Kapitel 5

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Als die Ferien zu Ende waren und wir wieder nach Hogwarts fuhren, konnte man die Magie dort deutlich spüren: Alle Gedanken über Sophias Vater und ihre Zeit in Rom waren wie weggeblasen und wir stürzten uns wieder in den Alltag. Mit meiner besten Freundin an der Seite war alles doch gleich wieder viel schöner und spannender.

In der Zeit zwischen Januar und März passierte bis auf endlose Quidditchtrainings und einem unglaublich peinlichen Brief am Valentinstag, der natürlich von Nicolas stammte, nicht viel.

An einem Samstag Mitte März saßen Sophia und ich am Frühstückstisch in der großen Halle und waren uns über dieses Paar, das am Hufflepuff-Tisch saß und sich die ganze Zeit gegenseitig im Hals rumleckte, am unterhalten. Auf einmal hörten wir die Eulen in die Halle fliegen und sahen nach oben. Mehrere Eulen flogen in unsere Richtung und schlussendlich landeten drei bei uns, legten ihre Briefe ab und waren so schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Zwei der Briefe gingen an Sophia und einer war für mich bestimmt. Seltsamer Weise war mein Umschlag und einer von Sophias giftgrün und mit der selben Handschrift waren unsere Namen draufgeschrieben worden. Also entschlossen wir uns, die Briefe gleichzeitig zu öffnen, was sich am Ende als Fehler herausstellte, denn sobald wie die Umschläge öffneten, quoll eine schleimige, gelbe Flüssigkeit heraus, die sich über unsere Hände verbreitete und so sehr brannte, dass ich Tränen in den Augen hatte. "Autsch, wer macht sowas", rief Sophia und sprach somit meine Gedanken aus.

Ein paar Minuten später waren wir im Krankenflügel angkommen. "Was ist denn mit euch passiert", fragte Madam Pomfrey, die Heilerin, die damals schon Dad regelmäßig verarztet hatte. "Wenn wir das nur wüssten", antwortete Sophia und ich nickte. Dieser Schleim war mittlerweile bis auf die Arme hochgezogen und brannte wie Feuer auf meiner Haut.

Eine weitere Viertelstunde später hatten Sophia und ich dicke Verbände um unsere Hände gewickelt bekommen und saßen nun auf einem der Bettendes Krankenflügels, da wir noch etwas hierbleiben sollten, da der Zauber unter den Verbänden noch wirkte. Wir hatten uns für Zauberschach entschieden und ich war gerade dabei zu verlieren, als ich die Tür des Krankenflügels aufgehen hörte. "Rubea", hörte ich eine sehr vertraute Stimme rufen und kurz darauf stand Minerva bei uns. Sie sah auf unser Spiel und sagte folgendes: "Erstmal möchte ich dem Haus Gryffindor fünf Punkte geben, weil Ms. May es geschafft hat, dich gnadenlos abzuziehen." Sie verwies dabei auf meine ganzen zertrümmerten Figuren, die neben dem Spielfeld lagen. "Aber weswegen ich eigentlich hier bin ist die Suche nach der Antwort auf die Frage was ihr hier macht." Mit einem Blick auf unsere verbundenen Hände beantwortete sich ihre Frage allerdings fast selbst. "Jemand hat uns Briefe mit irgendwelchem Schleim geschickt, der unseer Hände verätzt hat", antwortete ich trotzdem.

Noch am selben Abend wurden wir ohne Verband und ohne Verbrennungen an den Händen entlassen. Natürlich stellten wir uns die Frage, wer uns sowas geschickt haben könnte. Sophia hatte Nicolas stark in Verdacht, weil ich ihm jeden Tag einen neuen Korb gab, aber er war es mit Sicherheit nicht. Er würde ja wohl kaum seine große Liebe verletzen...

Am nächsten Tag schien das erste Mal in diesem Jahr die Sonne so warm, dass wir doch tatsächlich draußen die Hausaufgaben machen konnten. Sophia und ich saßen auf einer Decke in der Nähe des Sees und hatten die Pergamentrollen beiseite gelegt. Geschichte der Zauberei. Wer braucht so einen Quatsch? Die sind doch sowieso alle tot.

Nachdem wir uns also gegen den Aufsatz entschieden hatten, genossen wir die Sonne und sahen über die wunderschönen Länderein von Hogwarts. Nicht viele Schüler saßen hier, denn es war mal wieder Hogsmeade-Wochendende. Dieses Mal hatten die Geschäfte sonntags aufgemacht, keine Ahnung weshalb, aber Sophia und ich hatten keine Lust zu shoppen, denn jetzt waren fast alle Schüler im Dorf und dann war sowieso alles überfüllt.

Fast genau neben uns saß eine Gruppe von Ravenclaw und Hufflepuff Mädchen aus dem siebten Jahrgang. Sie hatten bis gerade eben genau wie wir an ihren Aufsätzen geschrieben, das Pergament aber mittlerweile zur Seite gelegt und räkelten sich nun in der Sonne. Sie erzählten sich gegenseitig den neuesten Klatsch und Tratsch ihrer Stufe und lachten viel. Nur wusste zu diesem Zeitpunkt niemand, dass das Lachen allen in wenigen Augenblicken vergehen würde. Ich hatte gerade meine Feder in das kleine Tintenfässchen gesteckt, als plötzlich das Licht ausging. Natürlich war es keine Lampe, deren Glühbirne auf einmal durchgebrannt war, sondern die Sonne. Auf einmal war alles kohlrabenschwarz und man sah nichts mehr. Sowohl die Siebtklässlerinnen neben uns als auch Sophia und ich wurden panisch. Ich war aufgesprungen und tastete im Dunkeln nach ihrer Hand. Die einzige Frage in meinem Kopf war "Was ist das und warum passiert das?". Viel schlimmer wurde es allerdings nur wenige Sekunden später, als es einen unglaublich lauten Knall gab und haarscharf an Sophia und mir vorbei ein Blitz in den Boden einschlug. Zumindest vermutete ich das, denn sehen konnte ich immer noch nichts. Alles was ich von der Welt um mich rum mitbekam, waren Sophias wimmernde Laute, die sie immer von sich gab, wenn sie Angst hatte, und die panischen Schreie der anderen Mädchen. Dann wurde alles von einer auf die andere Sekunde wieder hell, die Sonne schien und auch die Vögel zwitscherten wieder. Es war auf einmal wieder ein idyllischer Frühlingstag und zuerst vermutete ich, dass ich kurz eingeschlafen war und mir das alles nur eingebildet hatte, bis ich zu den Mädchen neben uns sah. Sie waren alle auf die Knie gefallen und hockten im Kreis um zwei von ihnen, die mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden lagen. Ein weiteres Mädchen schrie und weinte, während zwei zum Schloss liefen, wahrscheinlich um Hilfe zu holen.

Minerva und Madam Pomfrey trafen ein. Minerva kam sofort zu uns und erkundigte sich, ob bei uns alles gut wäre und was denn passiert sei. Wir erklärten ihr alles mit der plötzlichen Dunkelheit und dem Blitz und waren erstaunt, als sie uns erzählte, dass sie im Schloss gar nichts davon mitbekommen hatte. Wenige Minuten später hatten wir dann die traurige Gewissheit. Die Mädchen waren tot. Ravenclaw hatte zwei Schülerinnen verloren und wir waren dabei gewesen. Außerdem kam die Vermutung auf, dass das gar kein Blitz gewesen war, den die Natur geschickt hatte. Bei einem natürlichen Blitz hätten die Opfer irgenwelche äußeren Verletzungen gehabt. Bei ihnen waren es "nur" ihre Herzen gewesen, die aufgehört hatten zu schlagen. Eine andere Sache war, dass ein natürlicher Blitz in das höchste Objekt eingeschlagen wäre, was hier der Astronomieturm gewesen wäre.

Bereits am Abend waren alle Schüler informiert worden. Mittlerweile machten Gerüchte die Runde. Man erzählte mir beim Abendessen, dass es doch tatsächlich Nachfahrinnen des Gottes Zeus gewesen waren und er sauer auf sie war, weil sie sich auf der Erde aufgehalten hatten. Deshalb hat er sie mit einem seiner Blitze getötet. Natürlich glaubte ich an solchen Quatsch nicht. Ich war eher damit beschäftigt auf den Tisch der Ravenclaws zu starren. Sie taten mir leid. SIe hatten zwei aus ihren Reihen verloren, zwei junge Mädchen, die nur noch wenige Monate von ihrem Abschluss entfernt gewesen waren. Sie hatten ihr ganzen Leben noch vor sich gehabt. Abschluss, Job, Familie. Sie durften nun nicht mehr eine erfolgreiche Karriere hinlegen. Sie würden nie ihr eigenes kleines Baby im Arm halten dürfen, weil irgedeine höhere Macht sie umgebracht hatte.

Ich hielt es irgenwann nicht mehr aus und machte mich auf den Weg zum Schulleiterbüro. Ich musste bei irgendjemandem sein, der nicht Sophia war, denn sie hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie ich. Natürlich waren wir beide in gewisser Weise traumatisiert. Wir hatten schließlich mit angesehen, wie zwei Mädchen gestorben waren. Sie verzog sich in einer solchen Situatin nur meistens immer in eine Fantasiewelt in einem ihrer heißgeliebten Bücher. Ich musste jetzt eher mit meiner Patentante sprechen.

Als ich ihr Büro betrat, war sie gerade nicht da. Ich setzte mich also auf den Stuhl auf der anderen Seite ihres Schreibtisches und sah mich im Raum um. Zwischen den ganzen alten Büchern, die sich auf ihrem Schreibtisch türmten, entdeckte ich ein neueres in der Mitte, das so aussah, als ob es gerade  erst benutzt worden war. Es war noch aufgeschlagen und auf der Seite befand sich ein noch nasser Teefleck. Daneben stand eine Tasse mit noch dampfendem Tee. Ich sah mir das Buch genauer an. "Obscuria - selten und doch so verschieden", lautete der Titel. In diesem Moment betrat Minerva den Raum. Sie räumte das Buch vom Schreibtisch, setzte sich ebenfalls und wir begannen unser Gespräch. Ich glaube, in den 16 Jahren meines Lebens hatte ich noch nie ein so intensives Gespräch mit meiner Patentante geführt. Wir redeten so lange, dass irgendwann Zeit für den Sonnenaufgang war. Als der Himmel aber trotz der bereits fortgeschrittenen Zeit schwarz blieb, stellten wir fest, das die Sonne nicht mehr aufging...

What will the weather do? - Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt