennen. Der Betrunkene streckt eine Hand nach mir aus und ich stoße mich von der Wand ab und sprinte an ihm vorbei. Von weitem höre ich ihn noch rufen: "Warteee! Du muscht dosch die Igniiiß fin...!", aber ich bin schon zu weit weg und seine restlichen Worte gehen während dem Aufprall meiner Füße auf den Asphalt unter. Ich bin mir außerdem nicht sicher, ob ich mich nicht verhört habe, deshalb renne ich weiter.
Als ich mich schließlich umdrehe und sicher bin, dass niemand mehr hinter mir ist, verlangsame ich mein Tempo. Da mir immer noch die Angst in den Gliedern steckt, mache ich mich widerwillig auf den Weg nach Hause. Dort lasse ich mich in mein Bett sinken. Es war ein anstrengender Tag, doch an Schlaf ist trotzdem nicht zu denken. Immer wieder gehe ich in meinen Gedanken, die Begegnung mit dem komischen Mann durch und konzentriere mich auf das, was er gesagt hat.
"Du musst doch die Ignis fin... was hat er nur sagen wollen?", Murmel ich immer wieder und wieder vor mich hin.》Wir hoffen euch gefällt dieser Teil auch, wenn ja, hinterlasst bitte einen Kommentar《
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Divisa
FantasyDie Hauptperson ist Jess Chenney, 16 Jahre alt. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Zwilingsschwester, Mia, bei ihren Eltern. Mia hat besondere Fähigkeiten und gehört daher zur Hellen Seite (Mairas). Jess ist ein ganz normales Mädchen und darf deswegen nic...